Irmgard Querfeld, Gerhard Jelinek, Monica Rintersbacher; © Katharina Schiffl

Guglhupf-Tour: Auftakt zur Veranstaltungsreihe in Wien

Die erste Ausgabe des quirligen Austauschs fand am 13. Februar 2024 mit Journalist, Moderator und Autor Gerhard Jelinek im Café Landtmann statt. Der Impuls und die anschließende Diskussion drehten sich um das Kaffeehaus als Kommunikationsort, Technologien in der geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und die Frage, warum der Zugang zu faktenbasierten Informationen heute wichtiger denn je ist.

Das Café als Ort des Austausches
Das Kaffeehaus ist der ideale Ort, um in ungezwungener Atmosphäre die Ideen sprießen und Gedanken fließen zu lassen.
Historisch betrachtet war das Kaffeehaus immer eine Art „analoge Informationsdrehscheibe“. Politiker und Prominente gingen in den bekannten Kaffeehäusern tagtäglich aus und ein. Es wurden – teilweise absichtlich – Gerüchte in die Welt gesetzt und informell geplaudert. Der Ober bekam dabei oft sehr viel mit und hatte Zugang zu wertvollen Insider-Informationen. Auch Hintergrundgespräche mit Journalisten fanden früher meistens im Kaffeehaus statt. Heute ist man davon abgekommen. Die Parteien benutzen vermehrt ihre eigenen Kanäle, um die passende Zielgruppe anzusprechen. Ein Diskurs findet immer weniger statt.

Technologische Entwicklungen im Wandel der Zeit
Wenn wir in die Vergangenheit blicken, sehen wir, dass neue Technologien immer einen gesellschaftlichen Wandel gebracht haben, dabei aber auch stets Platz für Bestehendes geblieben ist. So hat das Radio durch die nun mögliche Live-Teilhabe an kulturellen und politischen Ereignissen einerseits zu mehr demokratischer Teilhabe, aber auch zu mehr Demagogie und Missbrauch geführt. Zeitungen wurden durch das neue Medium Radio nicht ersetzt, wie später das Radio durchs Fernsehen, oder das Kino, oder das Buch. Diese Medien mussten sich wandeln, aber blieben bestehen.

Auch wenn Digitalisierung alles zu dominieren scheint, bleibt Platz für Analoges, hoffentlich auch die gedruckte Zeitung. Die Menschen sehnen sich nach wie vor nach analogen Erlebnissen, wie ausverkaufte Konzerthallen zeigen.

Fake-News vs. Fakten
Immer weniger junge Menschen lesen heute die gedruckte Zeitung oder sehen sich die Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an. Das Durchschnittsalter der Leser und Zuschauer liegt heute bei rund 60 Jahren. Jugendliche und junge Erwachsene informieren sich immer öfter ausschließlich über Sociel Media wie TikTok, was durchaus als problematisch betrachtet werden kann. Hier wird es immer schwieriger zu unterscheiden, woher die Informationen kommen und wer diese in die Timeline spielt. Gerade in Zeiten rascher technologischer Entwicklung und dem vermehrten Aufkommen von Fake-News kommen faktenbasierten Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen mehr Bedeutung denn je zu. Besonders wichtig ist es daher, die Diskurs- und Reflexionsfähigkeit von jungen Menschen zu schulen.
(Fachlicher Input von Gerhard Jelinek – Journalist, Moderator und Autor)

Buchtipp: Gerhard Jelinek: 1924: Schneller, frecher, wilder – Der Beginn der fabelhaften Zwanziger. Amalthea-Verlag.

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