Susana Niedan-Feichtinger und Stephan Niedan, Copyright: WILKE

Interview: Dr. Stephan Niedan, ADLER PHARMA – Nachhaltige Innovationen nach den Prinzipien der Naturheilkunde

Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher im Gespräch mit Stephan Niedan, der Anfang 2022 den Familienbetrieb Adler Pharma von seiner Mutter übernehmen wird und ihrem Leitbild folgend den Betrieb ausbauen und weiterentwickeln will.

Adler Pharma feiert dieses Jahr seinen 21. Geburtstag. Begonnen hat alles mit Frau Niedan-Feichtinger und der Adler Apotheke in Zell am See. Als Pharmazeutin erkannte sie rasch die Wirkung und das Potential von Schüßler Salzen. Gemeinsam mit Ihrem Mann, Thomas Feichtinger, hielt sie unzählige Fachvorträge und Seminare über diese, damals neue Heilweise. Diese waren ein so großer Erfolg, dass in den 2000er-Jahren ein regelrechter Schüßler-Boom im deutschsprachigen Raum ausgelöst werden konnte. Da die Nachfrage nach Schüßler Salzen immer weiter stieg, wurde die Entscheidung getroffen im großen Stil die Produkte selbst herzustellen – vom Rohstoff bis hin zum fertigen Schüßler-Produkt.

Monica Rintersbacher: Sie produzieren nicht nur nach den Arzneimittel-Verordnungen, sondern legen auch großen Wert auf Nachhaltigkeit. Bereits 2010 hat Adler Pharma eine Produktionsstätte gebaut, die ökologisch und nachhaltig ist. Damit waren Sie damals ein Vorreiter.

Stephan Niedan: Ökologisch zu Bauen war schon damals nichts Neues, es war nur für die breite Masse noch zu teuer, was auch nachvollziehbar und in Ordnung ist. Unsere Vision war aber schon damals, den Nachhaltigkeit-Aspekt miteinfließen zu lassen und in diese paradiesische grüne Umgebung – eingerahmt vom Kitzsteinhorn und der Naturgewalt des Großglockners – ein nachhaltiges Gebäude zu bauen. Das Gebäude wurde durch eine stark gedämmte Fertigteil-Holzbauweise erstellt und die gesamte Anlage wird dabei durch vier Brunnen mit Wärmetauscher im Sommer gekühlt und im Winter geheizt. Zusätzlich wird über eine Solaranlage Warmwasser erzeugt. Wegen diesen Vorkehrungen und Technologien war das Gebäude schon vor zehn Jahren CO2-neutral und das in einer Zeit, zu der dieses Thema noch nicht in aller Munde war.

Dieser rote Faden zieht sich auch weiter in die Herstellung der Produkte. Auch hier versuchen wir einen ökologisch möglichst kleinen Fußabdruck zu hinterlassen und sind auch damit Vorreiter gewesen. Wir sind nicht nur ein Betrieb auf der grünen Wiese, sondern haben selbst einen grünen Betrieb auf die Beine gestellt.

Monica Rintersbacher: Sie haben sich vor einigen Jahren entschieden als Junior Chef für das Familienunternehmen tätig zu werden. Mit ihrer Familie lebten Sie lange Zeit in Wien und sind für die Übernahme in die Heimat zurückgekehrt. So eine familiäre Übergabe ist nicht immer leicht und birgt verschiedenste Herausforderungen. Wie war dieser Prozess für Sie?

Stephan Niedan: Die Entscheidung, aus Wien wieder in die Heimat zurückzukehren war nicht einfach, aber die Möglichkeit, selbstständig zu sein, hat mich sehr gereizt. In jungen Jahren habe ich natürlich das Wachstum und die Weiterentwicklung des Betriebs mitbekommen und die Selbstständigkeit aus erster Hand erlebt. Während meiner Laufbahn in der Wissenschaft und Pharmaindustrie in Wien, hat sich der Wunsch geformt, auch den Weg der Selbstständigkeit zu gehen. Ich hatte die Möglichkeit in einem toll aufbereiteten Familienbetrieb einzusteigen, der sich in unterschiedlichsten Formen entwickeln kann und erweitern lässt. Außerdem ist es ein Unternehmen, in dem man vielleicht seinen eigenen Fußabdruck hinterlassen kann. Wir sind nun schon seit drei Jahren hier, meine Kinder wachsen im Paradies auf und wir haben es keine Minute bereut.

Die Übergabe haben wir nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern uns frühzeitig professionell begleiten lassen. Wir haben unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber eine Verantwortung und es ist überaus wichtig, sie rechtzeitig zu informieren, wie der Plan aussieht, wann dezidiert die Übergabe stattfindet, welche Verantwortungsbereiche dann tatsächlich ab dem 31. Jänner 2022 auf mich übergehen und welche Bereiche meine Mutter nach wie vor betreuen wird. Ich denke auch die sehr gute Beziehung zu meiner Mutter hat bei der Übergabe geholfen, denn wir verstehen uns sehr gut und sind uns auch sehr ähnlich.

Monica Rintersbacher: Sie sind Molekularbiologe und bringen so ergänzendes Know-how und wertvolle Erfahrungen in das Unternehmen ein und können es aus einer neuen Perspektive weiterentwickeln. Wie sehen Sie das?

Stephan Niedan: Wir haben die Vision, die traditionelle europäische Medizin – diese beinhaltet neben Schüßler Salzen auch viele weitere und unterschiedliche Therapieansätze – für die Gesellschaft über innovative Produktentwicklung zugänglicher zu machen. Im ersten Schritt ist es daher wichtig Forschung und Entwicklung zu betreiben, um diesen Schatz der traditionellen europäischen Medizin weiter zu fördern. Nur, wer sich weiterentwickelt und nicht stehen bleibt kann etwas verändern und die Vision auch in Zukunft verwirklichen. Erst im zweiten Schritt ist es möglich hochwertige Produkte direkt hier in Österreich herzustellen und zu vertreiben.

Monica Rintersbacher: Sprechen Sie hier von der Weiterentwicklung der Schüßler Salze oder von neuen Produktentwicklungen?

Stephan Niedan: Sowohl als auch. Einerseits ist es uns wichtig die klassische Schüßler-Heilweise voranzutreiben, indem wir weiterhin hochqualitative Produkte anbieten, die in Österreich hergestellt werden. Andererseits bringen wir die klassische Schüßler-Heilweise in die neue Zeit, zum Beispiel durch unsere Zell-Komplexmittel Serie, in denen sechs bis sieben Schüßler Salze in einer Tablette kombiniert sind. Es bringt einen großen Vorteil, da weniger Tabletten für die gleiche Wirkung eingenommen werden müssen und das Mischen der einzelnen Nummern wegfällt. Die Entwicklung hat Jahre gedauert und jetzt haben wir Produkte mit zugelassener therapeutischer Indikation. Wir sind weltweit das einzige Unternehmen, das Schüßler Salze für laktoseintolerante Personen und Diabetiker produziert. Das war ein fünfjähriges Forschungsprojekt, das erfolgreich beendet werden konnte.

Neben den Schüßler Salzen führen wir in unserem Produktportfolio Nahrungsergänzungsmittel wie die Adler Ortho-Aktiv-Serie, eine eigene Kosmetiklinie, die die Wirkung der Schüßler Salze bei zusätzlicher Anwendung nochmals verbessert und auch eine Kinder-Homöopathie-Serie.

Derzeit entwickeln wir auch abseits von Schüßler Salzen neue Produkte welche uns in Zukunft helfen werden unsere Unternehmensvision zu verwirklichen.

Die Überzeugung meiner Mutter war von Anfang an: „Es gibt nicht nur die eine Wahrheit und dieses eine heilbringende Mittel für alles, sondern, im Sinne eines komplementär medizinischen Ansatzes, können Produkte kombiniert werden und somit zu mehr Heilungsmöglichkeiten führen.“

Monica Rintersbacher: Adler Pharma legt schon seit Beginn den Fokus darauf, Rohstoffe aus Europa zu beziehen. Durch die Pandemie ist die Relevanz von Regionalität, Versorgungssicherheit und Sicherheit in der Produktion und Lieferung stark ins Licht gerückt. Bleibt dieser Ansatz bei Adler Pharma bestehen und inwieweit versucht ihr die Rohstoffe direkt aus Österreich zu gewinnen?

Stephan Niedan: Absolut. Unsere Philosophie und Zukunftsvision ist es, möglichst alle Produktgruppen selbst herzustellen. Hier ist uns die Rohstoffbeschaffung wichtig. Wir beziehen die Rohstoffe aus Europa und versuchen regional zu bleiben. In der Produktion machen wir alles selber, wir pressen unsere Tabletten und füllen auch selbst ab. Für unsere Nahrungsergänzungsmittel Serie werden statt Aluminium Blister bio-verrottbare Blister verwendet. Dadurch sind wir ein Vorreiter und können mit Stolz sagen, unsere Produkte sind „Made in Austria“. Ein wichtiges Ziel für uns wird es auch in Zukunft sein, möglichst viele Produktionsschritte unter einem Dach zu vereinen.

Monica Rintersbacher: Versorgungssicherheit, Verantwortung im sozialen Bereich für die Region und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ein wahrhaft in die Zukunft blickender Leitbetrieb. Wir haben heute auch die Zertifizierung übergeben und ich freue mich auch künftig auf weitere Zusammenarbeit und bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.

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