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Nachbericht: HR-Workshop mit Manuela Lindlbauer

Bereits zum zweiten Mal fand ein HR-Workshop mit Manuela Lindlbauer, Beirätin von Leitbetriebe Austria und Geschäftsführerin von Lindlpower Personalmanagement, statt. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch einen Impuls von Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender von Leitbetriebe Austria und Geschäftsführer von teamgnesda, der mit einem Blick auf aktuelle Arbeitsmarkttrends und den Einfluss künstlicher Intelligenz in die Thematik einführte.

Arbeitswelten im Wandel – Impulse von Andreas Gnesda
Gnesda zeichnete ein umfangreiches Bild der Veränderungen am Arbeitsmarkt: Die aktuelle Entwicklung rund um künstliche Intelligenz sieht er als tiefgreifenden Umbruch, der vor allem Chancen bietet: Effizienzsteigerung, Wissenszugang und Automatisierung könnten die Produktivität enorm erhöhen. Gleichzeitig sei es entscheidend, die kulturelle Dimension der Transformation mitzudenken. „KI funktioniert nur dann, wenn die Unternehmenskultur mitwächst – wenn Vertrauen, Weiterbildung und Offenheit Teil der Veränderung sind“, so Gnesda.

Er plädierte dafür, die technologische Entwicklung mit Zuversicht zu begleiten: „Es wird neue Jobs geben – und die Arbeit wird kreativer, menschlicher und sinnorientierter werden, wenn wir sie gestalten.“

Seine Themen:

  • Teilzeit: 31,5% der Erwerbstätigen in Österreich arbeiten Teilzeit (14% der Männer, mehr als 50% der Frauen)
  • Demografischer Wandel & Internationalisierung: Der Anteil ausländischer Erwerbstätiger hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt (von 11 % auf 22 %).
  • Technologische Umbrüche: Historisch gesehen haben disruptive Innovationen (wie der Buchdruck, Dampfmaschine, Internet) die Arbeitswelt immer wieder verändert, aber auch neue Chancen geschaffen.
  • Künstliche Intelligenz als nächste Revolution: KI wird laut Studien (IMF, WEF, Goldman Sachs) bis zu 40 – 60 % der heutigen Tätigkeiten beeinflussen. Zugleich entstehen neue Arbeitsfelder und Produktivitätssteigerungen.
  • Zukunftsperspektive: Gnesda betonte, dass technologische Fortschritte immer zu qualitativeren Tätigkeiten führen. Künftige Arbeit wird kreativer, gestaltender und menschenzentrierter sein.
  • Schlüsselkompetenz: „Upskilling und Reskilling“ seien zentrale Aufgaben, um die Transformation erfolgreich zu gestalten.
  • Zuversicht: Trotz Ängsten sieht Gnesda große Chancen, dass Arbeit erfüllender und menschlicher werden kann – „die Welt hat es schon mehrmals geschafft“.

KI und Digitalisierung praktisch nutzen

Im anschließenden Workshop-Teil diskutierten die Teilnehmer, wie HR durch den Einsatz von KI und digitalen Tools entlastet und zugleich menschlicher gestaltet werden kann.

Manuela Lindlbauer zeigte anhand konkreter Beispiele, wie KI im Recruiting und Onboarding bereits heute effizient eingesetzt wird – etwa bei der Erstellung von Inseraten oder der automatisierten Transkription von Bewerbungsgesprächen. „KI ist kein Ersatz, sondern ein Co-Pilot“, betonte sie. „Sie kann uns Routinearbeit abnehmen – aber den Menschen ersetzen wird sie nicht.“

Die Diskussion machte deutlich, dass Vertrauen und Transparenz Schlüssel für die Akzeptanz sind. Viele Teilnehmer sprachen die Bedeutung klarer Richtlinien und Schulungen an, um verantwortungsvoll mit neuen Tools umzugehen.

Kernthesen und Diskussion:

  • KI als Werkzeug, nicht als Ersatz: HR bleibt unverzichtbar, aber Tätigkeiten werden datenbasierter und effizienter. KI wird zum „Co-Piloten“, der Routinearbeit abnimmt.
  • Skepsis und Vertrauen: Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung menschlicher Kontrolle. Entscheidungen sollen weiterhin auf Erfahrung und Empathie beruhen.
  • Bias und Fairness: KI-Systeme reproduzieren gesellschaftliche Vorurteile („weißer Mann als Standardmanager“). Daher ist bewusstes Training und kritische Prüfung nötig.
  • Praxisbeispiele:
    • KI im Recruiting: Einsatz von Matching-Tools, um Bewerber und Führungskräfte entlang von Werten und Erwartungen abzugleichen.
    • KI im Onboarding: Entwicklung eines KI-Avatars zur Unterstützung neuer Mitarbeiter.
    • KI in der Texterstellung: Nutzung von Tools für Inserate, Exposés oder Präsentationen – Zeitersparnis bis zu 30 %.
  • Kulturelle Dimension: 95 % der KI-Projekte scheitern laut Studien nicht an der Technik, sondern an der Implementierung der KI in die Unternehmenskultur, da die Prozesse und Anwendungen nicht abgestimmt werden.
  • Führung und Lernen: Lindlbauer empfiehlt, Mitarbeiter aktiv einzubinden, etwa durch wöchentliche „KI-Stunden“ und interne Lernpartnerschaften.
  • Zukunft der HR-Rolle: Weg von Verwaltung hin zu „People & Culture Management“. Ziel ist die Verbindung von Technologie und Menschlichkeit – Effizienzgewinne bei gleichzeitiger Stärkung des persönlichen Austauschs.

„KI ersetzt nicht den Menschen – aber Menschen, die KI richtig nutzen, werden diejenigen ersetzen, die es nicht tun“ so Manuela Lindlbauer.

Well-Being & psychologische Sicherheit stärken

Der zweite Teil widmete sich dem Thema mentale Gesundheit und Resilienz. Die Teilnehmer beschrieben ein wachsendes Bewusstsein für psychische Belastungen – ausgelöst durch ständige Erreichbarkeit, Informationsflut und die Unsicherheiten des Wandels.

Manuela Lindlbauer hob hervor, dass Führungskräfte zu Schlüsselfiguren für psychologische Sicherheit werden: Sie müssen Klarheit schaffen, zuhören und Orientierung geben. „Führung bedeutet heute, Raum für Stabilität zu schaffen – auch, wenn sich alles verändert“, so Lindlbauer.

Diskutiert wurden konkrete Maßnahmen wie Mental-Health-Coachings, Präventionsprogramme, Schulungen für Führungskräfte und digitale Tools, die Feedback, Motivation und Achtsamkeit fördern. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Balance-Thema zwischen Selbstverantwortung und Unternehmensunterstützung: Mitarbeitende sollten befähigt werden, eigene Ressourcen zu stärken, während Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen schaffen.

Kernthesen und Diskussion:

  • Steigende psychische Belastung: Überforderung, Informationsflut, Leistungsdruck und private Sorgen (Pflegeverantwortung, finanzielle Unsicherheit) führen zu vermehrten mentalen Herausforderungen.
  • Führungskräfte als Schlüsselfaktor: Mentale Gesundheit beginnt bei der Führung. Unternehmen sollten gezielt in Coaching, Kommunikation und Empathiekompetenz investieren.
  • Best Practices:
    • Kooperationen mit Mental-Health-Partnern oder Hotlines.
    • Interne Mental-Health-Coaches mit vertraulichen Gesprächsmöglichkeiten.
    • Programme wie Goalify-App mit täglichen Impulsen zur Selbstreflexion und positiven Führung.
    • Schulungen wie „Psychische Erste Hilfe“, um Führungskräfte im Umgang mit Belastungen zu stärken.
  • Neuer Führungsansatz:
    • Fokus auf die drei K’s: Kraft, Klarheit, Kümmern.
    • Führung bedeutet weniger Kontrolle, mehr Begleitung und Selbstführung.
  • Kulturwandel: Psychische Themen werden zunehmend salonfähig. Die jüngere Generation kommuniziert offener über Belastungen und erwartet Unterstützung durch den Arbeitgeber.

Fazit Der HR-Workshop zeigte, dass Technologie und Menschlichkeit kein Widerspruch sind. Künstliche Intelligenz kann HR-Prozesse vereinfachen, Daten nutzbar machen und Zeit für das Wesentliche schaffen. Gleichzeitig bleibt mentale Gesundheit die Basis nachhaltiger Performance.

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