Wie das Zusammenspiel zwischen Demokratie, Wirtschaft und Medien in der Informationsgesellschaft von morgen aussehen kann, stand im Zentrum eines Leitbetriebe Austria-Talks inklusive Buchpräsentation von Clemens Pig in der Kanzlei Binder Grösswang Rechtsanwälte.
Im Buch „Democracy Dies in Darkness“ – Fake News, Big Tech, AI: Hat die Wa(h)re Nachricht eine Zukunft? skizziert APA-CEO Clemens Pig die Vision eines europäischen Wissensraums für trusted AI-Anwendungen, der „European NewsTech Alliance“. Am Podium diskutierten Martina Salomon, Chefredakteurin KURIER, Nana Siebert, stv. Chefedakteurin Der Standard, Michael Horak, Partner Binder Grösswang Rechtsanwälte, mit dem Autor Clemens Pig darüber, was Veränderungen in einem demokratischen System für Wirtschaft und die Zusammenarbeit mit Medien bedeuten, über die Transformation der Medienbranche, Künstliche Intelligenz, Fake News und wie junge Menschen erreicht werden können. Durch den Abend führte Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria. „In Zeiten von Fake News und Desinformation sind zuverlässige und verifizierte Nachrichten wichtiger denn je,“ so Gnesda einleitend.
Forderung nach digitalem Gütesiegel für „trusted content“
„Für echte Demokratie und Meinungsbildung braucht es faktenbasiert arbeitende Medien“, ist Pig überzeugt. Für viele Menschen werde es immer schwieriger, sich im Dschungel der Desinformation zurecht zu finden. Er plädiert daher für eine Art digitales Gütesiegel für „trusted content“. Der APA-CEO vergleicht dieses mit dem Zugang zu „sauberem Trinkwasser“. Faktenbasierter Journalismus dient seiner Meinung nach als Gegenpol zu Fake News und ist eine Art „Kühlmittel für die polarisierten, überhitzten Meinungsmärkte der sozialen Netzwerke.“
Vertrauen in die Medien zurückgewinnen
Martina Salomon, Chefredakteurin KURIER, spricht von einer Vertrauenskrise für Politik und Medien: „Medien dürfen nicht erziehen, sondern müssen eine echte Meinungsbildung ermöglichen. Es geht darum, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen.“ Es brauche den klassischen Journalismus, der recherchiert und einordnet – gerade in Zeiten, wo es immer leichter werde, Texte künstlich zu generieren und damit auch Fake News zu erzeugen und Dirty Campaigning zu betreiben. Leider werde es für Medienhäuser immer schwerer, junge Menschen zu erreichen. Die „Generation Youtube“ versuche man im Kurier-Medienhaus vor allem mittels Bewegtbild anzusprechen.
KI und Journalismus – Gefahr oder Chancentool?
„KI ist kein Recherchetool“, stellt Nana Siebert, stv. Chefredakteurin Der Standard, zum Thema KI fest. Bei echtem Journalismus geht es darum, mit Menschen zu sprechen und Eindrücke zu schildern. Dennoch kann sie der KI auch Positives abgewinnen: „KI ist durchaus auch ein Chancentool, welches Ressourcen spart, z.B. beim Transkribieren oder Übersetzen von Texten oder der automatisierten Befüllung und Erstellung von Templates.“ Wichtig ist ihr die Transparenz, d.h. KI-Inhalte müssen immer ausgewiesen werden. Nur so kann das Vertrauen in die Medien und Sicherheit gewährleistet werden, ist Siebert überzeugt.
Rechtliche Aspekte – gibt es eine einheitliche Lösung? Chat GPT und Co. sind längst in den Büros angekommen. Damit kommt auch dem rechtlichen Aspekt für Unternehmen eine größere Bedeutung zu: „Mit dem AI-Act ist das erste umfassende EU-weite Gesetz in Arbeit. Dieser soll eine einheitliche Regelung gewährleisten“, so Michael Horak, Partner Binder Grösswang Rechtsanwälte. Aus rechtlicher Sicht problematisch ist das Thema Fake News. Horak: „Zum einen kann die Frage, was unter Fake News fällt für Zensur missbraucht werden. Zum anderen wird im Internet grenzüberschreitend kommuniziert, was eine Rechtsdurchsetzung schwierig macht.“