Am zweiten Tag der Performance Tage 2025 stand der Mensch als Quelle innerer Kraft im Mittelpunkt. Mag. Sam Ajayi, Geschäftsführer von Re-Actio und Beiratsmitglied von Leitbetriebe Austria, eröffnete mit einem tiefgehenden Impuls, der weit über klassische Motivationsvorträge hinausging. Gemeinsam mit der ehemaligen Ski-Weltmeisterin Lizz Görgl sprachen sie über Selbstwirksamkeit, mentale Stärke und persönliche Erfüllung.
Was Menschen antreibt:
Sam Ajayi sprach über „Performance aus dem Inneren heraus“ – eine Haltung, bei der Erfolg nicht aus äußeren Zielen, sondern aus authentischer Selbstverbindung entsteht. Die Teilnehmer wurden eingeladen, sich mit ihren inneren Antreibern auseinanderzusetzen:
- Was bedeutet für mich Performance?
- Was treibt mich beruflich an?
- Welche Auswirkungen hat Angst auf Leistung/Performance?
- Wo tanke ich auf? Was ist mein Antrieb, meine Motivation?
Dabei wurde spürbar, wie stark frühere Erfahrungen – oft tief im Körpergedächtnis verankert – unsere heutige Motivation und innere Ausrichtung prägen. Sam Ajayi betont, dass Performance nicht gleichbedeutend mit „funktionieren“ ist, sondern mit dem Mut, sich selbst zu begegnen und aus dem eigenen „Warum“ heraus zu handeln.
Ein weiterer Treiber ist die Anerkennung. Menschen brauchen ehrliche, authentische Beziehungen – im Sinne von gesehen, gehört und verstanden werden. Diese Form der Bestätigung wirkt weit über oberflächliches Lob hinaus und kann eine tiefgehende Wirkung auf die Selbstwahrnehmung und das Leistungsvermögen entfalten.
Motivatoren als Treiber:
- Extrinsische Motivation: entsteht durch äußere Anreize wie Geld, Zielvorgaben, Boni oder Anerkennung durch andere
- Intrinsische Motivation: entspringt aus dem Inneren – aus Freude an der Tätigkeit selbst, einem Sinnempfinden, Werte oder dem Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Sie nährt sich aus positiven Erfahrungen, Zugehörigkeit und dem Gefühl, mit sich selbst im Einklang zu sein
Sinn als stärkstes menschliches Motiv
Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl stellte dem rein leistungsorientierten Menschenbild (Leistungsgesellschaft) eine sinnorientierte Sichtweise entgegen. Für ihn war Sinn das stärkste menschliche Motiv – gerade in Krisenzeiten. Leistung entfaltet sich nachhaltig, wenn Menschen einen Zweck in ihrem Tun erkennen. Zwei seiner Theorien:
- Resonanztheorie: Leistung lebt von Rückmeldungen. Wenn man eine Resonanz bekommt, tritt der Sinn des Tuns mehr in den Vordergrund. Fehlende Resonanz kann zu „Success-Depression“ führen.
- Sinnorientiertes Menschenbild: Wer den „reason why“ versteht, zeigt höhere Motivation und Performance.
Frankl beschrieb drei Wege zum Sinn:
- Durch schöpferisches Tun (Innovation, Entwicklung, Unternehmertum)
- Durch Erleben (Beziehungen, Kooperation, Unternehmenskultur)
- Durch Haltung (innere Einstellung und Werte)
Glaubenssätze und innere Antreiber
Unsere Leistung basiert oft auf tief verankerten Glaubenssätzen – verallgemeinerten Erfahrungen, die unser Denken und Handeln prägen. Dabei unterscheiden wir:
- Positive Glaubenssätze: stärken Selbstbewusstsein, fördern Zielklarheit, können aber auch zur Selbstüberschätzung führen
- Negative Glaubenssätze: entstehen meist aus früheren Erfahrungen und hemmen oft unbewusst das eigene Potenzial. Ein zentraler Schritt ist die Transformation negativer Überzeugungen – etwa von „Ich muss perfekt sein“ hin zu „Ich kann Dinge Schritt für Schritt verändern“.
Selbstreflexion als Weg zur Wirksamkeit
Im Rahmen des Vortrags lud Sam Ajayi die Teilnehmer zu einer Zeitachsen-Übung ein: Vergleiche dein damaliges Ich mit deinem Heutigen – und stelle dir vor, was dein zukünftiges Ich über deine jetzigen Entscheidungen sagen würde. Diese Übung dient dazu, Muster zu erkennen, Werte zu schärfen und sich mit der eigenen Entwicklung verständnisvoll auseinanderzusetzen. Ziel: Authentizität statt Anpassung – und ein inneres Ankommen bei sich selbst, jenseits äußerer Erwartung.
(Fachlicher Input von Mag. Sam Ajayi, Geschäftsführer von Re-Actio und Beiratsmitglied Leitbetriebe Austria)
Vom Spitzensport zur Selbstfindung
Die Sportlerin Lizz Görgl nahm das Publikum mit auf eine sehr persönliche Reise – vom frühkindlichen Wunsch, zu tanzen und zu singen, über eine erfolgreiche Skikarriere bis hin zur heutigen Rolle als Musikerin, Speakerin und Autorin (Buch: Die Magie des Flows: Wie Sie über sich selbst hinauswachsen).
Sie sprach offen über:
- Leistung und Identität: Wie sie früh zum Leistungssport kam – auch geprägt durch ihr Umfeld – und sich schon als Kind dazu berufen fühlte
- Verletzlichkeit und Stärke: Wie Verletzungen zur Auseinandersetzung mit dem Leben und dessen Tiefe führten
- Wandel und Entfaltung: Dass sich ihre „Berufung“ verändert hat – von der Skifahrerin zur Musikerin, die ihre Texte teils selbst schreibt, zur Speakerin, staatlich geprüften Konditionstrainerin, Studentin und schließlich Autorin
Es geht nicht nur um äußeren Erfolg, sondern darum, sich selbst treu zu bleiben und das Leben mit allen Facetten bewusst zu gestalten.
Flow als Schlüssel: Der Zustand jenseits der Anstrengung
Ein zentrales Thema für Leistung ist der Flow-Zustand – das Gefühl, wenn „alles fließt“ und wir vollkommen im Moment aufgehen. Flow kann nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag, in der unternehmerischen Führung und im Team erlebbar werden, aber nie inszeniert oder initiiert.
Dabei wird deutlich:
- Flow kann geschehen, wenn sich Herausforderung und Fähigkeit die Waage halten
- Es verlangt Präsenz und das Loslassen von Kontrolle
- In Teams kann Flow ermöglich werden durch Vertrauen, offene Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung
(Fachlicher Input von Lizz Görgl, ehem. Skirennläuferin).
Der zweite Tag der Performance Tage machte Selbstwirksamkeit und persönliche Sinnorientierung als zentrale Kräfte sichtbar, die nicht nur individuell stärken, sondern auch in Teams und Organisationen Wirkung entfalten.