Dieter Harreither, Partner und Leiter Technology Consulting bei PwC Österreich / Copyright: PwC Österreich

Agile Prozesse in österreichischen Unternehmen: Widerstand gegen Veränderungen trotz enormen Potenzials

  • Die aktuelle Studie von PwC Österreich und PMI Austria untersucht den Status der Agilität in österreichischen Unternehmen und stellt einen EU-Vergleich dar 
  • Potenzial für Business Value und Effizienz: 60 % möchten bis 2024 Mehrheit der Geschäftsprozesse agil gestalten 
  • Derzeitige Praxis: Über die Hälfte der Unternehmen wendet „Agile“ nur für IT-Projekte an oder befinden sich in der Experimentierphase 
  • Hürden bei der Einführung: Widerstand gegenüber Veränderungen im eigenen Un-ternehmen und Beibehaltung der traditionellen Arbeitskultur 

Agile Organisationen passen sich innerhalb kürzester Zeit flexibel an veränderte Marktsituationen und Kundenbedürfnisse an und finden durch proaktives Handeln selbstorganisierter Teams effiziente und sichere Lösungen. In den vergangenen Jahren gewann der Agile Working-Ansatz angesichts eines immer schnelleren Wandels auch außer-halb klassischer Anwendungsbereiche an Bedeutung – immer mehr Unternehmen streben die agile Transformation ihrer Geschäftsprozesse an. Inwieweit „Agile“ bereits bei österreichischen Unternehmen verankert ist, untersuchte nun eine gemeinsame Studie von PwC Österreich und PMI Austria (Project Management Institute).

Agile Vision ohne konkrete Umsetzungsinitiative
„Angesichts der unsicheren und sich rasch veränderten Marktlandschaft wird die Einführung agiler Methoden und Prozesse zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen. Damit wird nicht nur eine schnellere Reaktion auf Kundenanforderungen und eine flexible Entwicklung des Geschäftsmodells gewährleistet, sondern auch die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter:innen gefördert“, erklärt Dieter Harreither, Partner und Leiter Technology Consulting bei PwC Österreich.

Dennoch stagnieren heimische Unternehmen bei der agilen Umsetzung. Die Mehrheit der Be-fragten gab an, dass die agile Arbeitsweise, aufgrund des Reifegrads ihrer Organisation, auf IT-Projekte beschränkt sei (28 %) oder sich noch in der Experimentierphase befindet (28%). Die Mehrheit der Unternehmen plant die Hälfte ihrer Prozesse bis 2024 auf Agile umzustellen und 14 Prozent der österreichischen Befragten möchten in den kommenden zwei bis drei Jahren eine strategisch gesteuerte und in die gesamte Organisation integrierte Umstellung.

„Die Agile Transformation ist noch lange nicht abgeschlossen und eine große Herausforderung für viele Unternehmen. Unsere Studie hat aber gezeigt, dass Österreich dabei im guten Mittelfeld in Europa liegt,“ erklärt Philip Weihs, Präsident von PMI Austria.

Traditionelle Prozesse und Widerstand gegenüber Veränderung als größte Hürden
Agilität bedeutet auch, dass bestehende Strukturen stetig hinterfragt und traditionelle Managementprozesse überwunden werden. Insbesondere durch diese grundlegenden, aber not-wendigen Veränderungen, ergeben sich entscheidende Hürden für die Etablierung von Agile: 21 Prozent der österreichischen Unternehmen sind laut Studie der Ansicht, dass Widerstand gegenüber Veränderung die Agilität in ihrer Organisation ausbremst. Weitere 21 Prozent geben an, dass die vorherrschende Arbeitskultur zu sehr in traditionellen Methoden und Denk-weisen verwurzelt sei, und 18 Prozent sehen Hürden direkt beim Management und dessen Handeln.

„Damit die Einführung von Agile im Unternehmen erfolgreich gelingen kann, ist nicht nur eine klare strategische Linie zur Implementierung notwendig, sondern auch ein Bruch mit alten Denkweisen und Konventionen. Dabei sind Schulungen und Coachings für Mitarbeiter:innen sowie insbesondere für das Management unerlässlich. Zusätzlich bedarf es völlig neuer Rollen wie beispielsweise den ‚Agile Champions‘, die die Umstrukturierung innerhalb der Belegschaft verantworten und vorantreiben. Wie die Studie zeigt, werden Agile-bezogene Rollen auch in österreichischen Unternehmen immer präsenter“, so Experte Dieter Harreither.

Business Value und Effizienz: Heimische Unternehmen erkennen großes Potenzial
Während die Umsetzung von Agile noch zögerlich voranschreitet, sind sich österreichische Unternehmen zumindest dessen hoher Relevanz und Potenzial bewusst. Fast die Hälfte der Be-fragten ist der Meinung, dass alle Mitarbeiter:innen im Unternehmen hinsichtlich Agile geschult werden sollten und 32 Prozent sind davon überzeugt, dass die Belegschaften die agilen Methoden rasch annehmen würden. Auch hinsichtlich Business Value und Effizienz erkennen österreichische Unternehmen Mehrwert: 32 Prozent der Befragten glauben, dass agile Prozesse die Kundenzufriedenheit verbessern, zwölf Prozent sind von verkürzten Projektabwicklungszeiten und acht Prozent von der Verringerung von Fehlern überzeugt. Es wird eine geschätzte Steigerung des Business Values um 18 Prozent, sowie eine Verkürzung von Markteintritten und Produkteinführungen um 15 Prozent festgestellt.

„Durch Agile können Entwicklungsprozesse optimiert und die time-to-market bei Produkteinführungen, durch konsequente Priorisierungen, reduziert werden. In Österreich wird Agile auch vorranging zur Entwicklung neuer Services und Produkte angewendet – ganze besonders dann, wenn es um digitale Projekte geht“, erklärt Dieter Harreither.

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