Die Weiterentwicklung des Autobahn- und Schnellstraßennetzes in Österreich folgt dem Gedanken „gescheiter statt breiter“, so Vorstandsdirektor Herbert Kasser, Asfinag GmbH.
Im Interview mit Leitbetriebe Austria erzählt Vorstandsdirektor Herbert Kasser über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftspläne des staatlichen Autobahnbetreibers. Dabei spricht er unter anderem über die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei Bauprojekten, die Integration erneuerbarer Energien sowie über innovative Maßnahmen zur Förderung des öffentlichen Verkehrs.
Nachhaltigkeit bei Bauprojekten ist Ihnen wichtig. Wie stellen Sie sicher, dass Umweltaspekte berücksichtigt werden?
Nachhaltigkeit beginnt bei uns bereits in der Planung. Wir integrieren Umweltaspekte frühzeitig in all unsere Bauprojekte – von der strategischen Prüfung bis hin zur Umsetzung und Nachbetreuung. Ziel ist es, Eingriffe in Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten. Um notwendige Eingriffe zu kompensieren, setzen wir auf umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen.
Ein weiterer zentraler Hebel ist unser bereits genanntes Klima- und Umweltschutzprogramm, das auch im Baubereich klare Vorgaben liefert: etwa durch den Einsatz recyclingfähiger und regionaler Materialien und ressourcenschonende Bauweisen. Biodiversitätsfördernde Maßnahmen wie Grünquerungen für Wildtiere oder naturnahe Ausgleichsflächen sind ebenso fixer Bestandteil.
Diese Maßnahmen sind Teil unseres breiteren Nachhaltigkeitsverständnisses: Bauprojekte der ASFINAG sollen nicht nur funktional und sicher, sondern auch zukunftsfähig und umweltverträglich sein – auch im Sinne kommender Generationen.
Die ASFINAG setzt auf erneuerbare Energien. Wie viel Energie produziert die ASFINAG selbst, und gibt es Pläne für mehr?
Derzeit erzeugen wir mit unseren PV-, Kleinwind- und Kleinwasserkraftwerken rund 14GWh pro Jahr. Bis 2030 wollen wir bilanziell stromautark sein. Das heißt wir wollen pro Jahr so viel nachhaltige Energie erzeugen, wie wir auch verbrauchen. Dafür wollen wir etwa 100GWh an erneuerbarer Energie auf und entlang unseres Straßennetzes erzeugen.
Die ASFINAG plant, wie soeben angesprochen, den öffentlichen Verkehr besser in das Straßennetz zu integrieren. Welche konkreten Schritte sind hier angedacht?
Die Weiterentwicklung des Autobahn- und Schnellstraßennetzes in Österreich folgt dem Gedanken „gescheiter statt breiter“.
Smarte und kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsqualität stehen im Fokus. Hier spielt die verkehrsträgerübergreifende Vernetzung eine wesentliche Rolle.
Neben der Förderung von multimodalen Knotenpunkten zwischen Straßen und Schiene, wie z.B. in Stockerau bestehen seit einigen Jahren mit dem öffentlichen Busverkehr Kooperationen.
- Wir bevorzugen den öffentlichen Busverkehr in ausgewählten Ballungsräumen: Die, vorwiegend mit Pendlern besetzten Linienbusse dürfen bei starkem Verkehrsaufkommen in den Spitzenstunden den Pannenstreifen nutzen und so am Stau vorbeifahren. Damit wird der öffentlichen Busverkehr attraktiviert und die Fahrplantreue erhöht. Solche Bevorzugungen gibt es bereits in Salzburg (Baustelle), Innsbruck und Linz.
- Wir schaffen Haltestellen bzw. Umstiegspunkte direkt auf der Autobahn: Mit diesen Haltestellen können Schnellbusse ohne große Verzögerungen Personen ein- und aussteigen lassen. An der A2 bei Gleisdorf wird eine Haltestelle errichtet. Damit wird die Verknüpfung der Schnellbusse, die auf der Autobahn fahren mit der Grazer Ostbahn und dem Regionalverkehr hergestellt. Ein Umstieg zwischen Bus und Bahn kann ohne relevante Zeitverzögerung erfolgen.
Für Ihre Mitarbeitenden gibt es ein Mobilitätskonzept. Wie unterstützen Sie nachhaltige Fortbewegung in Österreich?
Vom Autobahnbauer zum Mobilitätspartner. Ziel der ASFINAG ist es, als verlässlicher, innovativer und nachhaltiger Mobilitätspartner ein wesentlicher Akteur der österreichischen Mobilitätswende zu sein.
Gleich wie beim betrieblichen Mobilitätskonzept (von Digital First, über den Umstieg auf E-PKW bis hin zu aktiver Mobilität) sind hierzu viele Puzzlesteine erforderlich. Die ASFINAG bietet schon seit vielen Jahren verlässliche verkehrsträgerübergreifende Verkehrsinformation an, um Reisenden eine valide Entscheidungsgrundlage zu bieten. Nicht immer muss der PKW die beste Alternative sein. Des Weiteren haben wir uns zum Ziel gesetzt, die E-Mobilität zu fördern und planen bis 2030 rd. 1.500 Ladepunkte auf unserem Netz für PKW zur Verfügung zu stellen. Wir unterstützen die Bildung von Fahrgemeinschaften durch Park & Drive Plätze an Anschlussstellen sowie App-Dienste und arbeiten eng mit unseren ÖV-Partnern daran, den ÖV am Autobahnnetz zu beschleunigen und uns mit diesem an Knotenpunkten noch besser zu vernetzen.
Was bedeutet für Sie die Teilnahme bei Leitbetriebe Austria? Was heißt es für Sie, ein Vorbildunternehmen zu sein?
Natürlich sind wir stolz darauf ein österreichischer Leitbetrieb zu sein und von den Leitbetrieben Austria auch als solcher ausgezeichnet und zertifiziert zu sein. Die Teilnahme bei Leitbetriebe Austria ist für uns gerade für den Austausch mit anderen Leitbetrieben wichtig. Wir müssen das Rad nicht immer neu erfinden, sondern können von anderen lernen und natürlich auch unsere Erfahrungen einbringen. Die unterschiedlichen von den Leitbetrieben dazu organisieren Events und Fokusgruppen bieten eine sehr gute Gelegenheit, immer wieder neue interessante Persönlichkeiten kennenzulernen.
Ein Vorbildunternehmen zu sein heißt für uns bzw. für mich, immer danach bestrebt zu sein sich weiterzuentwickeln, die Menschen (Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden sowie Partner und Stakeholder) im Fokus zu haben, Wissen zu teilen sowie Innovationen zu fördern. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Leitbetrieben Austria und all ihren Mitgliedern.
Wer gerne mehr über unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten wissen möchte, unser neuer Nachhaltigkeitsbericht erscheint in wenigen Tagen und wird ab Ende April auf unserer Website verfügbar sein: https://www.asfinag.at/ueber-uns/unternehmen/unternehmensberichte/