Leitbetriebe Austria präsentiert gemeinsam mit ISS Österreich unter dem Titel „Lohnt sich Leistung?“ den ersten Fokusgruppenbericht.
Arbeit bietet mehr als nur Lohn: Sie verleiht Sinn, Struktur und Identität, sie ermöglicht Teilhabe sowie soziale Interaktion. Während sich die Bedeutung von finanziellen Anreizen in der Arbeitswelt verändert, sehen sich Unternehmen mit neuen Trends und Herausforderungen konfrontiert. Der erste Fokusgruppenbericht zum Thema „Lohnt sich Leistung?“ der Initiative Neue Welt der Arbeit beleuchtet diese dynamische Landschaft: Finanzielle Anreize bleiben zwar zentral, verlieren jedoch durch Inflation und Teuerung an Wirkung. Nichtfinanzielle Anreize wie Sinnstiftung, Identitätsbildung und Work-Life-Balance gewinnen weiter an Bedeutung. Während die komplexe Dynamik neue Chancen für Arbeitgeber:innen bietet, brauchen Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen dringend überfällige Anpassungen gesetzlicher Rahmenbedingungen – so die zentralen Aussagen des heute von Leitbetriebe Austria und ISS Österreich vorgestellten Berichtes.
Mit der Initiative Neue Welt der Arbeit widmet sich Leitbetriebe Austria, mit wissenschaftlicher Begleitung der WU Wien, in Fokusgruppen unterschiedlicher Themensetzungen den vielfältigen Facetten von Arbeit, wie auch dem gegenwärtig spürbaren Wandel von Arbeitsplätzen und Arbeitsverhältnissen. Als Projektpartner der ersten Stunde übernahm ISS Österreich, der österreichische Marktführer und größte Arbeitgeber im Bereich Facility Services, den Lead der Fokusgruppe zum Thema „Lohnt sich Leistung?“ mit Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Ebenen und Bereichen von Unternehmen. „Der klare Anspruch unserer Initiative ist, den gegenwärtigen Wandel mitzugestalten und proaktiv an Lösungen und Möglichkeiten heranzugehen“, freut sich Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria, anlässlich der Präsentation des Berichtes und ergänzt: „Unsere Betriebe sind Vorbildunternehmen, denen es oft an politischen Rahmenbedingungen fehlt: Neue Arbeitsmodelle mit Erfolgs-, Leistungs- und Ergebnisorientierung müssen Gebot der Stunde sein“. Auch Erich Steinreiber, CEO ISS Österreich, betont jene Erfahrungswerte, die sich aus Markt- und Themenführerschaft klar ergeben und vom Bericht der WU zusätzlich wissenschaftlich gestützt werden: „Die Bereitschaft zur Mehrarbeit ist definitiv da: Sie muss aber sowohl zeitlich möglich sein, als sich auch lohnen.“
Arbeit bietet Sinn, Struktur, Identität, Teilhabe und soziale Interaktion
Unternehmen sehen sich heute mit mehreren Trends und Herausforderungen konfrontiert, die im Bericht herausgearbeitet wurden: Während finanzielle Anreize zentral bleiben, nimmt deren Wirkung durch Inflation und Teuerung ab. Begleitet von nichtfinanziellen Anreizen wie Sinn und Identitätsstiftung, Struktur und Teilhabe sowie soziale Interaktion rücken Lebensqualität und Work-Life-Balance stärker in den Fokus. Die Verschiebung von Arbeitsanreizen stellt Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen vor neue Hürden. Aspekte wie Nachtarbeit, unregelmäßige Stunden und lange Pendelzeiten beeinträchtigen die angestrebte Work-Life-Balance. Gleichzeitig bleibt Flexibilität ein wesentlicher Bestandteil. Zusätzlich gewinnen das Image des Berufs und die Identifikation mit den Arbeitgeber:innen an Bedeutung. Sozialleistungen setzen zunehmend eine Untergrenze für finanziellen Ansporn und steigende Abgabenlasten und negative Medienbilder werden als erschwerende Faktoren bei Mitarbeiterbindung und -motivation beschrieben.
Wandel der Anreizsysteme gestalten
Die komplexe Dynamik aus finanziellen und nichtfinanziellen Anreizen, die die Arbeitsmotivation formt und definiert, bietet jedoch nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Möglichkeiten für Arbeitgeber:innen. Die Verschiebung weg von rein monetären Anreizen eröffnet Unternehmen das Potenzial, sich auf dem Arbeitsmarkt zu differenzieren. Neben dem finanziellen Aspekt definieren Arbeitnehmer:innen ihren Arbeitsplatz auch als Ort der Selbstdefinition und Sinnfindung. Persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, wie Aufstiegschancen und das Erlernen neuer Fähigkeiten, werden ebenso geschätzt wie leistungsbezogene Bonifikationen und Stabilität. Die Vielfalt und Abwechslung der Arbeit sowie das soziale Umfeld spielen eine bedeutende Rolle. Die entsprechenden Lösungen sind im Bericht vielfältig formuliert: Mehr Flexibilität in Arbeitszeit und -ort erhöht den Anreiz für Arbeitnehmer:innen, gleichzeitig erfordert sie Rücksichtnahme auf individuelle Bedürfnisse und verfügbare Ressourcen sowohl auf Arbeitnehmer:innen- als auch Arbeitgeber:innenseite. Das Re-Design von Anreizsystemen mit Fokus auf nicht-monetäre Anreize kann Leistung steigern und Lohnausgaben sogar reduzieren. Die gesellschaftliche Jobwahrnehmung beeinflusst die Motivation zudem stark. Ein passgenaues Entlohnungssystem und flexible Aufgabenbereiche können zum positiven Image der systemrelevanten Berufe beitragen.
Koordiniertes Vorgehen von Individuen, Unternehmen und Politik gefragt
Der Bericht verschärft hinsichtlich der Vor- und Nachteile sich wandelnder Arbeitswelten den notwendigen Blick auf den Dreiklang aus individueller, unternehmerischer und gesellschaftlicher Ebene. „Während Unternehmen oft Vorreiter und Vorbilder in Flexibilität sein müssen, um am Markt zu bestehen, müssen endlich auch die politischen Rahmenbedingungen nachziehen: hinsichtlich Attraktivierung von Vollzeitarbeit, Kinderbetreuungsangeboten, Nachhaltigkeitskriterien in Ausschreibungen der öffentlichen Hand und einer sichtbaren Konkurrenz zwischen Sozialleistungen und Arbeit“, fasst Erich Steinreiber das Fazit zusammen. Unternehmerische Zukunftschancen liegen im Nutzen nicht-monetärer und leistungsbezogener Anreize – insbesondere flexible Arbeitsmodelle und Wertschätzung am Arbeitsplatz. Hier wird auch ein Hebel auf Kundenseite gesehen: Die Akzeptanz von Tagarbeit bei laufendem Betrieb könne, wo es möglich ist, zu Sichtbarkeit und Image von systemrelevanten Berufen wie Reinigungsdienstleistungen beitragen. Nachhaltige Ausschreibungskriterien könnten zudem qualitative und soziale Kriterien berücksichtigen. Einig sind sich die Beteiligten der Initiative und der Fokusgruppe: Es bedarf eines koordinierten Vorgehens von Individuen, Unternehmen und Politik, um den Herausforderungen und Chancen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden.
Zur Initiative
Die Initiative Neue Welt der Arbeit hat zum Ziel, gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse, Motivationen und Beweggründe von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen aufzubauen und so zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas, aber auch der Produktivität in Österreich beizutragen. Dazu bietet Leitbetriebe Austria gemeinsam mit Partnern Foren für einen Dialog beider Seiten, um Aspekte einer positiven Positionierung des Konzepts Arbeit zu finden und zu benennen. Neben der ISS Österreich sind die Raiffeisenbank Wien-Niederösterreich mit dem Themenfeld „Beruflicher und privater Einklang“ sowie in einer gemeinsamen Fokusgruppe die BDO Austria und café+co zum Thema „Arbeitsplatz der Zukunft – Nachhaltige Perspektiven“ Teil der Initiative. Die weiteren Berichte werden in den nächsten Wochen vorgestellt. Die Initiatorinnen der Initiative sind Monica Rintersbacher (Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria), Michaela Hebein (Partnerin Kommunikationsagentur Kapp Hebein Partner) sowie Manuela Lindlbauer (Eigentümerin LINDLPOWER Personalmanagement). Weitere Unterstützer der Initiative Neue Welt der Arbeit sind EHL, ARS Akademie, ETC, Handelsverband, Leadersnet Österreich, Kurier, MV Verlag, Kleine Zeitung, RMA, weekend und marketagent. leitbetriebe.at/initiative-neue-welt-der-arbeit/