Einen interessanten Austausch mit dem Grundthema „Kleine Unternehmen und die Covid-Krise“ bot das vom BFI Burgenland organisierte virtuelle Treffen von Vertretern der Sozialpartnerschaft, Unternehmern und Roma-Vereinen am 22. Jänner 2020.
Zum „Online Round Table“ wurde im Rahmen von Romabiz von Christoph Greiner, Leiter des BFI Oberwart, geladen – das BFI ist Leadpartner in diesem Interreg-Projekt.
Mit dabei waren Arbeiterkammerpräsident Gerhard Michalitsch, Regionalstellenleiterin der WK Oberwart Verena Schermann, ÖGB Regionalsekretär Edmund Artner, Unternehmerin und Expertin in Gründungsfragen Anja Haider-Wallner, Geschäftsführer der Roma VHS und Kulturschaffender Horst Horvath, Vorsitzender des Roma-Volksgruppenbeirats Emmerich Gärtner-Horvath, sowie für das BFI Geschäftsführer Jürgen Grandits und Bildungsmanagerin Beate Venus.
Die Teilnehmenden berichteten von den Auswirkungen der Covid-Krise in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern und diskutierten mögliche Lösungsansätze für alle Betroffenen.
Gerhard Michalitsch sprach von einer immensen Welle von Anfragen an die AK von den ArbeitnehmerInnen – er wies aber auch auf die unterschiedliche Betroffenheit hin: Einerseits seien Betriebe von Kurzarbeit und Stillstand betroffen, andererseits gäbe es auch Unternehmen, die sehr gut oder besser laufen würden als vor der Krise. Er betonte die Unterstützung durch die Sozialpartnerschaft und stellte klar, dass es für unterschiedliche Bereiche wie Bildung oder Wirtschaft maßgeschneiderte und differenzierte Konzepte geben müsse, um alles zeitnah wieder öffnen und ankurbeln zu können.
Für sehr viele Betriebe sei dies kein einfaches Jahr gewesen, führte Verena Schermann für die Seite der Wirtschaftskammer aus. Zusätzlich zum ohnehin starken Wettbewerb und dem allgemeinen Risiko für die Unternehmerseite komme nun noch diese starke Herausforderung hinzu. Für sie sei die richtige Strategie das schnelle Impfen und vermehrtes Testen, um die Wirtschaft voranbringen zu können. Zudem sei auch für sie die Zusammenarbeit der Sozialpartner essentiell, um es für alle Betroffenen dieser Krise ein bisschen leichter zu machen, gemeinsame gute Lösungen würden hier zum Ziel führen.
Für den ÖGB schilderte Edmund Artner, dass es vielen im letzten Jahr „den Boden unter den Füßen weggezogen“ habe und in verschiedensten Tätigkeiten sei Neuland betreten worden. Die Zusammenarbeit der Sozialpartner und die gegenseitige Unterstützung, die gestartet hätte, funktioniere ganz toll. Die Bürokratie sei hinderlich, doch mit der gemeinsamen Hilfe von Organisationen sei Unterstützung möglich. Sorgen macht sich Artner um den Ausbildungssektor – bei Dienstleistern und Gastronomie sei zurzeit keine Praxis möglich, man müsse aufpassen, keine „Lost Generation“ zu generieren.
Anja Haider-Wallner berichtete von ihrer Arbeit als Gründungsberaterin und Unternehmerin. Alle selbstgemachten Produkte hätten gerade gute Absatzmöglichkeiten, wenn der digitale Verkauf funktioniere. Bei den körpernahen Berufen und der Gastronomie liege die größte Herausforderung in der mangelnden Planbarkeit, nicht nur durch spät angekündigte Wiederöffnungsmöglichkeiten, sondern auch durch K1-Kontakte und die notwendigen Quarantänemaßnahmen, was einen plötzlichen Personalausfall bedeute. Sie sieht die Kapazitäten der Förderstellen überlastet und wünscht sich, dass die Unterstützung von Unternehmen noch besser organisiert wird.
Auch Jürgen Grandits sprach aus BFI-Sicht von einem Schwung an Digitalisierung in Bezug auf die Bildungslandschaft. Die neu entstandenen Instrumente könnten auch nach der Krise verwendet werden, woran vor einem Jahr noch niemand gedacht habe. Aus unternehmerischer Perspektive sei viel Arbeit und vor allem Know How nötig, um an die möglichen Fördergelder zu kommen. Die Sozialpartner seien hier als Ansprechpartner vor Ort für alle wichtig, um das bestmögliche für die Arbeitgeber-, als auch für die Arbeitnehmerseite erreichen zu können.
Statements aus der Sicht der Roma kamen von zwei namhaften Vereinsvertretern der Volksgruppe, die das Projekt Romabiz, das vor allem kleine Unternehmen aus dieser Zielgruppe unterstützt, von Beginn an mittragen:
Von einem großen Anstieg an sozialen Problemen erzählte Emmerich Gärtner-Horvath, die in seinem Verein Roma-Service stark merkbar seien. Es sei nun mehr Unterstützung in allen Bereichen gefragt, vor allem in der angebotenen Lernbetreuung. Auch er wünscht sich Möglichkeiten, das Selbstbewusstsein der Volksgruppe zu stärken und Personen, die sich als Vorbilder trauen, sich als Roma zu outen.
Horst Horvath berichtete von der Kultur- und Bildungsszene über eine Vielzahl an abgesagten Veranstaltungen. Dies sei nicht nur für alle Beteiligten problematisch, sondern im Besonderen für die Aufarbeitung der Geschichte der Volksgruppe, wo noch viel zu tun sei und die Voraussetzung dafür sei, dass sich Roma in Zukunft selbstbewusster präsentieren könnten. Dies sei auch wichtig, um die Bereitschaft der Roma zu erhöhen, in die Selbständigkeit zu gehen und sich dann als erfolgreiche Roma-Unternehmen zu deklarieren.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dieser regionale „Runde Tisch“ verschiedenste Blickwinkel auf diese Krise gab und Herausforderungen auf vielen Ebenen aufzeigte.
Als wichtigste und sehr motiviere Conclusio kristallisierte sich die Einigkeit über die gegenseitige Unterstützung in dieser fordernden Zeit heraus. Sozialpartner und Vertreter von Vereinen können gemeinsam Betroffenen helfen – und Privatpersonen sowie Unternehmen sollen diese Hilfe gerne einfordern und in Anspruch nehmen.
Weiter zum Unternehmensprofil