„Die Zusammenarbeit mit unseren Partnerunternehmen im Ausland geschieht auf Augenhöhe – gute Geschäftsbeziehungen messen sich auch daran, dass man sich aufeinander verlassen kann“.
Im Interview spricht Sabine Dettenweitz, Prokuristin und CFO der HELDECO CAD/CAM Fertigungstechnik GmbH, über die große Bedeutung des Exports für das Unternehmen, die Auswirkungen globaler Krisen auf die Auftragslage und die politischen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die österreichische Industrie.
Welchen Stellenwert hat der Export für Heldeco? (inkl. direktem und indirektem Export)
Der Export hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Als Systemlieferant für hochpräzise Komponenten ist unser Unternehmen in zahlreichen internationalen Projekten tätig. Der direkte Export erfolgt über eigene Kundenbeziehungen, insbesondere in der DACH-Region, während indirekter Export über Partnerunternehmen und Distributoren abgewickelt wird – etwa in der Windkraftindustrie, wo wir als Zulieferer für Großprojekte tätig sind.
Welche Auswirkungen haben diverse globale Ereignisse (Zollstreit USA, Kriege, …) auf die internationale Auftragslage?
Globale Ereignisse wie die Zollpolitik der USA, die anhaltenden Kriegsgeschehnisse, die geopolitischen Spannungen und Lieferkettenprobleme haben die internationale Auftragslage stark beeinflusst. Viele europäische Exporteure – darunter auch wir – spüren die Folgen durch:
Rückgang der Nachfrage in zahlreichen Märkten und Branchen, erhöhter Kostendruck bei unseren Kunden durch Zölle und Energiepreise, außerdem herrscht große Unsicherheit bei Investitionen und Projektplanung, Verschiebung von Projekten auf unbestimmte Zeit
Welche weiteren Entwicklungen konnten Sie in den vergangenen Jahren im Export feststellen?
Trotz Pandemie und hoher Inflation konnte die österreichische Exportwirtschaft im Jahr 2023 sehr gute Ergebnisse erzielen. Seither ist jedoch ein Rückgang zu verzeichnen, auch bei Exporten in Drittstaaten.
Welche politischen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wären aus Ihrer Sicht notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen international nachhaltig zu sichern?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Wirtschaft in Österreich wieder anzukurbeln, hier sind jedoch die Verantwortlichen in der Politik gefragt.
Unter den aktuellen Rahmenbedingungen und die zunehmende Bürokratisierung, Inflationssituation, Energiekosten sowie die Hürden, die den heimischen Unternehmen aufgelastet werden, ist es zunehmend schwerer gegenüber anderen Niedriglohnländern konkurrenzfähig zu bleiben. Traurigerweise merken wir verstärkt in unserem geschäftlichen Umfeld, dass immer mehr Unternehmen überlegen, ihren Standort nach Bulgarien, Spanien etc. zu verlegen oder diesen bereits verlegt haben oder an Investoren (vor allem aus China) zu verkaufen – wodurch meist zuerst Know-How-Transfer stattfindet, und das Unternehmen im Anschluss geschlossen wird.
Das kann nicht Sinn der Sache sein, Österreich als Industrieland gegen die Wand zu fahren – hier ist mehr denn je die Politik gefordert, den Standort Österreich zu sichern und wieder attraktiv für Gründer zu gestalten. Das, was wir brauchen, ist eine MEGA-Politik (Make Europe Great Again) – es darf nicht mehr nur in „Legislaturperioden“ gedacht werden, sondern es braucht in Österreich langfristige Strategien!
Welche Ziele oder Strategien verfolgt Heldeco künftig im DACH-Raum?
Wir investieren gezielt in den Ausbau unseres Standorts in Turnau/Aflenz, um die Technologien am neuesten Stand zu halten, sowie Produktionskapazitäten zu erhöhen und Fachkräfte zu gewinnen. Unsere Strategie fokussiert sich dabei auf technologische Marktführerschaft mit Qualitätsprodukten mit hoher Fertigungstiefe und ein attraktiver Arbeitgeber in der Region zu bleiben.
Welche Vor- und Nachteile sehen Sie im indirekten Export im Vergleich zum direkten Export?
Ein Nachteil im indirekten Export ist sicherlich eine gewisse Abhängigkeit von Geschäftspartnern und natürlich auch die damit verbundenen geringeren Margen. Anderseits können interessante Projekte umgesetzt werden, wodurch zusätzliches Know-How im Unternehmen aufgebaut wird. Durch dieses zusätzliche Know-How ergeben sich an anderer Stelle wiederum interessante Projekte oder es erschließen sich neue Märkte.
In welche Länder oder Regionen exportieren Ihre Partner überwiegend Ihre Produkte?
Unsere Partner exportieren die von uns gefertigten Produkte in die ganze Welt. Nahezu überall, wo Energie produziert wird, sind auch Komponenten von HELDECO im Einsatz.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ihren Partnerunternehmen im Ausland?
Die Zusammenarbeit mit unseren Partnerunternehmen im Ausland geschieht auf Augenhöhe, wobei uns der wertschätzende Umgang mit den verantwortlichen Personen und auch der persönliche Kontakt sehr wichtig ist. Gute Geschäftsbeziehungen messen sich auch dadurch, dass man sich ein Stück weit auf den Anderen verlassen können muss. Unsere Geschäftspartner schätzen sehr, dass wir uns um jedes Projekt mit persönlichem Einsatz kümmern und bemüht sind auf Rückfragen und Änderungen umgehend zu reagieren. Aus diesem Grund lautet unser Unternehmensleitsatz: „Heldeco – your home of components“.
Was bedeutet die Auszeichnung als Leitbetrieb für Sie und Heldeco? Welche Vorteile hat es, ein Vorbildunternehmen zu sein?
Die Auszeichnung „Österreichischer Leitbetrieb“ bedeutet für uns eine besondere Anerkennung und Verantwortung. Sie bestätigt, dass unser Unternehmen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich ist, sondern auch in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung Maßstäbe setzt.
Durch die Möglichkeit, das Leitbetriebe-Logo in der geschäftlichen Kommunikation verwenden zu dürfen, wird diese Verantwortung und Auszeichnung auch nach außen getragen. Das bedeutet einerseits einen Vertrauens-Vorschuss bei Kunden und Partnern und anderseits Motivation für uns in der Unternehmensleitung, sowie für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jeden Tag unser Bestes in der Umsetzung unserer Projekte zu geben.





