GERALD EIBISBERGER Leiter Deals bei PwC Österreich / Copyright: PwC Österreich

Österreichische Entscheider bereiten sich zu spät auf immer komplexere Unternehmensstrukturen vor

  • 8 von 10 österreichischen Führungskräften gehen von einer Zunahme der Komplexität von Unternehmensstrukturen in den nächsten fünf Jahren aus
  • Strategische und operative Tools zur Steuerung des Unternehmensportfolios in heimischen Unternehmen häufig implementiert, aber zu inkonsequent genutzt
  • Analysen erfolgen zu selten nach transparenten, objektiven Kriterien

Das Marktumfeld vieler Branchen und Unternehmen ist heute von zunehmender Unsicherheit und Komplexität geprägt. Darauf müssen heimische Unternehmensentscheider reagieren. Wie gewinnen sie die notwendigen Erkenntnisse für strategische Entscheidungen? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die exklusive dreiteilige Deals-Studie von PwC, die in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen Kantar und der Technischen Universität Darmstadt erstellt wurde und an der sich 150 Vorstände sowie Top-Entscheider aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt haben. Der zweite, jetzt veröffentlichte Studienteil mit dem Titel „Mastering uncertainty and volatility“ untersucht, wie Unternehmensentscheider den Reife- und Professionalisierungsgrad ihres strategischen Portfolio-Managements und des Managements ihrer Unternehmensstrukturen bewerten.

Unternehmensentscheider nutzen Portfolio-Management-Tools nicht konsequent genug
Bei strategischen Entscheidungen im Portfolio-Management, also über Unternehmenskäufe und -verkäufe, Investitionen und Umstrukturierungen, hilft ein sogenanntes strukturiertes Strategic Fit Assessment (SFA). Es definiert, welche Unternehmenseinheiten zum Kerngeschäft gehören und welche nicht. Ein wichtiges Studienergebnis dazu lautet: Etwa neun von zehn der befragten Entscheider in Österreich (89,6 Prozent) haben solch ein strukturiertes Strategic Fit Assessment (SFA) bereits voll oder teilweise implementiert.

Aber trotz des hohen Implementierungsgrads bleibt der Einfluss auf die letztendliche Entscheidung begrenzt: Nicht einmal die Hälfte der heimischen Entscheider (42,3 Prozent) führt – zum Beispiel im Vorfeld von Unternehmenstransaktionen – eine derartige Analyse transparent und objektiv durch. Mit 30,7 Prozent gab fast ein Drittel der Entscheider zudem an, dass sie eine Einheit nur verkaufen würden, wenn sich eine gute Gelegenheit dafür ergibt; 29,9 Prozent nur dann, wenn die Marktbedingungen dafür günstig sind. 13,4 Prozent sagten sogar, dass sie nach einem entsprechenden SFA-Ergebnis gar nichts unternehmen würden. Und nicht einmal jeder zehnte der befragten Entscheider (9,5 Prozent) würde eine Unternehmenseinheit schnell verkaufen, wenn sie gemäß einer derartigen Vorabprüfung nicht zum Kerngeschäft zählt und nicht optimal zur Unternehmensstrategie passt.

„Die meisten heimischen Entscheidungsträger haben zwar entsprechende Tools in ihren Unternehmen implementiert, setzen daraus abgeleitete Maßnahmen aber bei weitem noch nicht konsequent genug um. Das bremst klare strategische Entscheidungen und führt in weiterer Folge auch zu entsprechenden Wettbewerbsnachteilen“, so Gerald Eibisberger, Leiter Deals bei PwC Österreich.

Entscheider bereiten sich zu spät auf immer komplexere Unternehmensstrukturen vor
Zusätzlich zum Portfolio-Management beleuchtet die Studie, wie Entscheider die immer komplexeren Unternehmensstrukturen managen. Je komplexer die operativen Strukturen sind, desto wichtiger ist es für Unternehmenslenker, diese detailliert zu bewerten. Denn nur so lassen sich betriebliche Strukturen optimal managen und nur so kann auf zunehmend volatile Marktumgebungen sinnvoll reagiert werden. So geht mehr als die Hälfte der befragten Entscheider (56,7 Prozent) davon aus, dass die Komplexität von Unternehmensstrukturen in den nächsten fünf Jahren linear zunimmt. Etwa ein Viertel der Befragten (24,8 Prozent) rechnet sogar mit einer exponentiellen Komplexitätszunahme. Demgegenüber erwarten lediglich 18,5 Prozent gleichbleibende bzw. abnehmende Komplexität.

Einen standardisierten Prozess, um solche immer komplexeren Unternehmensstrukturen zu identifizieren, zu bewerten und zu managen, bietet das sogenannte Operational Fit Assessment (OFA). Mehr als die Hälfte der Entscheider in Österreich (62 Prozent) haben in ihren Unternehmen zumindest teilweise ein derartiges OFA implementiert. Allerdings sagten nur 38,9 Prozent von ihnen, dass das OFA transparent und weitgehend nach objektiven Kriterien durchgeführt wird. „Zwar rechnen acht von zehn der Entscheider damit, dass ihre Unternehmensstrukturen an Komplexität zunehmen. Sie zögern aber noch zu häufig, ihre Management-Ansätze entsprechend zu professionalisieren – und bringen sich damit um die Chance, sich rechtzeitig auf die steigende Komplexität vorzubereiten“, gibt Gerald Eibisberger zu bedenken. Immerhin: 78 Prozent der Befragten setzen die vom OFA abgeleiteten Maßnahmen unabhängig von der Qualität der Kriterien konsequent um.

Mit geeigneten Tools und Methoden frühzeitig auf zunehmende Volatilität reagieren
Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse des zweiten PwC-Studienteils: Entscheider sollten den Professionalisierungs- und Reifegrad für das Portfolio-Management und das Management ihrer Unternehmensstrukturen deutlich erhöhen. „Je volatiler die Marktaussichten sind, desto besser müssen Unternehmen ihre Strategien überprüfen und anpassen“, so Eibisberger. Der PwC-Experte ergänzt: „Entscheider sollten möglichst früh in geeignete Tools und Methoden für das Portfolio-Management und das Management ihrer Unternehmensstrukturen investieren. Umso leichter wird es ihnen fallen, adäquat auf vermehrte Unsicherheit und steigende Komplexität zu reagieren.“

Der dritte und letzte Teil der PwC Deals-Studie mit dem Titel „Unlocking value through carve-outs“ erscheint im Dezember 2020 und beleuchtet Carve-outs als strategisches Instrument, um den Herausforderungen eines volatilen Marktumfelds und unsicheren Zukunftsaussichten zu begegnen.

Weitere Informationen finden Sie unter: pwc.at/deals-studie-2020

www.pwc.at

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