Kommentar von Robert Pfarrwaller, CEO von REXEL Austria
Klimaforschende warnen bereits seit 1965 vor Ursachen und Folgen des Klimawandels. Dennoch steigt die Nutzung fossiler Energieträger, damit der Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Atmosphäre und so die Erderwärmung. Diese Entwicklung bringt weltweit wachsende Kosten, Schäden und Verluste mit sich. Technische, sozioökonomische und ethisch akzeptable Lösungen sind verfügbar. Mehr als ein halbes Jahrhundert Wissen haben wir mittlerweile angesammelt dafür. In der gleichen Zeit ist das Internet entstanden, das Smartphone, die bemannte Raumfahrt. Konkret: Wir müssen sehr rasch viel mehr tun, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Auch einem aktuellen, vorliegenden Bericht des Umweltbundesamts zufolge verfehlt Österreich bei Fortschreibung der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen ganz klar die EU-Klimaziele für 2030: Die Treibhausgasemissionen würden dann bei 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent liegen – das wären 12 Millionen mehr als vorgesehen. Was hält uns davon ab, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken und so die Energiewende zu schaffen?
Ungenutzte Hebel
Es ist höchste Zeit, dass wir uns mit den unausgeschöpften Potenzialen der CO2-Reduktion auseinandersetzen. Wie in jedem Bereich, gibt es auch in der Klimadebatte „blinde Flecken“ – einer der größten davon ist der Gebäudebereich. Weitgehend ungenutzte Hebel zur Reduktion steigender Emissionen in diesem Sektor liegen in digitalen Gebäudetechnologien bzw. in der Gebäudeautomation. Bei Verankerung von Gebäudeautomation als fester Bestandteil von Sanierungstätigkeiten könnten wesentliche Klimaschutzpotenziale realisiert werden. In Smart Buildings wird nämlich nur dann Energie verbraucht, wenn sie tatsächlich benötigt wird. Das reicht von einfachen Bewegungsmeldern bis hin zu intelligenten, vernetzten Gebäudesteuerungen.
Von fossilen Energiequellen zu elektrischen Alternativen
Um die im Rahmen des „Green Deals“ der EU vereinbarten Ziele zu erreichen, muss der Gebäudesektor in Europa, somit auch in Österreich, bis spätestens 2050 CO2-neutral werden. Das ist für diesen Bereich ein sehr kurzer Zeitraum. Darüber gibt es hierzulande leider noch zu wenig konkreten Diskurs in der Öffentlichkeit und die Bewusstseinsbildung fehlt – nicht nur für die Digitalisierung von Gebäuden, sondern auch für den gesamten Heizungsbereich und andere Technologien. Ein Großteil davon wird elektrisch. Wir wenden uns von fossilen Energiequellen ab und dieser Wandel erfordert dringend eine zügige Erweiterung der Netzinfrastruktur.
Neue Studie zeigt Effekte von Investitionen zur CO2-Einsparung
Auf Basis einer CO2-Analyse des AIT (Austrian Institute of Technology) und initiiert durch den OVE, den FEEI, die Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker und das Bundesgremium des Elektro- und Einrichtungsfachhandels wurde kürzlich eine neue Studie präsentiert, die eine deutliche Sprache spricht. Eines der Kernergebnisse: Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen kosteneffektiven Klimaschutz, insbesondere im Vergleich zu rein thermischer Sanierung. Um eine Kilotonne Kohlendioxid pro Jahr einzusparen, sind 6,55 Millionen Euro an Investitionen in thermische Sanierung notwendig – aber nur 2,29 Millionen an Investitionen in Gebäudeautomation. Diese ermöglichen somit zweieinhalb bis dreifach höhere CO2-Einsparungen bei gleichbleibender Investitionssumme. In einer Szenario-Betrachtung werden mittels Investitionen in Gebäudeautomation gesamtwirtschaftlich rund eine Milliarde Euro an heimischer Produktion sowie 7.800 Arbeitsplätze ermöglicht.
Großer Erfolg: Geplante Förderung für Gebäudeautomation
Die gemeinsame Arbeit des Bundesgremiums für den Elektro- und Einrichtungsfachhandel, der Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker, des FEEI und des OVE zur Gebäudeautomation trägt schon erste Früchte. Kürzlich ist ein Meilenstein gelungen: Es wurde eine Förderung für Gebäudeautomation vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität erarbeitet. Gefördert werden Maßnahmen zur Implementierung von Techniken, die zur automatisierten Steuerung in bestehenden Gebäuden mit überwiegend betrieblicher Nutzung beitragen. Einreichen können alle Betriebe, sonstige unternehmerisch tätige Organisationen, juristische Personen öffentlichen Rechts (z.B. Gebietskörperschaften, Universitäten, Sozialeinrichtungen, etc.) sowie Vereine und konfessionelle Einrichtungen. Die Bruttogeschossfläche muss zumindest 1.000 m2betragen, die Mindestinvestitionssumme liegt bei 100.000 Euro (für Bildungseinrichtungen 50.000 Euro). Dieses Förderprogramm begrüßen wir bei REXEL als Maßnahme zur Beschleunigung der Klimawende. Dennoch gibt es derzeit noch einige Unklarheiten. Ganz im Sinne unserer Kund:innen werden wir uns weiter für eine Verbesserung sowie Nachschärfung dieses Programms einsetzen.
Erhöhte Nachfrage bei Energiemonitoring
Als Marktführer im Elektrogroßhandel haben wir uns bei REXEL Austria in den letzten Jahren eine Pionierstellung im Bereich Smart Building und Energiemanagement aufgebaut. Mit dieser Expertise unterstützen wir unsere Kund:innen – zu denen mehr als 16.000 Unternehmen aus dem Elektrohandel, -gewerbe, der Industrie und dem Facility Management gehören – gesamthaft. Unabhängig von den Energiepreisen hat vor allem die Nachfrage nach Energiemonitoring-Systemen in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Diese Investitionen rechnen sich in jedem Fall und ermöglichen Unternehmen, sich nachhaltig zu positionieren. Genau diesen Weg gehen wir auch intern bei REXEL, nicht nur in der Zentrale, sondern an allen unseren 18 Standorten österreichweit.
Umdenken bewirken
Unser Ziel ist es, das Thema Energieeffizienz noch stärker in die öffentliche Debatte zu integrieren. Wir möchten ein Bewusstsein für nachhaltige Energienutzung schaffen und gemeinsam mit unseren Partner:innen dazu beitragen, ein Umdenken zu bewirken – das betrifft alle Sektoren, die Wirtschaft, die Infrastruktur, die öffentliche Hand sowie die privaten Gebäude. Indem wir auf einen ganzheitlichen und nachhaltigen Energiekreislauf hinarbeiten, schaffen wir es, Ressourcen effizienter zu nutzen, Emissionen zu reduzieren und langfristig eine nachhaltige Energiezukunft zu gestalten. Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Anstrengungen auf die Bereiche konzentrieren, in denen wir gemeinsam etwas bewegen können.