Echtes Unternehmertum und Leadership, Entbürokratisierung sowie Leistungsbereitschaft sind wesentliche Schwerpunkte für den Wirtschaftsstandort Österreich. Zu diesen Themen führte Monica Rintersbacher (Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria) mit Ursula Simacek (CEO SIMACEK Gruppe), Andreas Zakostelsky (Generaldirektor der VBV-Gruppe und CEO der VBV-Vorsorgekasse) und Günter Nebel (Eigentümer SANLAS Holding) in den Räumlichkeiten der SIMACEK GmbH Wien durch ein aufschlussreiches Fokusgespräch. Besonders hervorgehoben wurden die Bedeutung gesellschaftlicher Verantwortung sowie zukunftsgerichteter Strategien.
Das Fokusgespräch verdeutlichte, dass Unternehmertum und Leadership, Entbürokratisierung sowie ein positives Image von Arbeit eng miteinander verknüpft sind. Österreichs Unternehmen und ihre Führungspersönlichkeiten tragen dabei eine enorme Verantwortung: Sie sind Treiber der Wirtschaft wie auch Gestalter der Gesellschaft. Dabei sind sie auf ein politisches Umfeld angewiesen, das bürokratische Hürden abbaut, Anreize für Leistung schafft und Innovationen fördert. Die Diskussion zeigte auch diesmal eindrucksvoll, wie viel Potenzial in den Leitbetrieben steckt – und dass sie wirtschaftlich wie auch gesellschaftlich wichtige Impulse setzen.
Unternehmertum und Leadership
Unternehmer und Führungskräfte tragen durch Innovation, Arbeitsplatzschaffung und das Übernehmen von Risiken maßgeblich zur Stabilität des Wirtschaftsstandorts bei. Eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung unternehmerischer Leistungen wurde als notwendig hervorgehoben. Führungskräfte müssen heute mehr denn je Flexibilität, Krisenresistenz und inspirierendes Leadership zeigen, um Mitarbeitende zu motivieren, zu binden und Entwicklungen zu fördern. Ein neues, positives Image für Arbeit und Berufe ist dabei entscheidend.
Ursula Simacek betonte, dass Zuversicht und lösungsorientiertes Denken wesentliche Merkmale des Unternehmertums sind, gerade in schwierigen Zeiten. Leadership bedeutet, Mitarbeitende nicht nur zu führen, sondern sie auch durch Vertrauen und Wertschätzung zu motivieren sowie ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihr Potenzial voll entfalten können. Der Abbau von Bürokratie, Senkung von Lohnnebenkosten und Steuerlast wie auch steuerliche Anreize sind notwendig, um den Wirtschaftsstandort attraktiver zu gestalten. Hohe Energiekosten und die Abwanderung von Betrieben in andere Länder schwächen die heimische Industrie. Aber jedes Unternehmen sei aufgefordert, aktiv zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts beizutragen, statt sich dem „Jammern“ hinzugeben.
Moderne Führungskräfte müssen eine sich verändernde Gesellschaft verstehen und vorleben, wie Integration, Respekt und kulturelles Verständnis gelingen können. Auch in unsicheren politischen Zeiten müssen Betriebe ihre Aufgaben wahrnehmen und ihre Ziele verfolgen, unabhängig von der Regierungsbildung oder politischen Rahmenbedingungen. Unternehmertum ist nicht isoliert: Es benötigt eine Verbindung zur Gesellschaft, in der gegenseitiges Geben und Nehmen die Grundlage bilden. Es ist wichtig, Strukturen und Kulturen aktiv zu gestalten und vorzuleben, um Mitarbeitende in die Unternehmensziele einzubinden, ergänzte Günter Nebel.
Andreas Zakostelsky hob hervor, dass Unternehmen soziale Nachhaltigkeit leben müssen. Diese Verantwortung müsse über rein wirtschaftliche Interessen hinausgehen und auch Aspekte wie Förderung der Mitarbeiter sowie menschliche Bedürfnisse berücksichtigen. Leadership sei sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik essenziell, um unbequeme, aber notwendige Wahrheiten auszusprechen. Unternehmer sind gefordert, Innovation, Digitalisierung und Bildung aktiv voranzutreiben, um die Resilienz des Wirtschaftsstandorts zu stärken.
Entbürokratisierung
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die dringende Notwendigkeit, bürokratische Hürden abzubauen. Langwierige Genehmigungsverfahren und überkomplexe Regularien, wie das ESG-Reporting, behindern Innovationen und verzögern wichtige Projekte erheblich. Praxisgerechte Anforderungen und der dringend notwendige Abbau übermäßiger Bürokratie könnten Ressourcen freisetzen, Investitionen beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs fördern.
Günter Nebel sprach aus der Perspektive seiner Branche von langwierigen und ineffizienten Verfahren, etwa bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Während in anderen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten die Arbeitsgenehmigung innerhalb von wenigen Tagen möglich ist, dauere dies in Österreich oft ein Jahr oder länger. Diese bürokratischen Verzögerungen behindern den Zugang zu dringend benötigten Fachkräften und führen auch zu Frustration bei Unternehmen und Mitarbeitenden.
Ursula Simacek führte die überbordenden Berichtspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit an und wie diese Betriebe lähmen können. Allein für die Berichterstattung der SIMACEK Gruppe müssen jährlich über 13.000 Datenpunkte erfasst werden, einschließlich der detaillierten CO2-Bilanz von Büromöbeln. Dieser enorme administrative und finanzielle Aufwand solle in sinnvolle Maßnahmen gipfeln, die einen tatsächlichen Mehrwert schaffen.
Österreich mache oft strengere Vorgaben als andere EU-Länder und belaste dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Das Land stehe sich in vielen Bereichen durch „Golden Plating“ selbst im Weg, indem EU-Vorgaben über die notwendigen Standards hinaus umgesetzt werden. Es brauche praxisnahe Lösungen und eine effizientere Gesetzgebung, die die Wettbewerbsfähigkeit unterstützt, fordert Andreas Zakostelsky.
Arbeitsmarkt – Leistungsbereitschaft, Image und Wert neu denken
Das Image von Arbeit war ein weiterer Schwerpunkt. Die Diskutanten waren sich einig, dass Arbeit nicht nur Einkommen, sondern auch Selbstwert und gesellschaftliche Integration schaffe. Thematisiert wurde die Forderung nach mehr Selbstbestimmung und einer besseren Work-Life-Balance bei jüngeren Generationen. Flexible Arbeitszeitmodelle und branchenspezifische Anreize können helfen, den Fachkräftemangel zu bewältigen. Auch Migration birgt großes Potenzial, das effiziente Rahmenbedingungen und klare Strategien erfordert. Es wurde zudem hervorgehoben, dass Arbeit wieder als gesellschaftlich bedeutende Leistung wahrgenommen werden sollte. Eine Konkurrenz zum Sozialsystem müsse vermieden werden, indem Arbeit als mehr als nur eine Einkommensquelle vermittelt wird.
Günter Nebel betonte, dass Arbeit als essenzieller Teil des Lebens verstanden werden müsse. Sie biete Menschen Sinn und Struktur. Diese Perspektive müsse in der öffentlichen Diskussion stärker verankert werden, um einer negativen Grundhaltung gegenüber Arbeit entgegenzuwirken. Der Umgang mit Migration und die Integration von neuen Arbeitskräften sind essenziell für den Arbeitsmarkt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Fehlende Sprachkenntnisse und kulturelle Barrieren führen zu Parallelgesellschaften, die verhindert werden müssen. Unternehmer sollten gezielt in Integration investieren, etwa durch Sprachförderung und Ausbildungsprogramme.
Andreas Zakostelsky warnte vor der wachsenden Erwartungshaltung, weniger arbeiten zu wollen, bei gleichbleibendem Einkommen. Dies sei langfristig sowohl für die Wettbewerbsfähigkeit wie auch für den sozialen Zusammenhalt problematisch. Gleichzeitig müsse die Politik Maßnahmen setzen, die Arbeit attraktiver machen – etwa durch steuerliche Erleichterungen und die Abschaffung leistungsfeindlicher Regelungen. Die Wertschätzung von persönlicher Leistung muss wieder stärker betont werden. Es sei problematisch, wenn der Fokus zu stark auf Bequemlichkeit und staatlicher Unterstützung liegt, anstatt auf Eigeninitiative und Arbeit. Teilzeitarbeit und damit verbundene Sozialleistungen sowie Pensionen sollten kritisch betrachtet werden, um ein faires System zu gewährleisten.
Ursula Simacek hob hervor, dass Unternehmen ihrer Verantwortung gerecht werden müssten, Arbeitsplätze attraktiv zu gestalten. Sie beschrieb Projekte der SIMACEK Gruppe, wie etwa mobile Sprachförderung oder die Integration von Menschen mit Behinderungen, die das Image von Arbeit in ihrer Branche stärken. Betriebe müssen eine positive Arbeitsumgebung schaffen, in der Mitarbeitende sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Programme wie „Great Place to Work“ sind dabei wertvolle Werkzeuge zur Stärkung der Mitarbeiterzufriedenheit und des Images.
„Nur durch eine Kombination aus gesellschaftlichem Zusammenhalt, mutigem Unternehmertum und klugen Reformen können wir den Standort Österreich stärken“ fasste Monica Rintersbacher abschließend zusammen.
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