Pfand gefährdet Nahversorgung. Mehrheit der Österreicher laut Greenpeace-Studie ebenfalls gegen Einwegpfand. Alternativmodell überzeugt mit besserer Umweltbilanz & 60 Mio. Kostenersparnis.
Tausende heimische Betriebe, insbesondere EPU und KMU, brauchen in der schwersten Krise der Nachkriegszeit Unterstützung von staatlicher Seite, um Corona einigermaßen bewältigen zu können. „Gerade jetzt wäre eine finanzielle Mehrbelastung von jährlich 10.500 Euro pro Betrieb durch die Einführung eines Einwegpfand-Systems volkswirtschaftlicher Wahnsinn. Daher lehnen wir dies geschlossen und vehement ab. Auch die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung ist sogar laut einer Greenpeace-Studie aus 2019 zurecht dagegen“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Die österreichische Wirtschaft fordert stattdessen ein ganzheitliches Kreislaufwirtschaftsmodell, das die ambitionierten EU-Recycling- und Getrenntsammelziele wesentlich effektiver und auch weit kostengünstiger erreichen könnte als ein Flaschenpfand – und das, ohne die Konsumenten zur Kasse zu bitten.
„Die Pfand-Diskussion darf nicht Spielball eines politischen Abtausches werden, dazu ist das Thema zu wichtig. Österreich sammelt ja bereits sehr erfolgreich in 8 Bundesländern Plastikflaschen. Ein Pfand würde, außer in Wien, kaum Verbesserung bringen, aber Unsummen kosten. Wir müssen in Wien nur jene Potenziale heben, die in anderen Bundesländern bereits erfolgreich gelebt werden“, so Handelsverband-Vizepräsident Frank Hensel im Namen der österreichischen Lebensmittelhändler.
Der 10-Punkte-Plan der heimischen Wirtschaft ist um mindestens 60 Millionen Euro kostengünstiger als das Modell von Bundesministerin Gewessler, vermeidet die Belastung von Konsumenten und Unternehmen und erfüllt darüber hinaus alle abfallpolitischen Zielvorgaben – nicht nur die Sammelquote für Kunststoffflaschen. Daher plädiert der Handel geschlossen für ein ganzheitliches System zur Erreichung der EU-Vorgaben, und nicht für teure Insellösungen aus rein politischen Gründen.
„Die österreichischen Lebensmittelhändler leisten schon langjährig Großes, um Abfall zu vermeiden. Wir wollen aber nicht selbst zu Müllhalden werden. Unser ganzheitliches Modell bezieht sowohl Betriebe als auch Haushalte und den Außer-Haus-Konsum mit ein und setzt an jenen drei Hebeln an, auf die es laut Experten ankommt: eine verbesserte Erfassung von Wertstoffen, die Optimierung der Sortierung sowie mehr Bewusstseinsbildung gegen Littering“, bestätigt Handelssprecher Rainer Will.
Die österreichische Wirtschaft hat in den letzten Jahren dreistellige Millionensummen investiert, um ein effizientes Getrenntsammelsystem aufzubauen, um das uns heute viele andere Länder beneiden. Es wäre völlig unangebracht, jetzt ein teures und ineffizientes Parallelsystem aufzubauen, das gleichzeitig das etablierte System schwächt.
Die Pfandbefürworter spielen mit Bildern und kampagnisieren mit Halbwahrheiten, um von den tatsächlichen, gravierenden Auswirkungen auf die Nahversorgung abzulenken. Auch die signifikanten Mehrkosten eines Einwegpfandsystems für die Verbraucher werden bewusst verschwiegen. Allein Pfandschlupf würden den österreichischen Konsumenten jährlich zwischen 36 und 72 Millionen Euro an Kaufkraft entziehen. Daher muss diese eindimensionale Sichtweise endlich abgestellt werden.