Die laufende Südostasien-Arbeitsreise hat Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) samt Delegation von Indonesien weiter nach Singapur geführt. Neben Gesprächen mit den dortigen Ministerpendants gab und gibt es Firmenbesuche an Ort und Stelle, etwa bei der voestalpine. Heraus stach der Besuch beim Start-up Lionsbot. Beim Hersteller „intelligenter“ Reinigungsroboter ist auch die heimische Reiwag investiert – und Kocher wurde dort kurzfristig zum Reinigungsfachmann.
Lionsbot baut unterschiedliche Reinigungsroboter, die nicht nur in geschäftigen Lagerhäusern laufend fähig sind allen neuen Hindernissen auszuweichen. Es gibt auch welche, die selbiges in Büros machen und gegebenenfalls auch noch den Mitarbeitenden Witze erzählen – die Geräte sollen empathisch als lustige Kompagnons wahrgenommen werden, erläuterte Uni-Professor und Co-Gründer Rajesh Elara Mohan vor der Austro-Delegation. Kocher „zeigte“ einem der verschiedenen Roboter-Typen dessen Arbeitsfeld, das dieser hernach reinigte und dabei die Umgebung scannte um Zusammenstöße mit anderen – sich auch schnell bewegenden Personen oder Geräten – gekonnt zu vermeiden. Das machte dem Politiker und den Anwesenden sichtlich Spaß.
Gegründet war Lionsbot 2018 worden, 2019 stieg die Reiwag mit elf Prozent ein. Der Unternehmenswert habe sich seither vervielfacht, derzeit laufe eine zweite Finanzierungsrunde, sagte Reiwag-Chef Viktor Wagner. Warum steigt eine heimische Firma in Singapur in ein solches Start-up ein? „Wir sind überzeugt, dass diese Entwicklung in der Zukunft nicht mehr wegzudenken ist. Wir haben in Österreich und vielen anderen Ländern auch Probleme, Mitarbeiter zu finden“, sagte Wagner zur APA. „Roboter gewinnen nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Dienstleistung an Bedeutung und entlasten auch unsere Mitarbeiter.“ Der Roboter könne enorme Vorteile für die Kunden bringen.
„Entscheidend ist natürlich auch der Return on Investment. Und unser Lead-Investment bei Lionsbot hat sich bis jetzt bezahlt gemacht“, sagte Wagner weiter. Die Anzahl der weltweit verkauften Roboter steige ständig. „Wir haben bisher weltweit 1.200 Reinigungsroboter verkauft und gehen davon aus, dass sich die Zahl wesentlich erhöhen wird. Die Produktion wird ständig erweitert.“ In den USA werde gerade eine Niederlassung gegründet, die Europazentrale entstehe in Leiden in den Niederlanden wegen des dortigen Universitätsstandortes, sagte der Österreicher.
Dass Lionsbot extrem mit der Forschung in Singapur und dortigen Universitäten zusammenhängt, betonte auch Mohan. Er ist nicht nur Firmen-Mitgründer sondern selbst Professor an der Singapore University of Technology and Design (SUTD). Einerseits sagte Wagner, dass viele Studierende von Mohan nach ihrem Studium zu Lionsbot kämen. Mohan betonte die große Unterstützung des Staates Singapur für die Universitäten und speziell die dortigen IT-Bereiche. Er selbst betreut 2.000 Studierende und Lionsbot bekäme „sehr viel Know-how von der Universität“. Eine ganze Reihe an Abgängerinnen und Abgängern käme auch zum Reinigungsrobo-Start-up und arbeite dort – Designer, Forscher, Programmierer.
Viel dreht sich um Empathie-Forschung. Die Roboter haben auch „Augen“, können sprechen, manche erzählen Witze – sie sollen von den Mensch gemocht werden. Einer fährt in der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Wien herum und putzt fleißig.
Die dem Einstieg vorangegangene Vernetzung mit Lionsbot erfolgte laut Reiwag-Chef Wagner durch Unterstützung WKÖ. Die Vize-Generalsekretärin der WKÖ, Mariana Kühnel, hob das Reiwag-Engagement und -Investment auch als Positiv-Beispiel hervor. In Österreich fehle es tendenziell an der Masse an IT-Fachleuten um ähnliches umzusetzen, bedauerte sie auf Nachfrage.
Kocher wiederum besprach – wie er danach österreichischen Journalistinnen und Journalisten erzählte – mit Ministerpendants aus Singapur unter anderem auch Interessen heimischer Firmen beim Ausbau des dortigen Flughafens und auch Arbeitsrechtsthemen. „Es ist nicht so bekannt, dass Österreich auch ein echter Industriestandort ist.“ Das habe er etwa betont. Denn es sei auch wichtig, dass die Alpenrepublik nicht nur als Kultur- und Tourismusland wahrgenommen werde. Auch Energiethemen wurden besprochen, denn Singapurs Versorgung ist vor allem von Gas abhängig. Das kommt nicht nur via Pipeline aus dem nahen Indonesien sondern auch als LNG aus vielen Staaten der Welt. „Der LNG-Einkauf ist sehr differenziert. Danach muss Europa in den nächsten zehn bis 15 Jahren auch trachten“, sagte Kocher.
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