Albert Frömel, Head of Health bei Zühlke Österreich; © Zühlke

Zühlke Health Study: Google, Tracker & Co – Die Zukunft der Gesundheit ist digital

  • Über 90 Prozent der Österreicher:innen googeln nach Krankheitssymptomen
  • Mehr als die Hälfte nutzt Fitnesstracker und -Apps
  • Über 70 Prozent der jungen Studienteilnehmenden sorgen sich regelmäßig um die eigene Gesundheit
  • Junge Menschen stehen der digitalen Gesundheitsvorsorge besonders aufgeschlossen gegenüber

Die große Mehrheit der Österreicher:innen googeln nach Krankheitssymptomen – über 90 Prozent haben dazu bereits im Internet gesucht. 44 Prozent geben sogar einmal im Monat oder häufiger ihre körperlichen oder mentalen Beschwerden in die mit Abstand populärste Suchmaschine ein. Besonders aktiv sind jüngere Menschen, bei den 18- bis 39-Jährigen ziehen rund 60 Prozent der Befragten ‚Dr. Google‘ mindestens einmal monatlich zurate. Dies ergibt die „Health Study 2023“ der Innovationsdienstleisterin Zühlke, für die 600 Personen ab 18 Jahren befragt wurden. „Der Bedarf an online verfügbaren Gesundheitsinformationen ist groß und wird mit Sicherheit weiter zunehmen“, kommentiert Albert Frömel, Head of Health bei Zühlke Österreich. Ein wichtiger Grund hierfür: In nahezu allen Lebensbereichen haben sich die Nutzer:innen daran gewöhnt, schnell an die gewünschten Inhalte zu kommen. Gesundheitsthemen machen hier keine Ausnahme. Zudem ist laut der Studie die Sorge um die eigene Gesundheit für rund die Hälfte der Befragten ein regelmäßiges Thema. Dies gilt insbesondere für die jüngeren Studienteilnehmenden. Hier liegt der Anteil sogar bei 72 Prozent.

Sorgen nach der Sprechstunde bei ‚Dr. Google‘
Im Interesse der Nutzer:innen wünscht sich Frömel, dass sie bei Gesundheitsthemen künftig mehr Hilfestellungen bei der Einordnung der Informationen aus dem Netz erhalten. Denn noch seien die User:innen bei der Auswertung und Interpretation meist auf sich allein gestellt. Häufig führe dies zur Verunsicherung, wie auch die Ergebnisse der Studie nahelegen: Zwei Drittel derjenigen, die regelmäßig nach Symptomen googeln, haben sich danach schon einmal ernsthaft Sorgen um ihre Gesundheit gemacht. Die meisten Sorgen machen sich die 30- bis 39-Jährigen mit knapp 90 Prozent. Über alle Altersgruppen hinweg waren die Befürchtungen nach dem Googeln nur in rund einem Drittel der Fälle berechtigt. „Google ist eine Suchmaschine, so dass hier kaum bessere Ergebnisse zu erwarten sind da
der individuelle Kontext fehlt“, so Frömel. „Für die User:innen bedeutet dies, dass sie sich oftmals unnötig Sorgen machen.“

Geht es um Gesundheitsinformationen aus dem Netz, genießen Krankenhäuser und Fachärzte bei den Befragten das größte Vertrauen – gefolgt von Krankenkassen und Portalen wie NetDoktor und DocCheck. KI-basierte Gesundheitsapps wie Ada oder Babylon werden laut der Umfrage bislang kaum genutzt und erzielen auch nur einen geringen Vertrauenswert, insbesondere bei älteren Menschen. Frömel: „Diese Apps sind als Medizinprodukt zertifiziert und liefern deutlich zielgerichtetere Informationen als die einfache Symptomsuche über das allgemeine Internet. Dass sie kaum genutzt werden, dürfte an ihrem niedrigen Bekanntheitsgrad liegen.“

Schritte zählen und Blutdruck messen: Die Gesundheit selbst in die Hand nehmen
Auswirkungen, die das Googeln nach Krankheitssymptomen auf mögliche Arztbesuche hat: Ein Viertel der Befragten verzichtet nach dem ausgiebigen Googeln der Symptome häufiger ganz auf den Arztbesuch. 46 Prozent der Befragten erklären, sie könnten mit dem Arzt dadurch besser über mögliche Behandlungsmöglichkeiten diskutieren. 21 Prozent teilen dem Arzt die gefundene Diagnose mit. „Hier zeigt sich, dass sich die Befragten im Bereich Ihrer Gesundheit mittlerweile immer stärker selbst befähigen und weiterbilden. Das Arztgespräch findet mehr auf Augenhöhe statt“, so Frömel.

Im Sinne der aus eigenem Antrieb in Angriff genommenen Gesundheitsvorsorge nutzt mehr als die Hälfte der Studienteilnehmenden Tracker wie Schrittzähler oder Blutdruckmessgeräte zur Überwachung oder Förderung ihrer Gesundheit und Fitness. Bei den Unter-30-jährigen liegt der Anteil sogar bei drei Viertel aller Befragten. Was die genutzten Funktionen betrifft, steht an erster Stelle das Aufzeichnen der körperlichen Aktivität zum Beispiel mittels Schrittzähler (36 Prozent). Puls und Blutdruck messen 29 Prozent der Befragten. Ihren Schlaf tracken 15 Prozent. 70 Prozent der Befragten nutzen ihr Smartphone um Überprüfung ihre Gesundheit im Blick zu haben. Einen
Schrittzähler nutzen 61 Prozent, 41 Prozent eine Smartwatch. Trainings-Apps werden von vier von zehn Österreicher:innen genutzt, am häufigsten für Fitnessübungen (20 Prozent), gefolgt von Ausdauersport, Atemübungen, Meditation und Yoga.

Befragte sehen großen Nutzen der digitalen Gesundheitsvorsorge
Fast 90 Prozent der Anwender:innen von Fitnesstrackern oder -Apps bestätigen diesen Tools auch einen Nutzen: Rund 50 Prozent erklären, sie spornen sie zu mehr Bewegung an. Mehr Motivation, um Gesundheitsprogramme durchzuziehen verspüren 34 Prozent der Nutzer:innen, mehr Ausdauer verzeichnen 26 Prozent, besseren Schlaf 19 Prozent. „Digitale Gesundheitsvorsorge bietet die große Chance, dass Menschen insgesamt gesünder leben, indem sie ihre eigene Gesundheit besser überwachen und managen. Gerade junge Menschen haben das bereits für sich erkannt“, so Frömel.

An eine zentrale Gesundheits-App stellen die Befragten umfassende Anforderungen. Diese reichen vom elektronischen Rezept über die Speicherung von Dokumenten über Krankmeldungen beim Arbeitgeber hin zur Selbstüberwachung krankheitsbezogener Symptome. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Notfalldatensätzen und die Erfassung von Herzfrequenz, Blutzucker und Gewicht. Allerdings würden lediglich zwölf Prozent der Befragten für eine derartige Gesundheits-App mehr als zehn Euro monatlich bezahlen. Frömel: „Die vergleichsweise niedrige Zahlungsbereitschaft ist unter anderem darauf zurückführen, dass die Befragten viele der gewünschten unktionen von ihrer Krankenkasse erwarten.“ Krankenkassen, aber auch Krankenhäuser sind für die Befragten auch mit Abstand die bevorzugte Wahl als Anbieter einer solchen Gesundheits-App. Sie kommen bei möglichen Mehrfachnennungen jeweils auf einen Wert von über 50 Prozent. Es folgen die öffentliche Hand, Online-Apotheken und Medizintechnik-Hersteller. BigTechs wie Google und Amazon landen mit 15
Prozent auf Platz sechs.

Lösung für aktuelle Herausforderungen des Gesundheitssystems
Grundsätzlich sind laut Frömel Gesundheitsapps und die damit verbundenen Technologien sehr gut geeignet, um mündige Patient:innen zu fördern. „Beim Einsatz digitaler Technologien hinkt das Gesundheitssystem anderen Industrien stark hinterher. Wollen wir aber die Herausforderungen lösen, die auf uns zukommen und die wir zum Beispiel bei der Terminsuche bei Fachärzten schon heute erleben, wird die digitale Gesundheitsversorgung zukünftig eine deutlich größere Rolle spielen müssen als bisher.“ Eine der großen Herausforderungen hierbei laut Frömel: „Um entsprechende Angebote zu realisieren, müssen viele Player zusammenarbeiten – von den Krankenkassen, den
Gesundheitsdiensteanbietern, den Ministerien bis hin zu Medizingeräteherstellern und Pharmaunternehmen.“

Die Befragten sind bereit, auf ihre Weise daran mitzuwirken. So können sich 84 Prozent der Österreicher:innen vorstellen, ihre Gesundheitsdaten unter bestimmten Bedingungen zur Verfügung zu stellen: Wenn die Auswertung anonymisiert erfolgt (38 Prozent). Wenn sie selbst auswählen können, wer genau ihre Daten nutzen kann (31 Prozent). Wenn sich dadurch Krankenversicherungsbeiträge
sparen lassen (26 Prozent). Und schließlich: wenn dadurch wissenschaftliche Erkenntnisse vorangetrieben werden (18 Prozent).

Für die Zühlke „Health Study 2023“ wurden im DACH-Raum 600 Personen ab 18 Jahren befragt. Die Online-Umfrage erfolgte im Frühjahr 2023

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