Stargate: Sensorisches Marketing (Interview)

„Durch sensorisches Marketing erhalten Marken eine einzigartige Möglichkeit, ihre Produkte/Dienstleistungen auf einer tieferen Ebene zu vermitteln und bei Konsument:innen Emotionen hervorzurufen“, ist Sara Tanzmeister, Account Director Stargate Group, überzeugt.

Im Interview mit Leitbetriebe Austria sprechen Harald Knoll und Sara Tanzmeister zudem darüber, wie ein ganzheitliches und starkes Markenerlebnis kreiert wird, wie Marken spürbar werden und Sinneserlebnisse gezielt an Kundenbedürfnisse angepasst werden können.

Welche Rolle spielt sensorisches Marketing in einer Zeit, in der Konsumenten mit einer Flut von Werbebotschaften konfrontiert sind? Wie kann es helfen, aus dieser Masse herauszustechen?
Harald Knoll: Durch die gezielte Ansprache aller Sinne über sämtliche Touchpoints hinweg, lassen sich Botschaften bei Konsument:innen wesentlich schneller und intensiver verankern. Es entstehen merkfähige Erinnerungen. Konsistente und in sich stimmige Markenerlebnisse sind dabei entscheidend für eine klare Differenzierung vom Mitbewerb.
Sara Tanzmeister: Durch sensorisches Marketing erhalten Marken eine einzigartige Möglichkeit, ihre Produkte/Dienstleistungen auf einer tieferen Ebene zu vermitteln und bei Konsument:innen Emotionen hervorzurufen. Dieser emotionalisierte Ansatz kann in einem überfüllten Marktumfeld dazu beitragen, dass sich die Marke langfristig im Bewusstsein der Konsumenten verankert und eine treue Kundenbasis aufbaut. Studien haben gezeigt, dass sich durch die Ansprache von 4-5 Sinnen die Markentreue um bis zu 60% steigern lässt.

Welche Sinne werden Ihrer Erfahrung nach im sensorischen Marketing am häufigsten angesprochen und wie wirken sich diese gezielt auf das Kaufverhalten der Konsumenten aus?
Sara Tanzmeister: In der klassischen Kommunikation werden vor allem Sehen und Hören angesprochen. Visuelle Reize wie Farben, Formen, etc. beeinflussen Wahrnehmung und Stimmung der Konsument:innen, während spezifische Klänge diese zusätzlich unterstreichen und eine emotionale Bindung zu einer Marke verstärken. Unser Geruchssinn ist mit dem limbischen System verknüpft, das für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Ein angenehmer Duft kann sich wesentlich auf das Konsument:innen-Verhalten auswirken.
Harald Knoll: Durch Live-Momente können der Tast- und der Geschmackssinn zusätzlich aktiviert werden, womit ganzheitliche starke Markenerlebnisse kreiert werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass das unmittelbare Erleben eines Produktes, durch Angreifen, Probieren, Verkosten eine noch stärkere Bindung auslöst und die Kaufbereitschaft immens fördert.

Können Sie ein konkretes Beispiel aus Ihrer Arbeit nennen, bei dem der Einsatz von multisensorischen Erlebnissen messbare Erfolge für ein Unternehmen gebracht hat?
Harald Knoll: Für Austrian Airlines haben wir beispielsweise mit der Coffee Campaign in ausgewählten Auslandsmärkten die Fluglinie und gleichzeitig die Destination Wien beworben. Mit einem Pop-up Café ganz im Stile eines Wiener Traditionskaffeehauses konnten Konsument:innen eine Woche das Austrian Flair erleben. Uns war es dabei wichtig, nicht nur Wien erlebbar zu machen, sondern ebenso die Markenwerte und Markenwelt von Austrian stimmig zu transportieren – es wurde Wiener Kaffee zu Wiener Mehlspeisen verkostet – die auch an Bord von Austrian serviert werden, zu den Walzerklängen des Schönbrunner Schlossorchester gelauscht – und zusätzlich wurden diverse Workshops organisiert – von Barista bis Yoga. Kommuniziert wurde die Aktion vorab über Medienkooperationen und Social Media via Anzeigenschaltungen und Influencer-Kooperationen. Wir konnten im Aktionszeitraum und danach sogar einen 100% Anstieg an Flugbuchungen verzeichnen.

Wie kann sensorisches Marketing nachhaltig in eine ganzheitliche Markenstrategie integriert werden?
Sara Tanzmeister: Entscheidend ist es, eine klare Strategie in alle Markentouchpoints zu integrieren – mit konsistenten Sinneserlebnissen entlang der gesamten Customer Journey, vom Branding und Storytellung über Online-Werbemittel bis zur physischen Präsenz im Geschäft oder bei Events. Die Kernwerte der Marke sollten dabei stets spürbar sein. Eine Marke mit Fokus auf Nachhaltigkeit könnte zum Beispiel natürliche Farben, Formen, Düfte und umweltfreundliche Materialien nutzen, um Authentizität zu vermitteln. Ein weiteres wichtiges Element ist die Personalisierung, um Sinneserlebnisse gezielt an individuelle Kundenbedürfnisse anzupassen.

Abschließend: Was bedeutet für Sie die Teilnahme bei Leitbetriebe Austria? Was heißt es für Sie, ein Vorbildunternehmen zu sein?
Harald Knoll: Es ist eine besondere Anerkennung für uns, ein Teil der Leitbetriebe Community zu sein. Es bestätigt uns darin, dass wir mit unseren Strategien, Unternehmenswerten und unser Engagement für Qualität und Innovation auf einem hohen Niveau stehen. Was natürlich den Anspruch setzt, unsere Standards über das eigene Geschäft hinaus wirken zu lassen, zu Begeistern und Impulsgeber zu sein. Zudem ist der Austausch mit den anderen Leitbetriebe-Unternehmen inspirierend und anspornend. Man kann gegenseitig voneinander lernen und profitieren.

Vielen Dank für das Interview!