Das Kreislaufwirtschaftsunternehmen Brantner green solutions mit Hauptsitz in Krems betreibt in Tschechien eine Biogasanlage und errichtet in der Slowakei ein Abfallverwertungszentrum für die biologische Energiegewinnung. In Österreich hingegen war der Betrieb einer Biogasanlage bisher wirtschaftlich nicht umsetzbar, wie Josef Scheidl, Geschäftsführer von Brantner green solutions, schildert.
Die Abhängigkeit von russischem Erdgas war in den letzten Jahren eines der bestimmenden Themen in vielen europäischen Ländern, so auch in Österreich. Nur rund zehn Prozent des hierzulande geförderten Erdgases wird aus Österreich bezogen. Der Biogasanteil deckt lediglich zwei Prozent des Gasverbrauchs ab. Hier sieht Brantner eine große Chance für Österreich, denn Biogas ist die umweltschonende Alternative zu Erdgas. Vor allem, wenn es aus biogenen Abfällen gewonnen wird. Beim Einsatz von Biogas kann CO2 eingespart und somit die Umwelt nachhaltig geschont werden. Zudem hat Biogas gegenüber anderen erneuerbaren Quellen wie Sonnenenergie und Windkraft den Vorteil, dass es saison- und wetterunabhängig produziert werden kann. Das macht es zu einer wichtigen regional verfügbaren Energiequelle.
Erfolge in Tschechien und der Slowakei
Brantner green solutions hat sich als Entsorgungsunternehmen zum Ziel gesetzt, möglichst viele Wertstoffe im Kreislauf zu halten. Teil dieser ressourcen- und umweltschonenden Philosophie ist es, Abfälle als Energiequelle zu nutzen. Dabei setzt das Unternehmen etwa auf biologische Abfälle, um daraus Biomethan zu gewinnen. Erste Erfolge verzeichnet Brantner dabei in Tschechien, wo das Biogas bereits im täglichen Leben eingesetzt wird. Auch in der Slowakei ist die Errichtung einer Biogasanlage in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Energieversorger SPP in Planung. In beiden Ländern ist Brantner seit vielen Jahren vertreten.
„Wir sind sehr stolz, dass unsere Biogasanlage in Mladá Boleslav in Tschechien nach einer erfolgreichen Testphase seit Mai 2024 im Normalbetrieb arbeitet. Der nächste große Meilenstein wird der Aufbau mehrerer Abfallverwertungszentren zur biologischen Energiegewinnung in der Slowakei sein“, zieht Josef Scheidl ein positives Fazit für die beiden Nachbarländer.
Österreich hat seine Chance bislang nicht genutzt, da die Förderung von Biogas im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) nicht festgelegt und das Erneuerbare-Gas-Gesetz (EGG) bisher nicht beschlossen wurde. „In Österreich waren die Voraussetzungen für ein wirtschaftliches Betreiben einer Biogasanlage bisher leider nicht gegeben. Wir hoffen aber, dass wir hier bald nachziehen können. Dazu müsste jedoch die Nachfrage nach Biogas durch gesetzliche Anreize angeregt werden“, so Scheidl. Aktuell speisen nur 15 von 260 Biogasanlagen Biogas in das Gasnetz ein.
Biogas für öffentlichen Verkehr und Industrie
In Mladá Boleslav werden jährlich 25.000 Tonnen Bioabfall aus der Region mit modernsten Methoden verarbeitet. Es handelt sich um Abfälle aus Schulkantinen, Restaurants und Hausmülltonnen. Mit dem daraus erzeugten Biogas werden 38 Stadtbusse via CNG-Tankstelle betankt, die umliegende Industrie beliefert und Düngemittel für die Landwirtschaft erzeugt. Das alles führt zu einer erheblichen CO2-Einsparung in der Region und schafft gleichzeitig einen zusätzlichen Anreiz zur Verwertung von Bioabfällen, unterstützt durch den Erhalt von CO2 Zertifikaten und dem „Proof of Sustainability“, einem Nachweis für Nachhaltigkeit.
In der Slowakei hat Brantner gemeinsam mit SPP das Joint Venture CEBZ gegründet. Die erste Biogasanlage soll schon bald in Betrieb gehen. Dort sollen künftig pro Anlage 100.000 Tonnen Siedlungsabfälle im Jahr verwertet werden. Bereits jetzt besteht eine mechanisch-biologische Aufbereitungsanlage, die es ermöglicht, Biomüll vom Restmüll zu trennen. Künftig wird Biomethan zur Einspeisung in das Verteilernetz zur Energie- und Wärmeversorgung erzeugt und auch die Produktion von Kompost und festen Alternativbrennstoffen vorangetrieben.
Es benötigt einen Ruck
Rückblickend auf die Innovationen in Tschechien und der Slowakei sagt Josef Scheidl: „Natürlich haben wir die Biogasanlage in Tschechien und auch das Joint Venture in der Slowakei nicht von heute auf morgen umgesetzt. Letztendlich haben wir jedoch die nötige Unterstützung zur Umsetzung innerhalb eines vernünftigen Zeitraums erhalten – Stichwort Anreize und Förderungen. Es wäre schön, wenn es auch in Österreich bald so weit ist.“