Die stürmische Wetterlage im Jänner sorgte für eine überdurchschnittlich gute Stromerzeugung aus Windkraft. Der Anteil der Erneuerbaren konnte entgegen des normalen Saisonverlaufs auf rund 60 Prozent angehoben werden.Eingriffe in das Stromnetz waren auch heuer wieder bereits an 20 Tagen notwendig.
Stürmischer Jänner für die Stromerzeugung
Der erste Monat des Jahres war recht mild, dafür umso windiger. Das zeigen auch die Daten bei der Stromerzeugung durch Erneuerbare. Neben der guten Erzeugung aus Wasserkraft von knapp 2.200 Gigawattstunden (GWh) sorgte das stürmische Wetter in den ersten 4 Wochen auch bei der Windkraft mit 932 GWh für eine gute Bilanz. „Vergleicht man die Zahlen mit jenen aus dem Jänner 2021, so konnten heuer etwa 70 Prozent mehr nachhaltiger Strom durch Windkraft erzeugt werden“, analysiert Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
Der heimische Strombedarf lag in den ersten 4 Wochen des heurigen Jahres bei rund 5.453 GWh. Im Vergleich zum österreichischen Durchschnittsverbrauch aus 2017-2021 befand man sich damit in einem wöchentlichen Schwankungsbereich von minus zwei bis plus zwei Prozent, also annähernd auf demselben Niveau. Durch die gute Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien konnten rund 60 Prozent des Strombedarfs hierzulande nachhaltig gedeckt werden – ein für Jänner überdurchschnittlicher Anteil.
Österreich Exportland –Ausnahme bestätigt Regel
Am 6. Jänner 2022 konnte mit 12 GWh an einem Tag erstmals seit dem 1. September 2021 wieder mehr Strom exportiert als importiert werden. Auch wenn der Jänner vorwiegend Stromimporte erforderte, stand man im Jahresvergleich etwas besser da. „Bilanziell gesehen haben wir im Jänner 890 GWh Strom importiert. Gegenüber dem Vergleichsmonat aus dem Vorjahr (1.508 GWh) bedeutet das aber rund 40 Prozent weniger Stromeinkauf aus dem Ausland“, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Größte Einspeisung über östliche Bundesländer
Strom wird nicht nur grenzüberschreitend getauscht, sondern auch innerhalb des Landes. Das überregionale Netz der APG ist Schnittstelle zu den Verteilernetzen der Bundesländer und somit das Rückgrat der heimischen Stromversorgung. Überschüssiger Strom aus den Bundesländern kann so österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Die Daten zeigen das klar: Imwindstarken Jänner konnten Bundesländer wie das Burgenland oder Niederösterreich – dort befinden sich die meisten Windparks – große Mengen an nachhaltigem Windstrom erzeugen. „Das Burgenland konnte im Jänner rund 233 GWh in das APG-Netz rückspeisen. Das ist rund das sechseinhalbfache an Energie, die das Bundesland selbst aus dem Netz der APG entnehmen musste“ konstatiert Christiner. Auch Niederösterreich konnte rund 240 GWh über das APG-Netz landesweit zu Verfügung stellen, das entspricht gut der doppelten Menge an Strom, die aus dem APG Netz bezogen wurden. Größter „Importeur“ hingegen war Kärnten mit rund 319 GWh.
Erneuerbare brauchen starkes Stromnetz
So positiv und erfreulich die im Jänner, und vor allem in den wärmeren Monaten, gute Erzeugung aus nachhaltigen Energiequellen sein mag, so dämpfend wirkt aktuell der Blick in Richtung 2030, wo laut Ziel der Bundesregierung der heimische Strombedarf zu 100 Prozent durch Erneuerbare gedeckt werden soll.
Denn dazu braucht es einerseits einen Erneuerbaren-Ausbau von rund 27 Terrawattstunden (TWh), welcher seit 2021 die Basis durch das beschlossene Erneuerbare Ausbau-Gesetz bekommen hat, zum anderen benötigt es aber auch eine entsprechende Strominfrastruktur für den Transport dieser Energiemengen. „Bereits heute kommt es, aufgrund fehlender Leitungskapazitäten, immer wieder zu Engpässen beim Stromtransport. Allein im Jänner musste an 20 Tagen mittels Redispatching in das Strommanagement eingriffen werden, um die sichere Stromversorgung des Landeszu gewährleisten“,zeigt Christiner auf.
Redispatching beschreibt den kontrollierten Eingriff in den Einsatz von unter Vertrag stehenden thermischen und hydraulischen Kraftwerken, um die Stromlast im Netz der APG steuernzu können. Das ist jedoch nicht gratis. „Rund drei Millionen Euro wurden durch Redispatch-Eingriffe im Jänner verursacht. Das ist zwar der geringste Wert für diesen Monat seit 2019, trotzdem sind es Kosten die am Ende der Stromkunde bezahlt. Damit die Kosten und Eingriffe gesenkt werden können, ist ein leistungsstarkes Stromnetz die Bedingung “, hebt Karall hervor.
Investitionen nur mit schnelleren Genehmigungsverfahren wirksam
APG investiert rund 370 Millionen Euro und bis 2032 sogar rund 3,5 Milliarden Euro in den Aus- und Umbau der heimischen Strominfrastruktur. Bei der Umsetzung der Projekte kommt es jedoch vermehrt zu langen Verzögerungen durch die Behörden. „Die Dauer aktueller Genehmigungsverfahren, wie zum Beispiel das einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), setzen für das Erreichen der Energiewende dringend benötigte Projekte oft in eine jahrelange Warteschleife. Derartige Verfahren müssen umgehend beschleunigt werden, um die sichere Stromversorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können und die Energiewende zu ermöglichen“ fordert Karall abschließend.