Banken und FinanzberaterInnen beschäftigen sich schon lange damit, wie man bei der Next Generation Interesse an den Kapitalmärkten weckt. Gamification ist ein vielversprechender Zugang zu diesem wichtigen Thema. Im Auftrag der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und in Kooperation mit der Universität Graz hat der IT- und KI-Dienstleister Ascent die Börsensimulation fit2invest programmiert. Finanz-AnfängerInnen und Fortgeschrittene können hier ihr Finanzwissen anhand historischer Daten und realistischer Anlagesituationen risikofrei trainieren und ihr Marktverständnis verbessern. Bislang wurden bereits über 10.000 Investmentspiele absolviert.
Das Aktienbarometer 2024 von Industriellenvereinigung, Aktienforum und Wiener Börse zeigt, dass ein Fünftel der 16- bis 19-Jährigen bereits in Wertpapiere investiert. Rund zwei Drittel ohne Wertpapierbesitz in derselben Altersgruppe wollen Geld in Wertpapieren anlegen. Drei Viertel der befragten TeenagerInnen geben fehlendes Finanzwissen als Grund für den Investment-Verzicht an. Das Fazit ist also: Das Interesse ist groß, die Kompetenzen sind noch ausbaufähig.
Ähnliche Erfahrungen machten auch die BeraterInnen der steirischen Raiffeisenbanken. Doch die Unsicherheit in puncto Wertpapiere ist nicht nur bei den Jungen, sondern in der gesamten Bevölkerung groß. Die Zahlen sprechen für sich: Alleine in der Raiffeisen Bankengruppe Steiermark liegen zurzeit rund 10 Milliarden Euro auf Giro-Konten. Speziell im Veranlagungs- und Wertpapierbereich fehlt es oft noch an dem nötigen Wissen. Einige der Begründungen lauten: „Ich habe Angst, dass ich Geld verliere“ oder „ich kenne mich nicht aus“. In vielen Beratungsgesprächen ist bemerkbar, dass es einen großen Bedarf an der Steigerung von Finanzkompetenzen seitens der KundInnen gibt. Wer sein Geld nur auf Girokonten geparkt hat, erleidet inflationsbedingt einen realen Wertverlust.
Um Finanzinteressierten die Welt der Wertpapiere näherzubringen, setzt Raiffeisen Steiermark neben persönlicher Beratung durch Finanzprofis seit Ende 2024 auch auf den Börsensimulator fit2invest. Umsetzungspartner waren der internationale IT- und Clouddienstleister Ascent mit Österreich-Hauptsitz in Graz für das technologische sowie die Universität Graz für das wissenschaftliche Fundament.
Virtuell erfahren, wie Kapitalmärkte ticken
Im Spiel können junge wie auch ältere Finanzinteressierte ihr Wissen anhand von virtuellem Kapital unter realistischen Bedingungen testen. Auch ohne bestehendes Kundenkonto bei einer steirischen Raiffeisenbank kann jede und jeder einfach einsteigen. UserInnen begeben sich in die Welt der Kapitalmärkte, präziser gesagt auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Im Zeitverlauf wird man nun mit historischen Ereignissen und realistischen Anlagesituationen seit 1972 konfrontiert. Es gilt, die grundlegende Strategie und das Verhältnis von Aktien und Anleihen festzulegen und in Folge Investmententscheidungen zu treffen, konkret zu welchem Zeitpunkt Wertpapiere gekauft bzw. verkauft werden. Wie auch im echten Leben lautet das Ziel, eine ansehnliche Gesamtrendite über einen vordefinierten Zeitraum zu erzielen. Am Ende eines Spiels folgen ein Feedback und eine umfassende Analyse der Ergebnisse.
Einmal durchgespielt, warten weitere Investment-Herausforderungen. Game für Game müssen die SpielerInnen neue Anlagesituationen bewältigen. Im Trainingsbereich kann man mitverfolgen, ob sich die Investitionsstrategien von Spiel zu Spiel verbessern. Indem die interaktiven Trainingsmodule genutzt werden, lässt sich das Wissen erweitern und werden die eigenen Fähigkeiten geschärft.
Bei der Entwicklung wurde besonders viel Wert auf das User Experience Design für eine breite öffentliche Zielgruppe und – in Kooperation mit der Universität Graz – auf korrekte finanzmathematische Berechnungen gelegt. Nachdem es sich auch um eine öffentlich zugängliche Softwareapplikation der Bank handelt, waren strengste regulatorische Vorschriften und Sicherheitsaspekte einzuhalten.
fit2invest gut angenommen: rund 10.000 Spiele absolviert
Das Ende 2024 gelaunchte fit2invest wird sehr gut angenommen. Bislang wurden über 10.000 Investmentspiele absolviert. Über 1.000 UserInnen nutzen den Trainingsbereich und haben dabei rund 140.000 Börsenjahre Erfahrung gesammelt.
Roland Roitner, Veranlagungsexperte der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und Mitentwickler von fit2invest: „fit2invest lässt sich ausgezeichnet in unsere Beratung integrieren. Das spielerische Konzept kommt bei unseren KundInnen sehr gut an und unterstützt optimal bei der Vermittlung wichtiger Anlagegrundsätze. Der Simulator nimmt ihnen die Angst vor Wertpapieren. KundInnen erleben im Spiel realitätsnah die Wertschwankungen, sind jedoch häufig überrascht, wie gut Wertpapiere langfristig im Vergleich zum Sparbuch abschneiden. Damit leistet fit2invest wichtige Aufklärungsarbeit, die durch persönliche Beratung ergänzt wird. Durch den Einsatz von fit2invest ist tatsächlich auch die Abschlussquote im Wertpapier-Bereich gestiegen.“
Christoph Platzer, Geschäftsführer der Ascent Digital Services AT GmbH: „Gamification kann dabei helfen, eine Brücke zu unnahbaren und komplexen Themen zu schlagen. Es war uns ein großes Anliegen, mit fit2invest eine Plattform zu schaffen, in der Finanz-AnfängerInnen wie Fortgeschrittene ihr Finanzwissen unter realistischen Bedingungen testen und trainieren können. In Verbindung mit professionellem Feedback können die SpielerInnen ein besseres Marktverständnis entwickeln. Indem Banken vor allem auch der Next Generation einen spielerischen und risikolosen Zugang zu den Kapitalmärkten ermöglichen, lässt sich Vertrauen aufbauen.“