v.l.n.r.: Monica Rintersbacher (GF Leitbetriebe Austria), Braumeister Michael Zotter (Brauerei Göss), Gabriela Maria Straka (Head of Corporate Communications & Public Affairs & CSR, Pressesprecherin der Brau Union Österreich AG); © Armin Russold

Gelebte Kreislaufwirtschaft: Leitbetriebe-Exkursion in die Brauerei Göss

Die Brauerei Göss im Herzen der Steiermark gilt als globaler Vorreiter in Sachen nachhaltiger Innovation. Die Herstellung des Biers erfolgt mittels erneuerbarer Energien, d.h. vom Sudkessel bis zur Filtrierung in der Produktion. Neben der Nutzung der Abwärme eines benachbarten holzverarbeitenden Betriebs, Abwärme aus dem eigenen Produktionsprozess und Solarenergie wird Energie eingesetzt, die ausschließlich aus Reststoffen der Brauerei erzeugt wird. Dafür wurde das Nachhaltigkeitsmanagement der Brau Union Österreich bereits mehrfach ausgezeichnet. Am 17. April konnten sich die Leitbetriebe bei einer fachkundigen Führung mit anschließender Nachhaltigkeits-Diskussion selbst ein Bild machen. Im Anschluss führte Frau Dr. Straka mit den Leitbetrieben eine Diskussion rund um das Thema ESG-Anforderungen.

Einblicke in die Braukunst- damals und heute
Bei einer faszinierenden Zeitreise erfuhren die Besucher über die Ursprünge und Geheimisse der jahrhundertealten Brautradition und des Brauprozesses. Schon beim ersten Schritt legt die Brauerei Wert auf Regionalität und verwendet für die Vermälzung ausschließlich Gerste aus der Umgebung. Die Feststoffe der daraus gewonnen Maische – die sogenannten Treber – werden von der Würze getrennt. Zu der gekochten Würze kommt der Hopfen, der ebenso regional von Landwirten aus Leutschach stammt und für die Bitterkeit oder den Schaum des Bieres sorgt. Die fertige Bierwürze wird schließlich vorgeklärt und gekühlt. Durch die Hefe wird darauf hin die Gärung in Gang gesetzt. In der Brauerei Gösser wird ausschließlich untergärig gebraut. Das sogenannte „Jungbier“ bildet während der Reifung (3 bis 4 Wochen in Stahltanks, früher in Eichenholzfässern) die erwünschten Aromen. Nach der Reifungsphase ist das Bier ein Zwicklbier, d.h. unfiltriert und bereit zur Abfüllung. Durch ein Ventilsystem gelangt das Bier in Drucktanks und von dort zu den verschiedenen Abfüllungen. Aus dem Lagertank wir das ungefilterte Zwicklbier mit der Bierpumpe zum Filter (Kieselgur-Kerzenfilter) gefördert. So entsteht ein klares Bier.

Sudhaus und Rundgang durch die Brauerei
Nach dem Gösseum führte der Braumeister Michael Zotter die interessierten Teilnehmer ins Sudhaus. Dort entsteht die Würze des Bieres, wobei das Zusammenspiel von Temperatur, Zeit und Ausgangsstoffen genaustens kontrolliert wird, um gleichbeliebende Qualität zu gewährleisten. Anschließend durften die Besucher die Flaschen- und Dosenabfüllung besichtigen, bei der die einzelnen Arbeitsschritte erklärt wurden. Da gerade ein Sprühschattentest stattfand, standen die Maschinen still. So konnten die anwesenden Leitbetriebe den Ausführungen des Braumeisters gut folgen: Pro Stunde werden ca. 36.000 Flaschen gefüllt. Bei einem 3-Schicht-Betrieb summiert sich die tägliche Abfüllung auf 720 000 Flaschen oder 36 000 Kisten Gösser Bier. Bei der vollautomatischen Fassabfüllung werden ca. 640 Fässer pro Stunde gefüllt, bei 3-Schicht-Betrieb 12 000 Fässer a 50 Liter.  In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Bier noch händisch abgefüllt und mit Korken verschlossen. Bis in die 80er Jahren waren ca. 1000 Leute beschäftigt, heute sind es im 3-Schicht-Betrieb in der Produktion nur noch 13 Mitarbeiter. Durch die Erfindung der Pasteurisation und des Kronkorkens eröffneten sich neue Möglichkeiten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wurde Flaschenbier zur Massenware. Dementsprechend wurden Maschinen gebraucht und entwickelt. Auch bei der Etikettierung setzt die Brauerei Göss auf Nachhaltigkeit: Die Etiketten wurde zur Gänze auf Recyclingpapier umgestellt, die transparenten Folien bestehen aus 50% Recyclinganteil. Neben Informationen zum Ablauf wurde auch die Frage nach „Dose oder Flasche – was ist besser?“ geklärt: Das Dosenbier hat laut Braumeister die beste Qualität, da es sich sozusagen um „das kleinste Fass“ handelt. Weder Licht noch Sauerstoff können dem Geschmack in der Dose etwas anhaben. Am Ende der Führung besuchten die Teilnehmer noch die entzückenden Esel (die „biologischen Rasenmäher“) der Eselrettung, die neben der Biogasanlage grasten und den Besuchern neugierig entgegen strömten.

Die Brauerei Göss als Vorreiterunternehmen
Die Brauerei Göss wurde bereits vor rund 160 Jahren gegründet. Heute zählt Gösser zu den bekanntesten und meistverkauften Biermarken in Österreich. Seit Anfang an setzt die Brauerei auf heimische Naturprodukte und Regionalität: Brauwasser aus dem eigenen Quellschutzgebiet, Braugerstensorten aus dem Osten Österreichs und Hopfen aus dem südsteirischen Leutschach. Neben der Regionalität spielte auch die Reduktion von Wasser- Gas- und Energieverbrauch eine zunehmend wichtige Rolle. So stellte sich die Brauerei bereits vor zehn Jahren die Frage, wie der Brauprozess energieautark werden kann und setzte schließlich verschiedene Maßnahmen um. 2015 wurde etwa eine Biertrebervergärungsanlage eröffnet. Die Anrainerkommunikation ist eine kontinuierliche Aufgabe für die Brauerei Göss. Mit der Nutzung der Biogasanlage konnte der Erdgasverbrauch um 10 Prozent reduziert werden. Auch die Sonnenkraft wird genutzt: Eine 1.500 Quadratmeter Solaranlage deckt den Großteil des Energiebedarfs im Sudhaus. Wichtig war der Brauerei auch das Schließen von Werkstoffketten und die Verwendung von Reststoffen: So wird etwa Klärschlamm aufbereitet und damit Blumenerde erzeugt. Darüber hinaus wurde eine Leitung des benachbarten Sägewerks Mayr-Melnhof zur Brauerei gelegt und die dort überschüssige Fernwärme für die Brauerei genutzt: Mit dem 95 Grad heißen Wasser werden Räume und Anlagen beheizt. Gösser wurde bereits zahlreich ausgezeichnet, etwa mit dem Energy Globe Austria, dem EU Sustainable Energy Award inklusive dem EU Citizens Choice Award und dem IEA SHC Solar Award.

Wir bedanken uns herzlich bei Mag. Dr. Gabriela Straka (Head of Corporate Communications & Public Affairs & CSR, Pressesprecherin der Brau Union Österreich AG, Diplom-Biersommerliere) für die Möglichkeit der Besichtigung, die Organisation und die fachlichen Impulse.

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