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Ein erfüllendes (Arbeits-)Leben – Tag 2 der Performance Tage

Am zweiten Tag der diesjährigen Performance Tage gewährte Univ-Prof. DDr. Mag. Matthias Beck einen umfassenden Einblick in die Potentiale des Menschen, verschiedene Perspektiven und Entwicklungen aus den Fachbereichen Philosophie, Medizin, Theologie und Naturwissenschaft. Eine Zusammenfassung:

Einheit in Verschiedenheit

Wir betrachten die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln. Eine wichtige Frage, die sich jeder Mensch stellt:

  • Was ist der Sinn?

Der Philosoph Immanuel Kant hat dazu drei Fragen gestellt:

  • Erkenntnis: Was kann ich wissen? Wer bin ich?
  • Ethik: Was soll ich tun? Ich kann mein Wissen z.B. für etwas „Gutes“ oder etwas „Schlechtes“ verwenden.
  • Religion: Was darf ich hoffen?

Weiten wir die Sinnfrage auch auf die Arbeit aus, so ergibt sich die Frage:

  • Warum Arbeit?

Arbeit kommt vom Wort Arvum – der Ackerboden.
Die Benediktinermönche bekamen in früherer Zeit Land geschenkt (gestiftet), um dieses landwirtschaftlich zu bearbeiten. Sie haben dabei Landwirtschaft mit Bildung verbunden und einen Rhythmus geschaffen (ora & labora).

Wenn wir in der Menschheitsgeschichte weiter zurückblicken, erkennen wir, dass Arbeit auch immer etwas Schöpferisches war. Als die Menschen sesshaft wurden, begannen sie die Natur zu kultivieren und zu gestalten.

  • Was ist der Sinn von Arbeit?

Dies hängt in hohem Maße mit dem Sinn des Lebens zusammen. Habe ich meine Berufung gefunden, kann ich mich mit der Arbeit identifizieren. Jeder Mensch hat seinen Ort in der Welt – wie in einem Orchester in dem jeder sein Instrument spielt und es dann harmonisch zusammenklingt. Daher stellt sich die Frage: Ist der Mensch in seinem Beruf am richtigen Ort? Gibt es Begeisterung, Freude? Die Zufriedenheit des Mitarbeiters wirkt sich auch auf die Umgebung aus (andere Mitarbeiter oder auf den Partner). Daher haben wir eine Art Verpflichtung zum Glücklichsein!

  • Was ist der Mensch?

Das Wort Mensch stammt vom griechischen Wort Ho anthros ab und bedeutet „Wesen, das schaut und staunt“. Der Mensch als Wesen des Geistes ist dabei auf das Absolute ausgerichtet (nach Hegel). Menschen erkennen das Leben als endlich und möchten sich überschreiten (z.B. im Sport höher oder schneller zu sein, im Beruf mehr Geld oder mehr Ansehen zu erreichen). Dabei geht es Menschen oft mehr um das „Haben“ als um das „Sein“. Gleichzeitig möchten Menschen über sich hinauswachsen (Wesen der Transzendenz) z.B. indem der Mensch immer älter und letztlich unsterblich werden möchte (durch Genmanipulation, Einpflanzen von Chips oder die Verschmelzung von Mensch und Maschine). Man spricht in diesem Zusammenhang daher vom Transhumanismus.

  • Wozu? (Ethik)

Ethik ist die wissenschaftliche Reflexion auf gelebte Moral. Was ist gut, was macht einen guten Menschen aus? Wie treffe ich richtige Entscheidungen? Hier geht es immer um Güterabwegungen und das Treffen von Entscheidungen. Wichtig ist hier die Begründung: Warum treffe ich diese Entscheidung?

Bezogen auf die Arbeitswelt: Wen stelle ich ein? Warum ist meine Arbeit wichtig? (was passiert, wenn ich in der Produktion nicht korrekt arbeite und eine Schraube fehlt?). Wenn Menschen verstehen, warum sie etwas machen, haben sie einen Sinn!

Paradigmenwechsel in der Weltgeschichte

Der Mensch hat seit jeher nach Erkenntnis (Erklärung) gesucht: Wer bin ich? Warum ist etwas so wie es ist? Warum gibt es die Welt?

Die Frage nach dem Warum lässt sich nicht eindeutig beantworten, denn es gibt nur relative Wahrheiten. Um Erklärungen zu finden haben alte Kulturen z.B. Götter geschaffen. Die Naturwissenschaft stellt Hypothesen auf, die jedoch auch nur so lange gelten, bis sie widerlegt (falsifiziert) werden ( früher dachte man, die Erde ist der Mittelpunkt der Welt). Auch in der Medizin kommt man darauf, dass jeder Mensch auf Krankheiten anders reagiert, auch das Thema Gendermedizin ist erst in den letzten Jahren aufgekommen, davor wurden alle Medikamente auf Männer ausgelegt. Standpunkte können sich daher ändern und führen zu einem Paradigmenwechsel.  

Gott als Urgrund des Seins
Wenn wir immer weiterfragen, kommen wir irgendwann zu einem Urgrund (Seelengrund), hier kommt die Theologie ins Spiel. Der Urgrund des Seins liegt demnach in Gott. Der göttliche Logos stellt dabei keinen Widerspruch zwischen Religion und Naturwissenschaft dar – Logos findet sich auch in der Natur (der Grashalm wächst von selbst).

Gott ist aus sich selbst heraus entstanden, auch vieles andere in der Natur läuft von SELBST, unsere Atmung, die Sonne scheint von selbst, die Grundlagen des Lebens selbst.

Künstliche Intelligenz
Im SELBST besteht auch der große Unterschied zur Künstlichen Intelligenz (KI). KI kann keinen Grashalm wachsen lassen. Es braucht Anweisungen, die vom Menschen kommen.

KI hat auch kein Bewusstsein. Eine Maschine hat keine Gefühle (z.B. Unterschied Kamera und menschliches Auge: Das Auge kann Emotionen ausdrücken, die Kamera nicht).

ALL-EIN – Jeder Mensch ist mit sich selbst allein

In der Neuzeit ist das Subjekt in den Mittelpunkt gerückt. Pico della Mirandola hat das erste Buch zur Menschenwürde und Willensfreiheit geschrieben. Der Mensch ist fähig zur Selbstbestimmung und muss selbst entscheiden, wozu er sich gestalten will. Auch Luther war es ein Anliegen, die Würde des Menschen zu schützen und stellte den freien Willen in den Mittelpunkt. Ignatius von Loyola als Gründer des Jesuitenordens war bestrebt darin, sich der Welt zuzuwenden (statt abzuwenden). Aber auch andere Strömungen aus der Kunst (Dürer und sein Selbstporträt) sowie aus der Philosophie (Kant – wie muss der Mensch strukturiert sein, um Erkenntnis zu erlangen: ihm ging es um Selbstbestimmung, die Befreiung aus der Unmündigkeit) und Existenzphilosophen wie Kierkegaard haben sich mit dem Selbst (der Existenz) auseinandergesetzt.

  • Menschenwürde

Grundlage aller Werte ist die Menschenwürde, aus der auch die Menschenrechte entstanden sind. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art 1, Charta Lissabon Vertrag, Dt. GG)

Die Menschen suchen nach dem Glück, allerdings hat jedes Tun auch Auswirkungen. „Bedenke das Ende!“. Das, was heute in Gang gesetzt wird, hat Auswirkungen.

  • Tugendethik

Tugend hat mit „tauglich“ zu tun, das rechte Maß finden, was z.B. in der Führungsposition eines Unternehmens wichtig ist.

Tugend beinhaltet Klugheit, Gerechtigkeit (z.B. faire Bezahlung, Verteilungsgerechtigkeit), Tapferkeit und Maß.

  • Würde

Der Mensch besitzt im Gegensatz zum Tier Würde. Diese ist abstufbar, veräußerlich und verlierbar. Laut Cicero sind Würde und Würdigkeit bezogen auf die persönliche Leistung eines einzelnen für sein Gemeinwesen. Würde muss man sich verdienen und man kann sie verlieren (Ehre, Lob).

  • Der Einzelne in der Medizin

Aufgrund des unterschiedlichen Genoms wirkt jedes Medikament bei jedem Patienten anders. Wir müssen hin zu einer individuierten (individuelles Genom) als auch personalisierten Medizin (Umfeld, zwischenmenschliche Beziehungen, Innenleben).

Durch seelischen Stress können vermehrt Krankheiten entstehen. Das Gehirn nimmt direkten Einfluss darauf, welche Gene einer Zelle aktiviert werden. Zwischenmenschliche Beziehungen haben Einfluss auf die Aktivität von Genen und biologische Abläufe.

(Fachlicher Input von Univ-Prof. DDr. Mag. Matthias Beck)

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