v.l.: Wolfgang Suitner (WKO), Lena Wostal (Magenta Telekom), Alexander Raffeiner (Raffeiner Reputation, Moderation), Eva Mandl (Himmelhoch), Julia Wippersberg (APA-Comm), Thomas Schwabl (Marketagent.com), Leila Kassoume-Kreiner (Büro Wien), Klemens Ganner (APA-Comm) / Copyright: APA-Comm/APA-Fotoservice/Schedl

APA: Shift happens – Events in Veränderung

Expertinnen und Experten diskutierten bei Event von APA-Comm – „Trendradar“ zur Lage der Veranstaltungsbranche – Technik wird wichtiger – Live-Atmosphäre und persönliche Begegnung bleiben on top

„Was geht, was kommt bei Events?“ fragte der APA-Comm-Talk am Dienstag, 10. Mai, und präsentierte sich, dem Trend folgend, gleich selbst als hybride Veranstaltung – live vor rund 100 Gästen im Filmquartier Wien sowie mehr als 100 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern per Live-Stream. Spannende Zahlen zu den aktuellen Entwicklungen lieferte gleich zu Beginn Thomas Schwabl von Marketagent.com mit den Ergebnissen der aktuellen „PR-Trendradar“-Umfrage: 217 Expertinnen und Experten hatten darin ihre Einschätzung zu relevanten Fragen rund um das Thema Events verraten.

Streaming gewinnt an Boden
„Insbesondere geht es um das technische Know-how, das deutlich an Bedeutung gewinnt“, stellte Schwabl fest. So liege etwa bei der Auswahl des externen Dienstleisters die technische Kompetenz an der Spitze der Kriterien – 100 Prozent erachten sie für „sehr“ oder „eher wichtig“. Dazu passt auch die Veränderung beim Live-Streaming: Vor der Pandemie gaben noch 64,1 Prozent der Befragten an, niemals Streaming zu machen, und 30,9 Prozent „gelegentlich“. Während der Pandemie blieb die Zahl der „Gelegentlichen“ gleich, die „Niemals“-Angaben schrumpften auf 16,1 Prozent, und 28,1 Prozent geben an, zu dieser Zeit „immer“ Streaming durchgeführt zu haben. Inzwischen fiel die letztere Gruppe wieder auf 5,5 Prozent zurück; die „Gelegentlichen“ machen jedoch mit 48,8 Prozent mittlerweile bereits fast die Hälfte der Befragten aus, und „nie“ gibt es Streaming nur mehr für 14,3 Prozent.

Präsenz, digital – oder beides?
Waren vor der Pandemie noch rund 87 Prozent der Events in Präsenz, so sind es nun nur noch 58,4 Prozent. Die Zahl der hybriden Veranstaltungen hat sich von 4,3 Prozent vor der Pandemie auf mittlerweile rund 23 Prozent gesteuert. Rein digital werden nun 18,7 Prozent der Events abgehalten, gegenüber 8,8 Prozent vor der Pandemie. Die Vorteile von digital oder hybrid abgehaltenen Veranstaltungen drehen sich vor allem um die Convenience – die Zeitersparnis für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und die bessere Möglichkeit der Teilnahme regionaler und internationaler Gäste werden genannt. Als größten Nachteil empfindet man den fehlenden persönlichen Kontakt – für 90,8 Prozent der Befragten ein Minus. Die schlechte Möglichkeit zum Networking beklagen 86,6 Prozent, und 82,5 vermissen die Eventatmosphäre.

„Was bleiben wird“, resümierte Schwabl: „dass wir Veranstaltungen digital und hybrid durchführen. Shift happens, aber die Digitalisierung bleibt uns.“

Tragende Säule der Wirtschaft
Mit den Trends und den Learnings aus der Pandemie befassten sich anschließend die Expertinnen und Experten am Podium unter Moderation von Alexander Raffeiner (Raffeiner Reputation). Die Bedeutung der Branche führte Wolfgang Suitner, Branchensprecher in der WKO für die Veranstaltungsbetriebe, vor Augen: „Mit 7.000 Betrieben direkt aus dem Veranstaltungssegment und 18.000 Betrieben als Zulieferer schafft die Branche 50.000 Arbeitsplätze, das entspricht 3,5 Prozent aller Erwerbstätigen in Österreich, und bildet eine wesentliche Säule der Wirtschaft.“ Der kommende Sommer sehe zwar sehr gut aus, so Suitner, das Problem sei aber lange Vorlaufzeit, bis man Umsatz generieren und die 75 Prozent Umsatzrückgang während der Pandemie aufholen könne.

„Wir freuen uns sehr, dass Live-Veranstaltungen wieder möglich sind, und natürlich freuen sich auch unsere Kunden“, berichtete Leila Kassoume-Kreiner, Geschäftsführerin der Eventagentur Büro Wien. Jetzt müssten Veranstaltungen zum Teil in sehr kurzer Zeit umgesetzt werden, weil die Kunden sich über die Situation im Herbst sorgten. Man habe ein paar Monate, die Luft verschaffen, aber wisse noch nicht, was kommt.

Inhalt im Vordergrund
„Wir haben sehr viel gerade im digitalen Bereich dazugelernt“, sagte Eva Mandl, Geschäftsführerin PR-Agentur Himmelhoch: „Künftig werden wir Live-Veranstaltungen machen, aber mit vielen coolen digitalen Tools, zum Beispiel Tele-Präsenz-Roboter.“ Die eingesetzte Technik müsse jedoch der Idee folgen und nicht umgekehrt, plädierte Julia Wippersberg, Geschäftsführerin APA-OTS: „Bei einer hybriden Veranstaltung müssen alle TeilnehmerInnen die Chance haben zu interagieren, und da hilft uns die Technik natürlich.“ Der Inhalt stehe im Fokus, war man sich am Podium einig – davon hänge es ab, ob man hybrid oder digital veranstalte, und man müsse immer bedenken, womit man die Menschen richtig abhole.

Atmosphäre wird geschätzt
Feedback einzuholen sei gerade im digitalen Bereich sehr schwierig, und die Stimmung im Publikum bekomme man nicht mit. Dazu konstatierte man zurzeit ein großes Bedürfnis sich zu treffen, um sich zu vernetzen. Suitner: „Die Pausen können gar nicht lang genug sein, weil jeder ein unheimliches Bedürfnis hat, sich im Fachbereich mit KollegInnen auszutauschen.“ Das bestätigte auch Lena Wostal, Market Manager IoT bei Magenta Telekom: „Früher hat man gesagt, die Location muss auch einen Entertainment-Faktor bieten, heute müssen Locations auf jeden Fall Vernetzung und Gespräche ermöglichen.“

Kosten und Nachhaltigkeit
Viel an Technik sei in letzter Zeit bei Veranstaltungen zu stemmen, der Aufwand an Vorbereitung gestiegen. Aus KundInnensicht nahm Lena Wostal Stellung zu dieser Entwicklung: „Uns ist das durchaus bewusst, und wir nehmen auch gerne Geld in die Hand, wenn wir dafür am Ende des Tages Qualität bekommen.“ Nachhaltigkeit werde heute extrem nachgefragt, auch im digitalen Bereich, berichtete Leila Kassoume-Kreiner: „Das Thema Nachhaltigkeit ist ganz wichtig, Hybrid- und Digital-Event wären deshalb sowieso bald gekommen – die Pandemie hat diese Entwicklung nur beschleunigt.“

Ausblick in den Herbst
Was braucht es, damit die Branche gut vorbereitet in den Herbst geht? Ganz entscheidend seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, meint Wolfgang Suitner. Er will die Politik für die Komplexität des Themas sensibilisieren. „Wir möchten Rahmenbedingungen, unter denen wir seriös arbeiten und wirtschaften können.“ Veranstaltungen seien ein wesentlicher Faktor, um aus der sozialen Verarmung der Pandemie-Zeit herauszukommen: „Veranstaltungen haben jetzt einen anderen Wert als vor der Pandemie – das ist für mich der größte Lerneffekt.“

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