„Um unser Ziel einer abfallfreien Welt zu erreichen, müssen wir Wertstoffe verantwortungsbewusst nutzen. Dazu müssen wir Produkt-, Material- und Logistikkreisläufen schließen, was technologische und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Besonders im Kunststoffrecycling sind innovative Lösungen notwendig, um die Qualität der recycelten Materialien zu verbessern und Recyclingprozesse effizienter zu gestalten.“
Leitbetriebe Austria: Können Sie Ihr Unternehmen im ersten Schritt bitte kurz vorstellen? Was genau macht interzero?
Martin Ulke: Interzero ist der europäische Marktführer in der Kreislaufwirtschaft. Unsere Schwerpunkte sind Lösungen in Produkt-, Material- und Logistikkreisläufen sowie Kunststoffrecycling. Unser Motto ist „Zero Waste Solutions“. Wir unterstützen über 50.000 Kunden in ganz Europa, verantwortungsbewusst mit Wertstoffen umzugehen und damit ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. Unsere Vision ist eine Welt ohne Abfall. Kreisläufe schließen, Abfälle vermeiden und den „Earth Overshoot Day“ nach hinten zu verschieben – das ist unsere Mission. In Wien sind wir für den südosteuropäischen Raum verantwortlich. Wir erzielen einen Umsatz von 45 Millionen Euro mit rund 50 Fachkräften. Europaweit sind über 2.000 Mitarbeiter:innen aktiv. 2021 erwirtschafteten wir einen Gesamtumsatz von über einer Milliarde Euro.
Angesichts des Klimawandels sind nachhaltige Lösungen wichtiger denn je. Wie unterstützt interzero Unternehmen in Punkto Kreislaufwirtschaft und Recycling?
Martin Ulke: Wir sind ein zuverlässiger Partner für Unternehmen, die ökonomisch und ökologisch nachhaltig handeln möchten. Wir helfen unseren Kunden, ihren Ressourcenverbrauch zu optimieren, was nicht nur Kosteneinsparungen bringt, sondern auch zum Umweltschutz beiträgt. Mit unseren Lösungen wollen wir dazu verhelfen, Materialkreisläufe zu schließen und die Abfallproduktion zu minimieren und damit den CO2-Fußabdruck unserer Kunden deutlich zu reduzieren.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Schritte, um eine Welt ohne Abfall möglich zu machen?
Martin Ulke: Um unser Ziel einer abfallfreien Welt zu erreichen, müssen wir Wertstoffe verantwortungsbewusst nutzen. Dazu müssen wir Produkt-, Material- und Logistikkreisläufen schließen, was technologische und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Besonders im Kunststoffrecycling sind innovative Lösungen notwendig, um die Qualität der recycelten Materialien zu verbessern und Recyclingprozesse effizienter zu gestalten. Letztendlich liegt der Schlüssel in bewusster Ressourcennutzung, technologischer Innovation und organisatorischer Exzellenz auf dem Weg zu einer Abfallreduktion.
Leitbetriebe Austria: Sie haben bereits Ihren Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Was waren die größten Erfolge, aber auch Herausforderungen?
Martin Ulke: Unsere Nachhaltigkeitsberichte zeigen unsere Erfolge und Herausforderungen auf. Unser Leitprinzip ist immer „Recycling statt Ressourcen-Raubbau“. Der Earth Overshoot Day, lag dieses Jahr bereits am 2. August, das zeigt, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Allein unsere Recyclingbemühungen haben die Überschreitung dieser Grenze weltweit um 7:16 Minuten verzögert – und wir wissen – jede Minute zählt für unseren Planeten.
Wie die kürzlich veröffentlichte Studie „resources SAVED by recycling“ belegt, haben wir durch die Zusammenarbeit mit unseren Kunden im Jahr 2022 insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Wertstoffe im Kreislauf geführt. Dadurch konnten rund eine Million Tonnen Treibhausgasemissionen vermieden werden. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von über 100.000 Vier-Personen-Haushalten für Heizung und Strom. Gleichzeitig wurden rund 8,7 Millionen Tonnen Primärressourcen eingespart, die nicht der Natur entnommen werden mussten.
Diese Erfolge bestärken uns in unserem Kurs. Es ist unser aller Aufgabe, den Earth Overshoot Day nachhinten zu verschieben. Unsere Verantwortung und die Kooperation mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind entscheidend für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
Leitbetriebe Austria: In Ihrem Nachhaltigkeitsmagazin präsentieren Sie innovative Projekte und Lösungen. Welche Praxis-Lösungen und Themen beschäftigen Ihre Kund:innen aktuell besonders stark?
Martin Ulke: Wir bieten Lösungen für aktuelle Themen, wie die Notwendigkeit von recyclingfähigen Verpackungen und Produkten bis 2030 in der EU. Mit Angeboten wie „Made4Circle“ bieten wir Kunden umfassende Betreuung für nachhaltige Verpackungen. Zudem bieten wir maßgeschneiderte Lösungen für Textilrecycling und individuelle Rücknahmesysteme. Mit unserer Erfahrung und Vernetzung helfen wir Kunden, sich auf kommende regulatorische und technologische Anforderungen vorzubereiten. Wir unterstützen auch bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung mit unserem Nachhaltigkeits-Dashboard, um Transparenz und Rechenschaftspflicht zu fördern.
Leitbetriebe Austria: Was wünschen Sie sich für die Zukunft bzw. möchten Sie noch etwas ergänzen?
Martin Ulke: Wir wünschen uns eine Verschiebung von Einweg- zu Mehrwegverpackungen, um den Earth Overshoot Day weiter nach hinten zu verschieben. Kundenindividuelle Rücknahmesysteme sind kurzfristig effektiv zur Abfallreduktion. Langfristig setzen wir auf die breite Akzeptanz von Mehrwegverpackungen und -lösungen am Markt.
Vielen Dank für das Interview!