„Die Förderung von Frauen ist leider noch keine Selbstverständlichkeit, speziell in Führungspositionen“, erzählt Julia Guizani, Geschäftsführerin Sanofi-Aventis GmbH.
Im Interview mit Leitbetriebe Austria spricht Julia Guizani unter anderem darüber, warum es ihr wichtig ist, sich nicht auf der Quote auszuruhen, sondern den Wandel aktiv voranzutreiben und zu unterstützen. Sie ist zudem überzeugt, dass die Gleichstellung auch die Attraktivität als Arbeitsgeber prägt sowie über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens entscheidet.
Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen Sanofi im ersten Schritt kurz vor?
Julia Guizani: Sanofi gehört zu den weltweit führenden Pharmaunternehmen und ist mit über 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um den Globus in 70 Ländern vertreten. 150 davon arbeiten jeden Tag in Wien daran, das Leben der Menschen zu verbessern – heißt: Wir begleiten sie ihr ganzes Leben, damit sie gesund bleiben oder werden. Dafür haben wir speziell die Forschung und Produktion von Impfstoffen in den letzten Jahren intensiviert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der innovativen Behandlung von immunologischen Krankheiten, für die Sanofi erstklassige Therapien entwickelt.
Sanofi hat Geschlechtergerechtigkeit in den Unternehmensgrundsätzen verankert. Bis 2025 sollen 50% der Führungskräfte weiblich sein. Warum ist Sanofi dies ein großes Anliegen?
Uns bei Sanofi ist vollkommen bewusst, dass der Unternehmenserfolg maßgeblich auf unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern basiert – und dass bis in die oberste Spitze bei unserem CEO in Frankreich. Daher wurde bereits vor Jahren ein 50-prozentiger Frauenanteil in der Führungsebene als Managementziel konzernweit festgelegt. Und ich bin sehr stolz, dass wir diese Vorgabe in Österreich schon vor einiger Zeit erreicht haben.
Mir ist es jedoch wichtig, mich nicht auf dieser Quote auszuruhen, sondern den Wandel in allen Bereichen voranzutreiben und zu unterstützen. Denn die Förderung von Frauen ist leider noch keine Selbstverständlichkeit, speziell in Führungspositionen.
Warum gibt es Ihrer Meinung nach (noch) wenig Frauen in Führungspositionen?
Ich denke, dass hier (noch) mehrere Aspekte maßgeblich sind. Dazu gehören sicher auch die klassischen Rollenmuster, die es aufzubrechen gilt. Es gibt viele Frauen, die einfach keine Lust auf verkrustete Machtstrukturen haben, wie es sie immer noch in vielen Firmen gibt. Daher brauchen wir Frauen als Rolemodels, aber auch Männer, die „Verbündete“ werden und dieses wichtige Thema mit vorantreiben. Ein gemeinsames, faires, ausgewogenes Miteinander kann helfen, klassische Rollenmuster aufzubrechen und Ansichten stark zu verändern.
Einher mit Gender Balance geht aber auch der Kulturwandel. Den müssen wir so lange vorantreiben, bis wir nicht mehr darüber sprechen müssen. Das wird noch Zeit brauchen. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sowie die Attraktivität als Arbeitgeber künftig stark davon geprägt sein wird, wie die Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf gelebt wird.
Was macht Ihrer Meinung nach eine weibliche Führung aus?
Meiner Erfahrung nach macht eine empathische Führung, nahe am Team, stets großen Sinn, wobei Vertrauen für mich das Schlüsselwort dabei ist. Diese Art zu führen ist wohl typisch für unser Geschlecht, repräsentiert aber nicht die ganze Bandbreite.
Grundsätzlich besteht die Bevölkerung nun mal aus mehr Frauen als Männern. Ein Fakt, den Unternehmen noch mehr nutzen müssen. Denn grad Frauen in Führungspositionen bringen viele Vorteile, wie etliche Studien aufzeigen. Beispielsweise schneiden Frauen bei Führungskompetenzen besser ab als Männer – insbesondere bei Aufgaben, die Eigeninitiative, Belastbarkeit, Selbstentfaltung, Ergebnisorientierung oder Integrität und Ehrlichkeit erfordern.
Über die Frauenthematik hinaus, bin ich aber auch ein großer Fan von vielfältigen, diversen Teams, da sie zu völlig neuen Wegen führen: unterschiedliche Sprachen, unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche kreative Denkansätze. Nur so können Höchstleistungen entstehen.
Welche konkreten Schritte werden bei Sanofi gesetzt, um weibliche Talente zu fördern?
Bei Sanofi wird Gleichstellung sehr ernst genommen – von der Personalauswahl bis zur Entlohnung. Bei uns werden neue Kolleginnen und Kollegen nicht nach Geschlecht, sondern nach der Qualifikation eingestellt.
Einen Gender Pay Gap vermeiden wir im Vorhinein, weil wir zuerst das Gehalt für eine Stelle festlegen und erst dann mit dem Recruiting beginnen; natürlich mit einer inklusiven Stellenausschreibung. Damit ist sichergestellt, dass Frauen und Männer bei Sanofi gleich verdienen. Jeder kann – ja SOLL – sich bewerben, unabhängig von Geschlecht oder Ethnie. Entsprechend sind bei Sanofi in Österreich 16 verschiedene Nationen vertreten. Das finde ich super, da Diversität eben extrem wichtig für ein erfolgreiches Business ist.
Darüber hinaus haben wir neben erfolgreichen Frauen in Führungspositionen auch die bereits erwähnten „verbündeten“ Männer, die sich an vorderster Front für Chancengleichheit und gleiche Bezahlung der Geschlechter einsetzen. Dafür gibt es im Konzern eigene Gender-Beauftragte, die das Thema treiben.
Das ist nur ein kleiner Auszug, wir machen bereits sehr viel und sind stets offen für Neues. Und genau für diesen Erfolgsweg wurde Sanofi Österreich in den letzten Jahren unter anderem auch mit dem equalitA Gütesiegel oder als Top-Arbeitgeberin mehrfach ausgezeichnet.
Abschließend: Was bedeutet für Sie die Teilnahme bei Leitbetriebe Austria? Was heißt es, ein Vorbildunternehmen zu sein?
Als Leitbetrieb und damit Vorbildunternehmen ausgezeichnet zu sein, bedeutet für mich, ein Stück weit die Zukunft mitzugestalten – von den Werten bis hin zu Themen, mit denen Unternehmen unterschiedlicher Sektoren beschäftigt sind. Die Leitbetriebe bieten hier eine erfolgreiche Plattform, um sich mit namenhaften Playern branchenübergreifend auszutauschen und voneinander zu profitieren.
Vielen Dank für das Interview!
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