Eva Martischnig ist Senior Managerin bei BDO und berät Unternehmen jeder Größe und Branche in Bezug auf Förderungen für Forschung und Entwicklung, Forschungsprämie sowie Investitionsförderungen © Foto Fischer

BDO: Förderungen – Katalysator für Innovation und Wachstum

Keine Panik. Obwohl es – ob der Nachrichtenlage um die heimische Wirtschaft – schwierig ist, keinerlei unternehmerische Unruhe zu verspüren, ist nun eines umso wichtiger: einen kühlen Kopf zu bewahren. Statt reaktiver Hektik erfordert eine nachhaltige Unternehmensführung analytische Weitsicht und adaptives Handeln. Auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten gibt es Entwicklungsmöglichkeiten, dank derer Unternehmen nicht nur wirtschaftlich resilient bleiben, sondern sich durch eine zukunftsorientierte Positionierung langfristig am Markt behaupten können.

Gerade jetzt gilt es, kurzfristige Krisenreaktionen zu vermeiden und den Fokus auf eine zukunftsorientierte Unternehmensstrategie zu richten.

Ein entscheidender Faktor für nachhaltige unternehmerische Stabilität ist die Optimierung der Finanzierungsstruktur. Dabei sollte Finanzierung nicht nur als Mittel zur Überbrückung von Krisenzeiten betrachtet werden, sondern vielmehr als ein Hebel für langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Alternative Finanzierungsformen bieten hierbei oft unterschätzte Potenziale. Insbesondere Förderprogramme können nicht nur Engpässe abfedern, sondern auch als Katalysator für Innovation und Wachstum fungieren.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Inwiefern können Förderungen eine kohärente Finanzierungsstrategie ergänzen und welche Auswirkungen haben sie auf das Vertrauen von Investor:innen, die Transparenz der Unternehmensführung sowie die langfristige Nachhaltigkeit?

1) Gütesiegel >Förderung erhalten<
Die gegenwärtige Rezession sowie anhaltende politische Unsicherheiten führen zu einem Rückgang der Investitionstätigkeit, hemmen Innovationsprozesse und zwingen viele Unternehmen in eine defensive Position. In diesem herausfordernden Umfeld kann die Integration von Fördermitteln in die Unternehmensfinanzierung nicht nur helfen, wirtschaftliche Durststrecken zu überbrücken, sondern auch eine belastbare Basis für zukünftiges Wachstum und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit schaffen.

Entgegen der weit verbreiteten Wahrnehmung sind Fördermittel mehr als eine kostengünstige Finanzierungsquelle – ihr eigentlicher Wert ergibt sich aus einer Vielzahl positiver Nebeneffekte, die den Förderprozess begleiten. So fungiert eine erfolgreich akquirierte und verwaltete Förderung als ein Qualitätssiegel für die wirtschaftliche Stabilität und Innovationskraft eines Unternehmens. Die Vergabe von Fördermitteln erfolgt nach einer umfassenden Prüfung, die bestätigt, dass das Geschäftsmodell tragfähig und von wirtschaftspolitischer Relevanz ist.

Die positive Wirkung von Fördermitteln erstreckt sich zudem auf die allgemeine Kapitalbeschaffung. Investor:innen bevorzugen nachweislich Unternehmen, die bereits erfolgreich Förderungen erhalten haben, da dies für wirtschaftliche Solidität, Seriosität und ein Geschäftsmodell mit Weitsicht spricht.

2) Transparenz durch strukturiertes Monitoring und finanzielle Planungssicherheit
Ein häufig genannter Kritikpunkt an Fördermitteln ist der damit verbundene administrative Aufwand. Doch gerade die damit einhergehenden Prüfprozesse bieten auch Vorteile: Unternehmen, die Fördermittel beantragen, sind verpflichtet, ihre detaillierte finanzielle und strategische Planung darzulegen. Die von Förderstellen geforderten Berichte und Nachweise können häufig mehrfach genutzt werden. Sie schaffen eine solide Basis für interne Steuerungsprozesse und können als Grundlage für weitere Finanzierungsverhandlungen dienen, was die Attraktivität gegenüber weiteren Finanzierungspartner:innen erhöht.

3) Nachhaltigkeit als strategischer Faktor in der Unternehmensfinanzierung
Ein weiterer wesentlicher Aspekt von Förderungen ist ihre nachhaltige Wirkung auf die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens. Ein nicht rückzahlbarer Zuschuss reduziert die Abhängigkeiten von teuren Fremdfinanzierungen und verbessert die Eigenkapitalquote. Eine stärkere Eigenkapitalbasis wiederum senkt das Risiko für Fremdkapitalgeber:innen, was die Finanzierungsbedingungen insgesamt verbessert.

Oft wird argumentiert, dass Förderungen inflationstreibend seien. Diese Behauptung ist jedoch zu pauschal. Richtig eingesetzte, gezielte Förderungen wirken stabilisierend, da sie Unternehmen gezielt beim Ausbau zukunftsträchtiger Technologien und nachhaltiger Strukturen unterstützen. Statt wahllos Liquidität in den Markt zu pumpen, sind sie ein Steuerungsinstrument, das die wirtschaftliche Entwicklung in gewünschte Bahnen lenkt. Unternehmen, die Förderungen in ihre Finanzstrategie integrieren, profitieren zudem von stabileren Cashflows und einer besseren Planbarkeit ihrer Investitionen.

4) Die optimale Struktur einer Unternehmensfinanzierung
Neben Förderungen und geförderten Finanzierungen sind auch noch weitere Faktoren hinsichtlich einer optimalen Finanzierungsstruktur wesentlich. Bestimmende Elemente dieser sind eine adäquate Liquiditätssicherung, die Optimierung der Kapitalkosten, Berücksichtigung von steuerlichen Auswirkungen, notwendiger Finanzierungsbedarf für Wachstum, Investitionen und M&A-Aktivitäten, Risikomanagementüberlegungen, Überlegungen zur Marktwahrnehmung der eigenen Bonität und Kreditwürdigkeit sowie die Attraktivität für Investor:innen. Diese Faktoren stehen teilweise in einer Wechselwirkung zueinander. Der langfristige Unternehmensfortbestand wird nicht zuletzt durch eine kontinuierliche Sicherstellung der Liquidität gewährleistet.

Ein aktuelles Learning aus Restrukturierungen im Immobilienbereich ist, dass neben Überlegungen zur Zinsabsicherung und damit einer besseren Planbarkeit die Ausfinanzierung langfristig und unter Berücksichtigung aller Covenants von Kreditverträgen (z.B. Loan-to-value) gewährleistet sein muss. Angesichts des aktuellen Zinsumfelds sollten langfristige Zinsfixierungen geprüft werden, um eine bessere Planbarkeit und damit erhöhte Sicherheit zu erzielen.

In einem Konzernverbund stellt sich zusätzlich die Frage, welche Gesellschaft konkret die Finanzierungen zu welchen Konditionen, Sicherheiten und Covenants aufnimmt. Gleiches trifft auf die Projektfinanzierung zu: Soll die Finanzierung über das Unternehmen selbst (on-balance) erfolgen oder ist aus Rentabilitäts- und/oder Sicherheitsüberlegungen eine ausgelagerte Projekt-/Zweckgesellschaft (off-balance/non-recourse) sinnvoller?

Bei jedem konkreten Investitionsvorhaben, egal bei welcher Unternehmensgröße, stellen sich u.a. Detailfragen nach optimalen Finanzierungsmix, Vertragsbedingungen, Bestellung von Sicherheiten, Vereinbarungen von (Financial) Covenants. Diese sind keineswegs trivial, können nur im Einzelfall geklärt werden und müssen auf die jeweilige Unternehmensstrategie, die Anforderungen der Gesellschafter:innen und sonstige Stakeholder:inneninteressen abgestimmt werden.

Unausgewogene Finanzierungsstrukturen können im Worst-Case-Szenario die Insolvenzwahrscheinlichkeit dramatisch erhöhen bzw. zur Insolvenz führen. Eine fundierte Finanzplanung hingegen sichert nicht nur Liquidität und Investitionsmöglichkeiten, sondern langfristig den Fortbestand und das nachhaltige Wachstum des Unternehmens.

Fazit
Zusammenfassend bedeutet das, dass eine durchdachte und bedacht geplante Finanzierungsstrategie nach wie vor essenziell für den langfristigen Unternehmenserfolg ist. Förderungen sind dabei weit mehr als eine Kapitalquelle – sie fungieren als Gütesiegel, erhöhen Transparenz und stärken die Finanzierungsstruktur. Gleichzeitig spielen Faktoren wie Liquiditätssicherung, Kapitalkostenoptimierung, steuerliche Effekte, Risikomanagement und die Wahrnehmung der eigenen Bonität eine zentrale Rolle. Die richtige Balance zwischen diesen Elementen minimiert Risiken, maximiert Investitionsspielräume und sichert nachhaltiges Wachstum.

Aktuelle Learnings aus der Immobilienbranche unterstreichen die Bedeutung langfristiger, covenant-konformer Finanzierungen und einer strategischen Zinsabsicherung. In Konzern- und Projektfinanzierungen stellt sich zudem die Frage, ob Finanzierungen on- oder off-balance erfolgen sollten. Fehlende Balance in der Finanzierungsstruktur kann gravierende Folgen bis hin zur Insolvenz haben, während eine fundierte Planung mit förderspezifischer Weitsicht Stabilität, Wachstumspotenziale und eine nachhaltige Marktposition sichert.

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