team gnesda: Österreich „Land der Hämmer, zukunftsreich“? Arbeitsmarkt: Zahlen – Daten – Fakten und vier Fragen

9 Mio. Menschen leben in unserem wunderbaren Land, 4,2 Mio sind erwerbstätig, 3,93 Mio unselbständig beschäftigt. Im Vorjahr kamen 140.000 Erwerbstätige dazu, davon gingen 50.000 in Vollzeit und eine breite Mehrheit von 90.000 in Teilzeit. 308.000 Menschen sind arbeitslos, 71.000 davon in Schulung. Dem stehen 206.000 offene Stellen gegenüber. Die Arbeitslosigkeit ist bei Jugendlichen unter 25 Jahren deutlich höher als bei älteren Erwerbstätigen. 35,6 % der Unternehmen klagen über Leistungseinbußen infolge des Arbeitskräftemangels.

In kaum einem Land liegt die Teilzeitquote mit durchschnittlich 30 % so hoch wie in Österreich. Bemerkenswert ist, dass nicht nur Frauen mit Kind, sondern auch Frauen ohne Kind in hohem Maße Teilzeit arbeiten. Fast jede zweite Frau über 45 und ohne Kind ist in einem Teilzeitarbeitsverhältnis.

Bei den freien Tagen im Jahr gehört Österreich mit 38 Tagen zu den Spitzenreitern in Europa. In Deutschland sind es 29, in der Schweiz 24.

Frage: Österreich ist ein Land, in dem jeder gerne Urlaub machen will. Aber ist es auch ein Land, in dem jeder gerne arbeiten will? Unser System ist auf Leistung und Wertschöpfung aufgebaut, steht ein Bruch dieses Systems bevor und was folgt?

Der demographische Wandel wird in den nächsten Jahren massiv am Arbeitsmarkt einschlagen, wenn die Genration der Baby Boomer in den Ruhestand geht. 55-64jährige sind in Österreich heute zu 55,4 % erwerbstätig, in Deutschland zu 71,8 %, in Schweden zu 75,9 %. Die Zuschüsse in unser Pensionssystem belaufen sich aktuell auf 23 Mrd. EUR, schon in drei Jahren – also 2026 – werden es 33 Mrd. EUR sein.

Frage: Es besteht akuter Handlungsbedarf, wir verschulden uns laufend auf Kosten nächster Generationen. Keine Partei wird dieses Thema angreifen, weil Pensionisten eine der größten Wählergruppen darstellen. Wie kommen wir hier zu dringend notwendigen Veränderungen?

Bereits jeder vierte Erwerbstätige in Österreich ist nicht in Österreich geboren. Österreich kann erfolgreich auf Arbeitsmigration zurückblicken, waren es 2004 noch 520.000 Menschen, so sind es heute 1.050.000 im Arbeitsmarkt, die nicht in Österreich geboren sind. Der Arbeitskräftemangel ist groß und in manchen Branchen zeichnet sich schon jetzt klar ab, dass gewisse Services nicht mehr aufrechtzuerhalten sein werden.

Frage: Müssen wir warten, bis der Leidensdruck so groß ist, dass wir alle betroffen sind, weil es beispielsweise das Gesundheits- und Pflegesystem im besonderen Ausmaß betrifft. Ist es sinnvoll, politisches Kleingeld durch die Ausgrenzung von Ausländern zu machen und damit eine negative Stimmung im Land zu erzeugen. Oder sollten wir jetzt eine großangelegte und gezielte Willkommenskampagne starten?

Künstliche Intelligenz beginnt den Arbeitsmarkt zu erfassen. Letztlich werden wahrscheinlich fast alle Jobs in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein. Viele Routinejobs, repetitive Aufgaben und Verwaltungstätigkeiten werden schon bald ersetzt werden. Neue Jobs entstehen, da sind sich alle Experten sicher.

Frage: Sollen wir uns an der Diskussion beteiligten, die Angst und Vorbehalte schürt oder Dialog und Aufklärung betreiben? Sollen wir unsere Energie in Regulierung, Verbot und Einschränkung stecken oder den Menschen in unserem Land helfen, schnell und richtig mit neuer Technologie umzugehen?

In der Bundeshymne besingen wir unser Land als „Land der Hämmer, zukunftsreich“. Um diesem Ziel gerecht zu werden, brauchen wir jetzt die richtigen Antworten auf die hier gestellten Fragen.

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