- Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, ist eine Dekarbonisierungsrate von 12,9 % nötig – sie ist um das Fünffache höher als die letztjährig erzielte Quote
- Pandemiebedingte Reduktion des Energiebedarfs lag weit unter erforderter Rate
- Klare Signale in Form von Förderungen betrieblicher Klimamaßnahmen notwendig
Kurz vor dem Beginn der Weltklimakonferenz (COP26) im schottischen Glasgow, verdeutlicht der PwC Net Zero Economy Index die Dringlichkeit für mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung. Denn nach dem kurzweiligen Rückgang der weltweiten Emissionen infolge von COVID-19 gestaltet sich das im Pariser Klimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Ziel als herausfordernd: laut Index ist dafür eine um das Fünffache höhere Dekarbonisierungsrate erforderlich.
Die Ergebnisse des Net Zero Economy Index zeigen, dass eine Dekarbonisierungsrate von 12,9 Prozent erforderlich ist, um die weltweiten Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren und um das Net-Zero-Ziel bis zur Mitte des Jahrhunderts zu erreichen. Diese Quote ist fünf Mal so hoch wie die letztes Jahr erzielte (2,5 %) und um ein Achtfaches schneller als der weltweite Durchschnitt im Laufe des 21. Jahrhunderts. Die Zeitschiene wird zur Einhaltung des im Pariser Klimaabkommen verankerten 1,5-Grad-Ziels benötigt, um die verheerenden Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Pandemiebedingte Reduktion des Energiebedarfs ist nicht ausreichend
Im Jahr 2020 ging der weltweite Energiebedarf um 4,3 Prozent zurück und führte zu einer Reduzierung der energiebedingten Emissionen um 5,6 Prozent (ausgehend vom Niveau von 2019) sowie zu einem Rückgang der weltweiten Emissionen insgesamt. Als Folge lag die weltweite Dekarbonisierungsrate bei 2,5 Prozent. Diese atypische Reduktion des Energiebedarfs und der Emissionen liegt jedoch weit hinter den Fortschritten, die nötig sind, um ein Ansteigen der Temperatur um mehr als 1,5°C zu verhindern.
Weltweite Bemühungen stocken
Thomas Steinbauer, Corporate Responsibility und Net Zero Leader bei PwC Österreich, erklärt: „Der ‚Emissions-Gap‘ wächst trotz der derzeitigen Bemühungen von Unternehmen und Regierungen. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die bis zum heutigen Tage gesetzten Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen, um dem Ausmaß und der Dringlichkeit der globalen Klimakrise gerecht zu werden. Um das Net-Zero-Ziel zu erreichen, werden Transformationen in allen Industriebereichen erforderlich sein“.
Auch im Zuge der Konjunkturabschwächung im Jahr 2020 hat kein Land in der G20-Gruppe die Dekarbonisierungsrate von 12,9 Prozent erreicht, die erforderlich wäre, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Obwohl sich die Mehrheit der G20-Staaten ambitionierte Klimaziele gesetzt hat, müssen diese erst in klare politische Maßnahmen umgewandelt werden, um die erforderlichen Veränderungen zu erreichen. Die am 31. Oktober startende COP26 Klimakonferenz gilt als Meilenstein, um das 1,5-Grad-Ziel noch im Rahmen des Möglichen zu halten. Vorab forderten EU-Staaten insbesondere große Volkswirtschaften weltweit dazu auf, verbesserte und ambitionierte Beiträge noch vor 31. Oktober zu übermitteln und langfristige Strategien bei der Konferenz vorlegen.
Privatwirtschaft als entscheidender Faktor
Die Privatwirtschaft spielt bei der Umsetzung positiver Klimamaßnahmen eine bestimmende Rolle. Für das Erreichen des Net-Zero-Ziels bis zur Mitte des Jahrhunderts ist laut dem PwC Experten Thomas Steinbauer eine Zusammenarbeit zwischen den Branchen und über die gesamte Industrie hinweg erforderlich.
„Unternehmen werden diesen Weg nicht alleine bestreiten können. Um das notwendige Ausmaß an Klimamaßnahmen umzusetzen, benötigt die Privatwirtschaft klare Signale in Form von Förderungen betrieblicher Klimamaßnahmen durch die Regierungen. Die Politik als auch Unternehmensleiter:innen müssen dem Glauben schenken, was uns die Klimawissenschaft lehrt: Es bedarf stärkerer Ambitionen und einer Beschleunigung der Maßnahmen, um das 1,5-Grad-Ziel in greifbarer Nähe zu behalten. Jeder Tag, an dem wir zögern und zu wenig unternehmen, verstärkt das Ausmaß der Katastrophe. Wir müssen jetzt entschlossen handeln“, sagt Thomas Steinbauer.
Über den Net Zero Economy Index
Der Net Zero Economy Index verfolgt die Dekarbonisierung von energiebedingten CO2-Emissionen weltweit. Die Analyse stützt sich auf den Statistical Review of World Energy von BP, welcher die Kohlenstoffemissionen basierend auf dem Verbrauch von Öl, Gas und Kohle für Verbrennungsaktivitäten widerspiegelt. Die Analyse bezieht jedoch keine Emissionen aus anderen Bereichen (wie z. B. aus Land- und Forstwirtschaft sowie anderer Landnutzung) oder von anderen Treibhausgasen mit ein und berücksichtigt auch keinen gebundenen Kohlenstoff. Demnach ist ein direkter Vergleich dieser Daten mit nationalen Emissionsinventaren nicht möglich.