Schluss mit Greenwashing und Worthülsen. Ab sofort muss handfest umgesetzt werden, so die Initiatorin der Initiative ‚JETZT TUN!‘ Ruth Moss. Um vom Sprechen ins Tun zu kommen, traf man sich beim Wirtschaftsprüfer, Steuer‐ und Beratungsdienstleister Grant Thornton im Hauptbahnhof‐‚District‘. Wie sehr das Thema Nachhaltigkeit, Klimawandel und Erderwärmung uns alle trifft, bewies das große Interesse sowohl bei den Podiumsdiskutant:innen als auch den Gästen im Publikum.
So diskutierten die „Fridaysforfuture“‐Klimaaktivistin Lena Schilling, BILLA‐Vorstand Robert Nagele, Wissenschaftlerin Daniela Gandorfer, Handelsverband‐Geschäftsführer Rainer Will und Marlene Halikias, Partnerin Grant Thornton gemeinsam mit Ruth Moss über das wohl aktuellste Thema unserer Zeitgeschichte. Wenn Lena Schilling, die hocheloquente, 21jährige Klimaaktivistin dazu aufruft: „Wir müssen uns zu einem Wohlstands‐Stopp bekennen und unsere Kinder davon überzeugen, dass es kein weiteres wirtschaftliches Wachstum mehr geben kann“, so ist dies durchaus kontroversiell zu den Nachhaltigkeitsvisionen eines Handelskonzerns, aber auch des Österreichischen Handelsverbandes.
Rainer Will, Geschäftsführer des Österreichischen Handelsverbandes: „Wenn wir uns weiterhin so eine langsame Regulatorik unseres Verwaltungsstaates erlauben, wird eine Energiewende nicht gelingen und eine durchgängige Kreislaufwirtschaft nur langsam realisiert werden können. So lange es zollfreie Online-Versandmöglichkeiten gibt, herrscht ein Ungleichgewicht im internationalen Wettbewerb, der sich auf das Thema nachhaltiges Handeln in der globalen Wirtschaft auswirkt.“
Think global – act local
BILLA‐Vorstand Robert Nagele als auch Rainer Will setzen sich dafür ein, dass überschüssige Lebensmittel ohne Verwaltungshürden direkt an bedürftige Mitmenschen bzw. soziale Einrichtungen geliefert werden dürfen. Aber auch jahrelange Genehmigungsverfahren zur Errichtung von alternativen Energiequellen sind in Anbetracht der Dringlichkeit von nachhaltigem Handeln nicht länger duldbar.
Lena Schilling bringt es auf den Punkt: „Wenn wir die ökologischen Kipppunkte nicht verhindern, können wir uns unsere Rettungsversuche ‚auf den Bauch picken‘.“ Ins selbe Horn bläst im Übrigen die Wissenschaftlerin und Co‐Directorin „Logische Phantasie‐Labs“ Daniela Gandorfer: „In Anbetracht der Erderwärmung entstehen Subkulturen, die sich organisieren und bis dato gewohnte Lebensformen konterkarieren. Die sich durch die Erdwärme verändernden Lebensräume werden neue ‚Biotope‘ entstehen lassen, die den Spalt zwischen Reich und Arm enorm vergrößern.“ Sie spricht von „digitalisiertem“ Wasser als Machtfaktor der Zukunft. Wer künftig virtueller Besitzer von Blockchain‐Wasseranteilen ist, hat die Macht.
Grant Thornton Partnerin Marlene Halikias setzte sich in ihrem Statement für die datenbasierte Analyse von Nachhaltigkeitsprozessen ein: „Nur wer zahlenbelegt weiß, wo er momentan steht, kann an seiner künftigen Nachhaltigkeitsperformance arbeiten. Grant Thornton bietet hier als Partner für die Wirtschaft Pionierarbeit an.“
Wie groß das Spannungsfeld zwischen der Forderung nach sofortigem Umsetzen und der pragmatischen Nahversorgung im Handel ist, davon sprachen BILLA‐Vorstand Robert Nagele und Rainer Will. „Wir bekennen uns von Seiten BILLA zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Es muss uns jedoch auch ein wirtschaftliches Agieren und ein Erfüllen der Wünsche unserer Kund:innen möglich sein. Wenn die Politik, die Gesellschaft, bzw. jeder Einzelne von uns bereit ist, den Ruf nach nachhaltigen Produkten zu erhöhen, so wird es diese auch am Markt geben“, so Robert Nagele. Ruth Moss, Marketingchefin bei CRIF und Initiatorin der Initiative JETZT TUN!: „Mit diesem Diskurs und mit dem Ausruf des Nachhaltigkeitsjahres 2023 haben wir erstmals die verschiedensten
Sichtweisen und Diskutant:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Aktivismus und Interessensvertretung zum Thema Nachhaltigkeit alle an einen Tisch gebracht. Nützen wir die Chance gemeinsam in Lösungen zu denken und daraus konkretes Handeln erzeugen. Es muss uns die dramatische Lage der Erderwärmung und des Klimawandels so unter die Haut fahren, damit wir JETZT ins TUN kommen.“
Mit der Initiative ‚JETZT TUN!‘ sollen die verschiedenen Standpunkte gemeinsam erörtert werden und handfestes Lobbying zum sofortigen Umsetzen für die richtigen Schritte im Lichte der Nachhaltigkeit gesetzt werden. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Antonia Rinesch, Redakteurin des Nachhaltigkeits‐Magazin „Trending Topics“ und Paul Leitenmüller, CEO Opinion Leaders Network.
Der Nachhaltigkeits‐Award ‚JETZT TUN!‘ 2023
Mit dem Nachhaltigkeits‐Award soll das Thema eine Bühne bekommen und es wird zum operativen Nachhaltigkeits‐Verbessern aufgerufen. Einreichkriterien sind dafür der Nachhaltigkeits‐Status als Commitment des Unternehmens zum nachhaltigen Wirtschaften, wie auch die Beschreibung eines Nachhaltigkeitsprojektes, das konkret nachhaltig verbessert. „Wir wollen ein maximales Maß an Objektivität durch Messbarkeit der Nachhaltigkeit erzielen“, so Ruth Moss.
Bei der Veranstaltung, aber auch am Podium waren sich alle einig: Wenn es uns gelingt, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, voneinander zu lernen und rasch in die Umsetzung – ins JETZT TUN! ‐ zu kommen, so dürfen wir uns auf die Zukunft freuen. Klimaschutz und Nachhaltigkeitsziele müssen mit Lebensfreude passieren. Dennoch ist das Zeitalter vom weiteren Wohlstand und Wachstum vorbei.