v.l.n.r. Thomas Karall, Alfons Haber, Rainer Pflaum, Gerhard Koller / Copyright: APG/Stefan Walehrach

APG & TransnetBW Thementag: Der Green Deal und die Regulierung des Stromübertragungsnetzes

Nach dem Motto „Die Zukunft ist elektrisch“ lud die Austrian Power Grid (APG) und TransnetBW Expert:innen am 5. November 2021 dazu ein, über bevorstehende Herausforderungen für Übertragungsnetze und mögliche regulatorische Lösungsansätze zu diskutieren. Thomas Karall,
kaufmännischer Vorstand von APG und Rainer Pflaum, Mitglied der TransnetBW Geschäftsführung eröffneten den Thementag. Karall: „Die EU und Österreich haben ambitionierte Ziele im Kampf gegen die Klimakrise. Die Übertragungsnetze spielen bei der Transformation eine zentrale Rolle, weil sie trotz des Umbaus des gesamten Systems, die sichere Stromversorgung zu jedem Zeitpunkt gewährleisten müssen. Damit das gelingt, müssen alle Akteure des Energiesystems in ihrem jeweiligen Bereich Verantwortung übernehmen. Mit unseren Investitionen in der Höhe von € 3,5 Milliarden Euro in den dringenden und unverzichtbaren Netzausbau nehmen wir diese Verantwortung wahr. Verfahren müssen beschleunigt werden und auch die Tarifregulierung muss die neuen Anforderungen an die Übertragungsnetzbetreiber künftig berücksichtigen.“

Notwendige Investitionen in den Aus- und Umbau der Stromnetze werden dabei durch moderne State-of-the-Art Technologie ergänzt. Damit wird es mittels digitaler Plattformtechnologien gelingen, alle Akteure des Energiesystems zu integrieren – auch die gerade etablierten Energiegemeinschaften. Den Energieregulatoren kommt durch das Setzen nachhaltiger Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle als Enabler dieser Transformation zu. Pflaum: „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr, wir müssen die Energiewende vorantreiben dazu gehört es auch, die
Strominfrastruktur zügig auszubauen. Wir müssen immer größere Mengen an Sonnen- und Windenergie aus dem Norden Deutschlands in den Süden transportieren. Damit uns der Ausbau gelingt, müssen wir alle Stakeholder davon überzeugen, dass sie ihren Beitrag für die Klimawende
leisten.“

Nach der Begrüßung folgten Fachvorträge zum Themen „Regulierung und Energiewende – Was braucht es für die Umsetzung?“ Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von krone.tv Moderator Gerhard Koller. Es diskutierten Alfons Haber
(Vorstand E-Control), Thomas Karall (APG), Rainer Pflaum (TransnetBW) und Achim Zerres (Abteilungsleiter Regulierung bei der Bundesnetzagentur) über wie sich der Regulierungsrahmen weiterentwickeln muss, um denAnforderungen des europäischen „Green Deals“ gerecht zu werden bzw. über die Rollen der Übertragungsnetzbetreiber hinsichtlich Innovation, Digitalisierung, Forschung und Entwicklung.

Im Rahmen des Thementags veröffentlichten die Gastgeber APG und TransnetBW auch zwei Gutachten die zeigen, dass die bisherigen Regulierungsmodelle überarbeitet und an die neuen Herausforderungen durch die Transformation bzw. Dekarbonisierung des Energiesystems
angepasst werden müssen.

NERA Economic Consulting zeigt in ihrem Gutachten wesentliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten betreffend der bisherigen Bestimmung der Kapitalkosten auf, um die Finanzierung des dringend notwendigen Netzausbaues sicherzustellen. Aufgrund der sich stark ändernden Aktivitäten für Übertragungsnetzbetreiber werden die anfallenden Kosten im bisherigen Vergütungsmodell nur erstattet. Eine Anreizsetzung für Innovationen ist unterentwickelt und es wird dadurch das Potenzial von zusätzlichen Verbesserungen im Netzbetrieb verschenkt.

Die Studie der Jacobs University Bremen in Zusammenarbeit mit Oxera Consulting schlägt Ansätze zur gezielten Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens für einen sachgerechten Anreiz und für eine transparente Refinanzierung von Innovation und Digitalisierung vor. So werden Vorschläge unterbreitet, wie mit Hilfe von branchenübergreifende Kooperationsprojekten sowohl die Effizienz des Energiesystems, als auch die volkswirtschaftliche Wohlfahrt gesteigert werden kann. Digitale Innovationen haben andere Umsetzungszyklen und Kostenstrukturen als der traditionelle Netzbau – das zeigt die Studie auf und identifiziert Entwicklungsbedarf im heutigen Regulierungsrahmen.

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