Post und FH Oberösterreich: Pilotprojekt mit DM, Interspar Weinwelt, Intersport, Tchibo und Thalia
Mit dem stetigen Wachstum des E-Commerce wächst auch die Anzahl der Verpackungen. Über 18 Millionen Pakete hat die Post den Österreicher*innen alleine im Dezember 2020 zugestellt. Das Paketaufkommen zur Weihnachtszeit bedeutet aber nicht nur Hochsaison für die Post, sondern sorgt auch regelmäßig für volle Papiercontainer nach den Weihnachtsfeiertagen. Die Post forscht daher seit dem vergangenen Jahr mit der FH Oberösterreich an wiederverwendbaren und nachhaltigen Verpackungslösungen für den Paketversand. Das Ergebnis ist die „Grüne Verpackung“, ein Pilotprojekt mit fünf kooperierenden Handelsunternehmen, kofinanziert durch das Land Oberösterreich. Start ist im Februar 2022.
„Wir arbeiten schon seit über 10 Jahren sehr ernsthaft am Thema Nachhaltigkeit. Beginnend mit der CO2-neutralen Zustellung 2011 bis hin zu unserem Ziel der CO2-freien Zustellung 2030. Mit der grünen Mehrweg-Verpackung für den Paketversand schauen wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartner*innen über den Tellerrand der Aufgaben als Transportdienstleisterin hinaus, versuchen auch die vorgelagerten Prozessschritte einzubinden und mögliche Lösungen zu testen“, sagt DI Peter Umundum, Vorstand für Paket & Logistik der Österreichischen Post AG.
„Wir haben Kund*innen und Handelsunternehmen befragt und 40 verschiedene Verpackungslösungen evaluiert. Aktuell arbeiten wir im Innovationszentrum Logistikum.Retail gemeinsam mit unseren Projektpartner*innen am operativen Set-up, das heißt: der Beschaffungsprozess für die ausgewählten Verpackungen für den Pilottest läuft, die Schulung der Mitarbeiter*innen in der Kommissionierung wird konzipiert wie auch interne Prozesse werden adaptiert“, beschreibt Prof. (FH). DI Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH Oberösterreich, den Status quo im Forschungsprojekt. „Danach werden wir gemeinsam mit den Handelsunternehmen dm, INTERSPAR-Onlineshop weinwelt.at, INTERSPORT, Tchibo und Thalia vier nachhaltige Mehrweg-Verpackungen testen.“
Und so funktioniert die „Grüne Verpackung“: Die teilnehmenden Handelsunternehmen wickeln Online-Bestellungen wie gewohnt ab und verschicken die Waren in wiederverwendbaren Verpackungen mit der Post. Die Empfänger*innen entnehmen die Produkte und falten die Verpackungen – einfache Anleitungen sind aufgedruckt oder beigelegt – zusammen und retournieren diese über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen, SB-Zonen oder Zusteller*innen an die Handelsunternehmen. Dort werden die Verpackungen gereinigt und gehen erneut in den Versand.
Wiederverwendbare Verpackungen für bis zu 100 Versandzyklen
In einer Vorstudie der FH Oberösterreich wurden über 40 nachhaltige Verpackungslösungen detailliert betrachtet und analysiert. Die Erkenntnisse der Studie zeigten, dass durch den Aufbau eines Mehrwegzyklus die größten Emissionseinsparungen möglich sind. In Zusammenarbeit mit den Verpackungsanbieter*innen sowie den fünf Partner*innenunternehmen wurden vier Verpackungen für den Test ausgewählt:
Re-Zip Boxen:
- Lebensdauer: 5-10 Zyklen
- Material: Karton
- Sehr niedrige Umwelteinflüsse, in Dänemark bereits erprobt
Re-Zip Bags:
- Lebensdauer: 10-30 Zyklen
- Material: beschichteter Holzfaserstoff
- Optimal für Textilien, ermöglicht Vermeidung von Plastik (Polybags)
Packoorang Bags:
- Lebensdauer: 50-100 Zyklen
- Material: recyceltes PET
- Sehr hohe Lebensdauer, durch Polsterung auch für zerbrechliche Güter geeignet
Returnity Weinboxen:
- Lebensdauer: 100-125 Zyklen
- Material: recyceltes PET
- Faltbare Tasche mit Einlage, Versandmöglichkeit für bis zu sechs Flaschen
Das Pilotprojekt startet im Februar und wird bis Juli 2022 laufen, verschickt werden ausgewählte Produktgruppen. Das gesamte Projekt wird durch die FH Oberösterreich einer ökologischen Bilanzierung unterzogen. Da die Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen oder recyceltem PET bestehen, wird bereits nach wenigen Zyklen der ökologische Break-even-Point im Vergleich zum herkömmlichen Einwegkarton erreicht. Die CO2-neutrale Zustellung der Post trägt zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbilanz bei.
Große Nachfrage nach grünen Verpackungen ei Konsumenten
Das Mondi Trendbarometer hat 2020 die Ansprüche an das Konsumverhalten sowie die Verpackungen abgefragt. Geeignete Verpackungen spielen dabei beim Online-Einkauf eine Schlüsselrolle, acht von zehn Verbraucher*innen (80 Prozent) bewerten die umweltfreundliche Entsorgung von Verpackungen, Recycling und Wiederverwendung als wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ist sogar bereit, bis zu drei Euro mehr für Online-Waren zu bezahlen, solange diese ausreichend Schutz, einfache Handhabung und umweltfreundliches Material anbieten. Diese Bereitschaft der Konsument*innen unterstreicht deutlich die Wichtigkeit des Projekts.
Die Kooperationspartner*innen zur „grünen Verpackung“:
Mag. Elmar Riepl, Bereichsmanager Logistik, Direktkunden- & Filiallogistik, dm:
„dm will seine Kund*innen nicht nur sensibilisieren, wie sie als Verbraucher*innen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können, sondern auch als Wirtschaftsgemeinschaft im ökologischen Sinn zukunftsfähig sein. Dazu achten wir im Sortiment, bei der Wahl von Betriebsmitteln und Ausstattung in unseren Prozessen auf Nachhaltigkeit. Als Serviceleistung für unsere Kund*innen ist der Online-Handel ein Teil davon und das Projekt ‚Grüne Verpackung‘ für uns daher eine großartige Initiative, die wir gerne mitgestalten.“
Mag. Lukas Wiesmüller, Leiter Nachhaltigkeit, SPAR Österreich:
„INTERSPAR führt das größte Angebot an Mehrwegflaschen unter den Supermärkten. Nun gehen wir einen Schritt weiter und testen Mehrwegverpackungen für den Versand von Flaschen. Ab Februar wird ein Teil der Bestellungen auf weinwelt.at in faltbaren Mehrwegboxen mit gepolsterten Innenfächern verschickt. Für den Rückversand werden Beutel mitgeliefert, wo die gefalteten Boxen platzsparend verstaut und über die Post retourniert werden können. Mit dem Test sammeln wir wichtige Erfahrungen für Mehrweg-Logistiklösungen für alle unsere INTERSPAR-Onlineshops.“
Mag. Günther Junkowitsch, Leitung Logistik und Personal, INTERSPORT AUSTRIA:
„Als einer der größten Sportfachhändler Österreichs bietet Intersport mit seinen stationären Shops und dem Onlineshop alles, was das Sportlerherz begehrt. Auf Intersport.at kaufen die Kund*innen zwar online, aber dennoch regional bei dem INTERSPORT Händler ihres Vertrauens. Das war ein großer Schritt hinsichtlich Nachhaltigkeit. Ein weiterer essenzieller Puzzlestein ist das gesamte Projekt ‚Grüne Verpackung‘, dank dem wir es nun schaffen, die benötigten Verpackungen sehr einfach und unkompliziert wiederzuverwenden. Wir freuen uns sehr, als einer der ersten Händler bei diesem Schritt dabei sein zu können, das ist die Zukunft und wir als Unternehmer*innen sind hier alle gefordert.“
Mag. Erik Hofstädter, Geschäftsführer, Tchibo Österreich:
„Seit 15 Jahren verfolgt Tchibo eine nachhaltige Geschäftstätigkeit. Was Verpackungen angeht, reduzieren wir kontinuierlich unseren Materialeinsatz – wie bei der nahezu plastikfreien Textilverpackung oder der Möglichkeit Kaffeebohnen verpackungsfrei einzukaufen – und fördern zudem Mehrweglösungen. Bei Tragetaschen, für den Coffee to go und bei Transportverpackungen setzen wir bereits auf Mehrweg. Auch bei Versandverpackungen suchen wir nach wiederverwendbaren Alternativen und freuen uns auf neue Erkenntnisse beim Projekt ‚Grüne Verpackung‘.“
Andrea Heumann, Geschäftsführerin, Thalia Österreich:
„In Zeiten von Onlineshops, Pandemie und immer größerem Versandaufkommen müssen Lösungen des Verpackungsproblems gefunden werden. Thalia versucht das auf mehreren Ebenen: Unser Angebot an E-Books, digitalen Hörbüchern, oder auch unsere tolino B-Ware (gebrauchte, aufbereitete eReader) schont Ressourcen in der Produktion, aber auch bei Verpackung und Transport. Unser Abholservice in den Buchhandlungen oder an den neuen, 24h geöffneten Abholstationen reduziert die Anzahl der Versandaktionen. Mit der ‚Grünen Verpackung‘ sollen die verbleibenden Sendungen nachhaltig, recyclebar und umweltfreundlich abgewickelt werden.“