- Die größten europäischen Zulieferer steigern ihren Umsatz 2021 um 9,2% und verbessern ihre Profitabilität
- Österreichischer Zulieferer Benteler erneut unter den Top-10 in der DACH-Region
- Global wächst die Industrie um 15% und erreicht das Niveau vor Ausbruch von Covid-19
- Geopolitische Krisen und die Auswirkungen auf Rohstoff- und Finanzmärkte erhöhen den Druck auf die Branche
Die weltweiten Top-Automobilzulieferer haben die Corona-Krise besser überstanden als erwartet und konnten im Jahr 2021 sowohl die Umsatzrückgänge des Vorjahres aufholen als auch ihre Profitabilität deutlich steigern. Das belegen die Ergebnisse der aktuellen „Automobilzulieferer-Studie“ von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Global wuchsen die Top-Lieferanten für die Automobilbranche 2021 um 15% und erreichten einen Gesamtumsatz von 898 Mrd. Euro. Damit übertrafen sie knapp das Vorkrisenjahr 2019, in dem der Umsatz bei 893 Mrd. Euro lag. Die größten europäischen Zulieferer (ohne Deutschland) steigerten ihren Umsatz um 9,2% auf 118 Mrd. Euro. Zudem verbesserte die gesamte Branche ihre Profitabilität. Das beste operative Ergebnis erzielten die Top-Zulieferer aus Europa (ohne Deutschland) mit einer EBIT-Marge von 7,6%.
Trotz der robusten Entwicklung im vergangenen Jahr arbeitet die Zuliefererindustrie weiterhin zu kapitalintensiv. Angesichts der aktuellen Zinswende wird das zum Problem. So wuchs das eingesetzte Kapital in den vergangenen Jahren in fast allen Regionen stärker als der Umsatz – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen. Am deutlichsten trifft das auf Asien zu. Die größten deutschen Zulieferer haben ihren Kapitaleinsatz im internationalen Vergleich am besten im Griff. Währenddessen schreitet die Transformation der Industrie voran: Allein im vergangenen Jahr drängten zehn neue, schlagkräftige Player in die Liste der 100 größten globalen Zulieferer und verdrängten angestammte Traditionsunternehmen.
Transformation der Branche beschleunigt sich
„Die Transformation der Zuliefererindustrie hat sich erneut beschleunigt und eröffnet den Unternehmen neben großen Herausforderungen eine einmalige Chance, Strukturen neu zu denken und ihr Betriebsmodell fit für die Zukunft zu machen“, sagt Dr. Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich. „Um die massiven Verschiebungen innerhalb der Industrie zu meistern, müssen die Zulieferer jetzt in innovative Technologien investieren und weniger kapitalintensive Betriebsmodelle etablieren. Der Trend geht dabei eindeutig Richtung Elektronik und Software. Forschung und Entwicklung allein reichen allerdings nicht mehr aus. Stattdessen braucht es ‚business-led innovations‘, die sich auch positiv im Ergebnis widerspiegeln. Für kleinere österreichische Zulieferer in der Nische kann es zudem sinnvoll sein, die wachsende Innovationsdynamik gemeinsam mit einem strategischen Partner anzugehen.“
Top-15 Automobilzulieferer in der DACH-Region¹)
Rang | Unternehmen | Land | Umsatz 2021 in Mrd. Euro | Umsatzanteil Automotive in % |
1 | Robert Bosch | DE | 78,7 | 58 |
2 | ZF Friedrichshafen | DE | 38,3 | 91 |
3 | Continental | DE | 33,7 | 91 |
4 | Schaeffler | DE | 13,8 | 74 |
5 | TE Connectivity | CH | 12,4 | 71 |
6 | Mahle | DE | 10,9 | 100 |
7 | Benteler | AT | 7,2 | 86 |
8 | Knorr Bremse | DE | 6,7 | 51 |
9 | Hella2) | DE | 6,4 | 94 |
10 | Brose | DE | 5,3 | 100 |
11 | Leoni | DE | 5,1 | 84 |
12 | Dräxlmaier | DE | 4,6 | 100 |
13 | MANN+HUMMEL | DE | 4,1 | 91 |
14 | Webasto | DE | 3,7 | 100 |
15 | Garrett Motion | DE | 3,1 | 100 |
¹) mit Umsatzanteil Automotive ≥ 50%
2) Quelle: Automobil Produktion vom 19. Juli 2022
Während die Branche 2021 insgesamt wachsen konnte, hat das Krisenjahr 2020 bei einigen Unternehmen deutliche Spuren in der Eigenkapitalausstattung hinterlassen. Die aktuelle Inflation kann diese weiter verschärfen, sofern die Kostensteigerungen nicht ausgeglichen werden. Die größten europäischen Zulieferer (ohne Deutschland) konnten ihre Eigenkapitalquote im Vergleich zu den Vorjahren zwar merklich steigern, hinken im weltweiten Vergleich allerdings hinterher. Gleichzeitig haben sich die zehn größten Zulieferer der Branche schneller erholt, haben den Abstand zu ihren direkten Verfolgern weiter erhöht und schneller Eigenkapital aufgebaut – für den nächsten Wachstumssprung.
Klare EU-Regulatorik eröffnet riesige Chancen
Für die europäischen Zulieferer zeichnet sich derweil ein eindeutiger Wachstumspfad ab. „Die Ziele sind transparent, der Zeithorizont fixiert: Selten war der regulatorische Rahmen in Europa so klar, was Investitionen rund um Elektromobilität fördert“, sagt Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland. „Auf dem Weg zu ‚Fit for 55‘ und CO2-Neutralität eröffnen sich Zulieferern mit Software, Ladeinfrastruktur und Batterierecycling neue Wachstumsfelder. Die Transformation hat in diesen Bereichen gerade erst begonnen – strategischer Mut ist jetzt das Gebot der Stunde.“
Die vollständigen Ergebnisse der „Automobilzulieferer-Studie“ erhalten Sie auf Anfrage oder unter: https://www.strategyand.pwc.com/de/automobilzulieferer-2022.html
Methodik
Für die Studie wurden die 82 unter den 100 internationalen Top-Zuliefererunternehmen untersucht, die einen Umsatzanteil im Automotive-Sektor von mehr als 50% aufweisen. In die Analyse flossen die Finanzkennzahlen der Zulieferer ein (Bilanzkennzahlen, GuV-Kennzahlen und weitere Kennzahlen wie die F&E-Quote). Der Betrachtungszeitraum der Studie umfasst die Jahre 2007 bis 2021 mit Fokus auf 2020 und 2021.