Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender der Leitbetriebe Austria, Arbeitsweltenexperte / Copyright: Renée del Missier

Kommentar: Neue Arbeitswelten – warum und wozu?

Das Durchschnittsalter eines Mitarbeiters liegt in Österreich zwischen 46 und 49 Jahren. In etwas mehr als zehn Jahren wird schätzungsweise ein Drittel der heutigen Arbeitnehmer in Pension gehen – und mit ihnen die meisten Führungskräfte. Viele Unternehmen wollen daher als Arbeitgeber attraktiver wahrgenommen werden – insbesondere für jüngere Generationen. Aus der Jugendforschung wissen wir, dass die gesellschaftlichen Werte sich geändert haben. Work-Life-Balance ist zum Schlagwort geworden und der Arbeitsplatz soll dies widerspiegeln.

Wie wichtig das ist, zeigen zahlreiche Studien. Nach dem Engagement-Index von Gallup haben nur 13% der Österreicher eine hohe emotionale Bindung zum Arbeitgeber. Während Sie diese Zeilen lesen, denken gerade einmal 38% ihrer Mitarbeiter über einen neuen Job nach. Unter den 20- bis 30-Jährigen sind es sogar mehr als 50%.

Auch die Digitalisierung ist ein wesentlicher Motor neuer Arbeitswelten: Arbeiten, wann und wo wir wollen, und der Wunsch nach einer sinnerfüllenden Tätigkeit in einer Arbeitswelt, die sich so anfühlt wie ein Zuhause  – also ein Ort, der Wärme ausstrahlt und an dem man gerne Zeit verbringt. Unternehmen haben diesen Trend verstanden. Folglich steigt auch die Nachfrage nach derartigen Office-Lösungen.

Seit mehr als zwanzig Jahren begleiten wir die Entwicklung und Gestaltung neuer Arbeitswelten. Unsere These lautet: Büro ist gebaute Kultur. Es geht also darum, Unternehmenskultur, die sich längst verändert hat, in neuer Immobilie und im neuen Büro zu leben und erlebbar zu machen. Das ist aber noch lange nicht genug. Veränderungsprojekte bieten eine große Chance, gleichzeitig einen großen Schritt in der Kulturentwicklung zu gehen. Unsere Kunden wünschen sich Verbesserung der Kommunikation, Kollaboration auf Augenhöhe, Steigerung der Innovationskraft, Stärkung und Förderung der Bindung von Mitarbeitern, einen Beitrag zum Employer Branding sowie einen neuen Ausdruck von Verbundenheit und sozialem Gefüge. Große Anliegen, denen wir nur nachkommen können, wenn wir Raum und Kultur wirksam verbinden. So wissen wir heute etwa, dass wir zum Kommunizieren genauso viel Fläche brauchen wie zum Arbeiten. Mehr als die Hälfte unserer Zeit im Büro verbringen wir kommunizierend. Dieser Trend wird u.a. durch die Berücksichtigung von Cafeterias in den neuen Arbeitswelten unterstützt.

Ich glaube, dass unsere Kunden mit ihren Anliegen vollkommen richtig liegen. Neue Konzepte wie leisten bereits einen wichtigen Beitrag dazu. Die Zeiten haben sich verändert. Kostenreduktionen und Prozessoptimierungen wurden bis zum Exzess betrieben, jetzt geht es darum, Engagement, Bindung und Wertschöpfung zu heben, indem wir das schlummernde Potential unserer MitarbeiterInnen zum Leben erwecken. Eines ist sicher: Die Menschheit sehnt sich danach!


Titelfoto: Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria und Geschäftsführer teamgnesda, Gnesda Real Estate & Consulting GmbH (www.teamgnesda.com)

Copyright: Renée del Missier

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