Nachbericht: Online-Fokus-Gespräch „Sinn als Erfolgsfaktor“

Für den 11. November 2025 luden Leitbetriebe Austria mit dem Leitbetrieb P8 Marketing und Sinnmacher zum Online-Fokus-Gespräch „Sinn als Erfolgsfaktor“ ein. Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria, eröffnete die Veranstaltung mit den Worten: „Sinn kann man nicht einfach verordnen, aber man kann ihn ermöglichen.“

Vortrag Prof. Dr. Tatjana Schnell, Professorin für Existenzielle Psychologie
Prof. Dr. Schnell, Professorin an der MF Specialized University in Oslo und an der Humanistischen Hochschule Berlin, stellte in ihrem Vortrag „Sinnvoll arbeiten: Erkenntnisse aus der empirischen Forschung“ aktuelle Forschungsergebnisse zur Bedeutung sinnvoller Arbeit vor. Das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit im Beruf hat laut Studien in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Neben Gehalt, Karriere und Flexibilität rückt die Frage nach Bedeutsamkeit immer stärker in den Mittelpunkt: Wozu tue ich, was ich tue – und welchen Unterschied bewirkt es?

Vier Dimensionen sinnvoller Arbeit
74 Prozent der Beschäftigten wichtig, dass ihr Beruf sie erfüllt, tatsächlich erleben dies jedoch nur 46 Prozent. In der DACH-Region empfinden nur 48 Prozent ihre Arbeit als sinnerfüllend.

Doch was macht Arbeit sinnvoll? Prof. Schnell fasst es in vier Dimensionen zusammen:

  • Bedeutsamkeit: das Bewusstsein über den eigenen Beitrag im größeren Ganzen
  • Orientierung (Purpose): das Wissen um das „Warum“ einer Tätigkeit
  • Zugehörigkeit: Wertschätzung und Zusammenhalt im Team
  • Kohärenz: die Übereinstimmung zwischen eigenen Werten, Fähigkeiten und Lebenssituation

Sinnfördernde Strukturen zahlen sich aus
Besonders stark wirkt der Faktor Zugehörigkeit. Wo Mitarbeitende sich eingebunden und wertgeschätzt fühlen, steigt die Leistung um 56 Prozent, mit gleichzeitig geringerer Fluktuation und weniger krankheitsbedingten Ausfällen.

Dazu sind Authentizität und Integrität in der Führungsebene zentrale Faktoren: „Wenn Purpose im Leitbild steht, aber im Alltag nicht gelebt wird, führt das zu Zynismus und Sinnverlust unter Mitarbeitenden“, so Prof. Schnell.

Auch Kohärenz erweist sich als Schlüsselfaktor. Fehlt diese zwischen Person, Rolle und Tätigkeit, leidet das individuelle Sinnempfinden darunter. Unterforderung, das sogenannte Bore-out, kann dabei ebenso belastend sein wie Überforderung und Burn-out.

Wo entsteht Sinn?
Sinn im Beruf zu finden lässt sich nicht von oben verordnen. Er entsteht im Zusammenspiel von Mensch, Aufgabe, Organisation und Umfeld. Wer seine Arbeit als sinnvoll empfindet ist motivierter, engagierter und zufriedener. Geld allein schafft keine ausreichende Sinnhaftigkeit.

Wie stark dieser Effekt sein kann, zeigte Prof. Schnell am Beispiel einer bekannten Callcenter-Studie von Adam Grant. Mitarbeitende, denen gesagt wurde, dass ihre Arbeit einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leistet, steigerten ihre Leistung fast um das Dreifache.

Zudem entsteht Sinnfindung beim Arbeiten dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen und sich anspruchsvollen Situationen stellen. Er ist also kein reiner „Wohlfühlfaktor“ und auch nicht dauerhaft vorhanden, sondern tritt episodisch auf. Sinnvolle Arbeit bedeutet daher nicht stetige Freude, sondern kann gerade in belastenden Phasen entstehen.  Zugleich lässt er sich nicht „verordnen“, sondern ergibt sich aus dem Zusammenwirken von Person, Tätigkeit, Organisation und Stakeholdern. Dabei bleibt sinnvolles Arbeiten klar von einer existenziellen Sinnsuche getrennt: Nicht alle Lebensbedürfnisse können oder sollten rein durch den Beruf erfüllt werden.

Best Practice-Beispiele aus den Leitbetrieben
Magᵅ Friederike Prassl, Prokuristin und Head of Customer Service and Internal Projects bei der Kamper Handwerk+Bau GmbH, betonte: „Sinn entsteht durch herausfordernde Projekte, nicht durch Routinearbeit.“ Gerade komplexe Aufgaben fordern Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist und Durchhaltevermögen – und machen dadurch Arbeit sinnstiftend. Wertearbeit hat im Unternehmen einen festen Platz. In regelmäßigen Team-Jour-fixe-Runden reflektieren Mitarbeitende, was ihnen wichtig ist und warum sie ihre Aufgaben erfüllen. Jede und jeder definiert drei persönliche Werte – etwa Loyalität, Güte und Mut – aus einer vorgegebenen Liste. Diese Werte werden somit sichtbar gemacht und aktiv in Entscheidungsprozessen erlebt. Auch Ursachen für Fehler oder Konflikte werden anhand dieser individuellen Wertedefinitionen analysiert. Entscheidend sei dabei der gemeinschaftliche Aspekt: „Sinn entsteht immer im Miteinander, nicht für sich selbst, sondern im Beitrag für andere.“

Dr. Monika Schüssler, CEO & Brand Ambassador der ÖJAB (Österreichische Jungarbeiterbewegung), hob den Wert von offener Kommunikation und Authentizität in der Führung hervor: „Wir pflegen nicht nur Fortbildung. Unser Fundament ist, ehrlich zu kommunizieren – auch bei unangenehmen Themen wie Kündigungen.“ Für Dr. Schüssler bildet Offenheit das Fundament einer gesunden Unternehmenskultur. Entscheidungen werden transparent und nachvollziehbar getroffen. Bei der ÖJAB steht der Mensch im Mittelpunkt. Wer erkennt, dass alle Mitarbeiter ein eigenes Leben mit individuellen Herausforderungen führen, handelt automatisch empathischer und verständnisvoller. Dabei ist Authentizität die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft. Nur wer ehrlich und nachvollziehbar führt, schafft Vertrauen und Zugehörigkeit.

Von der Forschung zur Praxis
Zum Abschluss stellte Prof. Schnell die gemeinsam mit P8 entwickelte die App Sinnmacher für Organisationen vor. Mit der App wird ein Tool entwickelt, das Unternehmen und Organisationen dabei unterstützt, Sinnerfahrungen im Arbeitsalltag gezielt zu fördern und sichtbar zu machen.

Führungskräfte und Mitarbeitende werden dabei gleichermaßen angesprochen und eingeladen, den Sinn ihrer Arbeit bewusst zu reflektieren und mit den Zielen des Unternehmens zu verbinden. Die App bietet praxisnahe Impulse – sowohl für die persönliche Auseinandersetzung als auch für den gemeinsamen Dialog im Team. So entsteht Orientierung, Motivation und Klarheit darüber, was die eigene Arbeit bedeutsam macht.

Wenn Sie Interesse haben, Sinnmacher für Ihre Organisation mitzugestalten, freut sich das Sinnmacher-Team auf einen unverbindlichen Austausch mit Ihnen. Gerne können Sie sich direkt bei der Geschäftsführerin Nina Hauser (hauser@sinnmacher.eu) für eine Terminabstimmung melden! www.sinnmacher.eu

Fazit: Sinn als Leistungstreiber
Das Online-Fokusgespräch zeigte deutlich, dass Sinn nicht vorgeschrieben, aber gezielt unterstützt werden kann – etwa durch authentische Führung, gelebte Werte und Kohärenz.
Wo Menschen Bedeutsamkeit, Orientierung, Zugehörigkeit und Kohärenz erfahren, steigen Motivation und Leistungsfähigkeit – und auch die psychische Gesundheit wird nachhaltig gestärkt.

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