Wie Österreichs Wirtschaft aus der Krise in neue Wachstumsmärkte starten kann.
„Es geht nicht darum, Europa den Rücken zu kehren – sondern darum, den Fokus zusätzlich auf Wachstumsregionen und regionale Wirtschaftsblöcke zu richten, wo neue Wertschöpfungsketten entstehen.“
Gastkommentar von Michael Otter, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA.
Österreich genießt international den Ruf eines leistungsstarken Exportlands. Produkte und Services „Made in Austria“ überzeugen weltweit durch Qualität und Innovationskraft. Von den Erfolgen heimischer Exportfirmen auf den internationalen Märkten profitiert das ganze Land: Sie stehen für über 50 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung, mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze hängen an der Exportwirtschaft.
Insbesondere Leitbetriebe tragen maßgeblich zu diesem Erfolg bei. Laut Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche zeichnen sich gerade diese Unternehmen als Exportweltmeister aus. Das größte Viertel der heimischen Firmen steht für rund 90 Prozent aller Ausfuhren.
Doch 2024 geriet die Erfolgsgeschichte ins Stocken: Die Exporte gingen um fast zehn Milliarden Euro zurück – ein Wert, der dem gesamten Exportvolumen in die Schweiz entspricht, unserem viertwichtigsten Markt.
Das österreichische Exportmodell steht unter wachsendem Druck: Schwache Nachfrageimpulse aus wichtigen europäischen Absatzmärkten, geopolitische Risken, zunehmender Protektionismus und Handelskonflikte – Stichwort US-Zölle –, treffen exportstarke Länder wie Österreich.
Hinzu kommt: China und andere südostasiatische Länder haben sich in kürzester Zeit als starke Mitbewerber etabliert. Während Chinas Industrieproduktion um 35,4 Prozent über dem Vorkrisenniveau liegt, verzeichnen die vier größten Volkswirtschaften der EU (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien) ein Minus von 7,2 Prozent.
Mit Mut in neue Märkte: In Überseedestinationen liegt großes Potenzial
Der Exportfokus der österreichischen Wirtschaft liegt nach wie vor auf Europa: Rund 70 Prozent der Warenausfuhren haben die EU zum Ziel, acht unserer zehn wichtigsten Exportmärkte liegen auf unserem Heimkontinent. Wie muss sich die Exportwirtschaft in dem aktuell fordernden Umfeld aufstellen? Eine Antwort liegt in der Diversifizierung der Absatzmärkte. Es geht nicht darum, Europa den Rücken zu kehren – sondern darum, den Fokus zusätzlich auf Wachstumsregionen und regionale Wirtschaftsblöcke zu richten, wo neue Wertschöpfungsketten entstehen. An diese sollten Exportfirmen künftig noch stärker andocken.
Wie österreichische Unternehmen globale Risiken meistern und Chancen in Wachstumsmärkten nutzen können, steht am 3. Juni beim großen Exporttag „Seizing Business Opportunities. NOW!“ (www.exporttag.at) in Wien im Fokus.
Südostasien zählt zu den dynamischsten Wirtschaftsräumen der Welt. Das International Trade Center beziffert das ungenutzte Exportpotenzial in den ASEAN-5-Staaten auf über zwei Milliarden Euro – beinahe eine Verdopplung der bisherigen Ausfuhren.
Auch Indien rückt verstärkt in den Fokus: In nur zehn Jahren haben sich die österreichischen Exporte auf 1,3 Mrd. Euro verdoppelt. Doch das Potenzial ist noch größer – laut Analysen liegt es bei über einer Milliarde Euro zusätzlich.
Geschäftschancen für heimische Betriebe eröffnen sich durch die steigende Urbanisierung, wodurch der Bedarf nach Lösungen in den Bereichen Green Tech sowie Verkehrs- und Energie-Infrastruktur wächst. Bei der Modernisierung der Industrie ist Know-how und Qualität aus Österreich gefragt, vom Anlagenbau bis zu technologischen Geräten. Durch den Anstieg der Kaufkraft steigt die Nachfragen nach Konsumgütern.
Neben Lateinamerika sowie Zentralasien verspricht die Golfregion neue Wachstumschancen. Diese profitiert von gestiegenen Rohstoffpreisen. Die höheren Einnahmen werden langfristig in der Region investiert, was sich in starken Zuwächsen der österreichischen Exporte nach Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate niederschlägt. Dabei punktet Österreich mit einer breiten Produktpalette von Green Tech- über Infrastrukturprodukte bis zum Bau und Digitalisierung.
Beim Eintritt in neue Märkte ist das weltweite Netzwerk der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ein entscheidender Hebel: Mit rund 100 Stützpunkten in mehr als 70 Ländern bietet es wertvolle Informationen, Kontakte und Orientierungshilfe vor Ort (www.wko.at/aussenwirtschaft). Im Vorjahr nutzten heimische Betriebe bei rund 53.000 individuellen Beratungsgesprächen die Expertise der AußenwirtschaftsCenter.
Unsere Expert:innen – in den Bundesländern, in der WKÖ-Zentrale sowie in den AußenwirtschaftsCenter – identifizieren neue Marktchancen und unterstützen österreichische Unternehmen vor Ort bei der Diversifikation ihrer Zielmärkte. Die Services reichen von unseren Wirtschaftsmissionen über BootCamps – Coaching-Programme für den Markteintritt im jeweiligen Land – bis hin zu Unternehmensförderungen. Ein starker Partner ist dabei die Internationalisierungsoffensive go international (www.go-international.at), eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus sowie der Wirtschaftskammer Österreich.
Wer international wachsen will, braucht starke Partner. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA unterstützt Sie für Ihren weltweiten Markterfolg: wir sind immer da, wo Sie uns brauchen.