v.l.n.r.: Manuel Mayr (Premedia), Stefan Holzer (CPB), Martin Schanda (GF CPB), Valentin Bauer (IMMOUnited), Monica Rintersbacher (GF Leitbetriebe Austria), Patrick Heissenberger (CPB), Patrick Ortner (CPB) © Katharina Schiffl

Fokus-Gespräch „Digitalisierung mit echtem Mehrwert“

Nachbericht zur Veranstaltung vom 3. Juni 2025

Bei Gastgeber CPB Software (Austria) GmbH kamen zahlreiche Vertreter der Leitbetriebe Austria zusammen, um über den aktuellen Status sowie die Zukunftspotenziale von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) zu sprechen. Im Fokus standen die Fragen, wie es um den Digitalisierungsgrad in österreichischen Leitbetrieben steht und ob Unternehmen fit für die Zukunft sind.

FACTBOX

➤ Best Practices:
Patrick Heissenberger, Stefan Holzer (beide CPB) und Hund Hermann: Mobile Begehungskontrolle
Valentin Bauer, IMMOunited GmbH: Datengetriebene Transparenz in der Immobilienbranche
Manuel Mayr, Premedia GmbH: Hyper-Content-Personalisierung durch KI im Marketing
Patrick Ortner, CPB: MBK & No-Code-Lösungen für Businessprozesse

➤ Übergreifende Erkenntnisse:
Datenschutz ist entscheidender Wettbewerbsfaktor
Daten sind das neue Kapital – aber nur mit hoher Qualität und Sicherheit
Digitalisierung soll nicht nur intern optimieren, sondern einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen
KI erfordert klare Governance, verantwortungsvollen Einsatz und laufende Schulung
– Nutzung von ChatGPT & Co. im Unternehmenskontext wegen US-Cloud-Act kritisch
DSGVO-konformer Einsatz ist besonders in datenintensiven Branchen essenziell
Datenschutz ist entscheidender Wettbewerbsfaktor

Moderiert wurde die Veranstaltung von Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria, die die Rolle der Digitalisierung als Wirtschaftstreiber hervorhob: „Die österreichische Wirtschaft muss die Produktivität steigern, besonders im dritten Jahr der Rezession. Mit humanen Ressourcen allein ist das nicht mehr zu bewerkstelligen. Deshalb braucht es eine Vielzahl an innovativen Anwendungsmöglichkeiten, die echten Mehrwert bringen.“

Gastgeber Martin Schanda, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der CPB Software (Austria) GmbH, gab Einblicke in das Unternehmen – ein wachstumsstarker IT-Dienstleister mit 350 Mitarbeitenden, Standorten in Österreich, Deutschland und Liechtenstein sowie über 550 Kunden, darunter namhafte Banken und öffentliche Auftraggeber. Schwerpunkte der CPB Software liegen in Enterprise Solutions, Government Services, Bankensoftware und besonders im Bereich Business Process Outsourcing (BPO). Er wies auf die Umsetzung einer sehr erfolgreichen Anwendung hin – die Mobile Begehungskontrolle (MBK), welche humorvoll präsentiert wurde.

Best-Practice: Mobile Begehungskontrolle – innovativ und vielfältig einsetzbar
Ein Highlight der Veranstaltung war die Live-Demo zur mobilen Begehungskontrolle (MBK). Patrick Heissenberger, Abteilungsleiter Individualsoftwareentwicklung, Stefan Holzer, AI-Experte (beide CPB) und Hund Hermann präsentierten diese anhand eines realen Use-Cases des „Wiener Hundeteams“. Die Lösung erlaubt per Smartphone den Zugriff auf gechipte Hundedaten, die automatisierte Hunderassenerkennung (91,5 % Genauigkeit), die Erhebung von Verstößen sowie die Integration mit Verwaltungsstrafverfahren. Die Lösung basiert auf einem Machine Learning-Modell, das über 20.000 Trainingsbilder verarbeitet – inklusive Echtzeit-Erkennung und Vektor-Datenbank-gestützter Analyse und ist Basis für eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten.

Expertenpodium: Vision trifft Praxis in verschiedenen Branchen
Im Rahmen der Veranstaltung wurden noch weitere konkrete Einsatzfelder der Digitalisierung und KI aus der Perspektive von Immobilienwirtschaft, Marketingtechnologie, IT-Lösungsdesign und strategischer Unternehmensentwicklung beleuchtet. Die Inputs zeigten praxisnah, wie datengetriebene Innovation bereits heute zentrale Prozesse verändert und gleichzeitig neue Herausforderungen – insbesondere in Datenschutz, Skalierbarkeit und Kundeninteraktion – mit sich bringt.

Valentin Bauer, Head of Operations / Chief Expansion Officer – IMMOunited GmbH
Bauer gab einen Überblick über das datengetriebene Geschäftsmodell von IMMOunited. Die Digitalisierung – mit speziellem Fokus auf hoher Datenqualität – begann 2007 mit der systematischen Erschließung öffentlich zugänglicher Daten aus dem Grundbuch. Die daraus resultierenden B2B-Produkte des Unternehmens sind heute Standard bei über 2.000 Businesskunden im Immobiliensektor. 

Er betonte, dass in einem dynamischen Umfeld wie dem Immobilienmarkt der Bedarf an qualitativ hochwertigen und aktuellen Daten bzw. analytischer Transparenz massiv ansteige. Auch KI sei künftig ein wichtiges Werkzeug, um Nutzungswahrscheinlichkeiten, Wertentwicklungen oder Projektpotenziale noch effizienter prognostizieren zu können bzw. die Usability der Produkte weiter zu verbessern.

Hervorgehoben wurde auch die kostenlose B2C-App „IMMOunited2Go“ („IU2GO“ im App- sowie Play-Store), welche den Anwendern Informationen rund um Immobilien-Transaktionen und Eigentümer in einer praktischen Mobile-Applikation zur Verfügung stellt – ein Beispiel für niedrigschwellige digitale Informationsvermittlung.

Wir haben nicht nur Daten digitalisiert – wir haben daraus Entscheidungsgrundlagen kreiert“, betont Bauer.

Manuel Mayr, Director Impact Lab, Premedia GmbH
Mayr sprach über die „Hyper-Content-Personalisierung“ – ein Ansatz zur KI-basierten, kontextsensitiven Content-Erstellung im Marketing. Er betonte die Herausforderung, im digitalen Marketing das richtige Angebot zu finden und dieses auch relevant zu kommunizieren – das zentrale Prinzip der Hyper-Personalisierung. Er unterschied klar zwischen zwei Ebenen für den erfolgreichen Einsatz:

  • Predictive Intelligence (Machine Learning): Die Erkennung des „Next Best Offer“, also welches Produkt oder welche Dienstleistung ein Kunde wahrscheinlich als Nächstes braucht.
  • Generative Intelligence (Large Language Models): KI, um den Content (Text, Bildsprache, Tonalität) automatisch an die Zielperson anzupassen.

Anhand eines Beispiels aus dem Outdoor-Segment demonstrierte er, wie dasselbe Produkt für verschiedene Zielgruppen absolut unterschiedlich präsentiert wird. KI hilft hier, aus Daten differenzierte Erzählstränge zu generieren – in Texten, Bildern und Videos. Er wies auch auf die Notwendigkeit hin, Datenschutz und Relevanz in Balance zu halten – Relevanz darf nicht als Überwachung wahrgenommen werden.

Mayr rät: „Wer einem Kunden das richtige Produkt mit der falschen Story verkauft, verpasst die eigentliche Chance der Digitalisierung.“

Patrick Ortner, Principal Consultant CPB
Ortner brachte den Praxisbezug aus technischer Sicht ein und stellte die MBK-Plattform von CPB als Antwort auf unstrukturierte, manuelle Unternehmensprozesse vor. Die Lösung ermöglicht Fachabteilungen, eigene digitale Formulare, Prüfstrecken und Workflows ohne Programmierkenntnisse zu erstellen – nach dem Prinzip „Konfigurieren statt Programmieren“.

Er zeigte, wie verschiedenste Prozesse – etwa Sicherheitsaudits, Krankenhauslogistik, Inventarisierung oder Feuerwehreinsätze – durch MBK digital erfasst, dokumentiert und zertifizierungssicher archiviert werden. Besonders betonte er die Möglichkeit der Integration mit ERP- und Backend-Systemen sowie die Offline-Funktionalität in kritischen Umgebungen (z. B. Tiefgaragen oder Kellerräume).

„Die Digitalisierung von Prozessen beginnt bei der Fachabteilung – nicht bei der IT“, meint Ortner.

Fazit und übergreifende Erkenntnisse
Zum Thema Datenschutz gab es unter den Experten große Einigkeit. Es wurde die Relevanz von Private Cloud-Lösungen betont, um sensible Unternehmensdaten und personenbezogene Daten nicht an US-amerikanische Server zu übermitteln. Stichworte wie Cloud Act und DSGVO seien zwingend zu beachten.

Digitalisierung wird allgemein nicht mehr als Trend, sondern als Pflicht gesehen. Die KI ist dabei ein mächtiger Hebel, sofern sie verantwortungsvoll eingesetzt wird.

Monica Rintersbacher fasst abschließend zusammen: „Datenqualität, Rechtssicherheit und Personalisierung sind die Säulen der digitalen Transformation. Wer mit KI arbeitet, braucht neben Technik vor allem Verantwortungsbewusstsein, Transparenz und kontinuierliche Evaluation.“

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