Robert Frasch, Gründer von lehrlingspower / Copyright: lehrlingspower

Beim Thema Fachkräfte sind jetzt die Entscheidungsträger gefordert

Über Jahrzehnte waren die Ausbildung und Gewinnung von Fachkräften Teil eines gut funktionierenden Systems. Durch Lehre und akademische Bildung kamen ausreichend Arbeitskräfte in unsere Unternehmen, um die wirtschaftliche Entwicklung wie geplant zu bestreiten. Das hat so gut funktioniert, dass Personalarbeit in den Entscheidungsgremien wenig Aufmerksamkeit benötigte. Doch jetzt stehen wir vor einer Zeitenwende, die unsere unternehmerischen Grundlagen erschüttern wird. Daher ist jetzt die Zeit, um gemeinsam zu handeln.

Die Ausbildung junger Fachkräfte war über Jahrzehnte erprobte Praxis für alle Beteiligten. Eltern akzeptierten die Lehre als einen soliden Berufseinstieg, Unternehmen hatten ausreichend Nachfrage und Schulen waren froh, dass jene bei ihnen landeten, die auch dorthin gehörten. Dieses System war so lange perfekt eingespielt, solange alle Parameter gleich gewichtet blieben.

Durch missverständliche Interpretation von OECD Studien begannen Medien, Unternehmen und Politik vom Akademikermangel zu reden und die höchste Bildung für alle zu forcieren. Das man damit die Lehre und den Wert von handwerklicher Arbeit entwertet hat, ist eher nebenbei passiert. Dazu kommt, dass jetzt auch noch die Alterskohorten schrumpfen, Stichwort Pensionierung der Babyboomer. Daher suchen nicht nur die Betriebe händeringend nach Bewerbern, sondern auch die vielen unterschiedlichen Schulformen. Die Problematik steht erst am Anfang, denn schon 2030 werden uns rund 100.000 arbeitsfähige Menschen fehlen. Pensionierungen und deutlich kleinere Alterskohorten, die ins Berufsleben eintreten können, treffen dabei auf immer spätere Berufseinstiege durch den Besuch weiterführender Schulen. Dieser Mitarbeitermangel wird deutliche Spuren in unseren Bilanzen hinterlassen, wenn wir nicht jetzt beginnen gegenzusteuern.

Jetzt müssen wir neue Wege und Konzepte starten, um das Vertrauen von Eltern und Jugendlichen in eine solide Ausbildung zu stärken. Denn wir brauchen vor allem junge Menschen deutlich früher in unseren Unternehmen als derzeit. Aktuell liegt das durchschnittliche Alter beim Berufseinstieg in Österreich bei 25,5 Jahren und das Interesse an einer Lehrlingsausbildung für ihre Kinder ist bei Eltern sehr überschaubar. Wir brauchen einerseits politische Veränderungen, um Themen wie Berufsorientierung und Rahmenbedingungen in der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik anzupassen. Dafür brauchen wir Institutionen und Vereinigungen wie die Leitbetriebe Austria, ZLÖ, IV und WKO, die konkrete Forderungen der Wirtschaft formulieren und an die Politik transportieren. Da diese Prozesse naturgemäß länger dauern braucht es ergänzend konkrete Maßnahmen, die rasch greifen. Mit Netzwerken wie lehrlingspower.at oder Initiativen wie den Schoolgames können wir unsere Ausbildung und vor allem unsere Recruiting Bemühungen sofort verbessern. Und dorthin transportieren, wo sie wirksam werden, in den Unterricht an Österreichs Schulen.

Am wichtigsten ist jedoch, dass wir als Entscheidungsträger zeigen, dass dieses strategisch entscheidende Thema unsere Aufmerksamkeit hat. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass die Gewinnung und Ausbildung sowie die Zufriedenheit unserer aktuellen Mitarbeiter TOP Prioritäten in unseren Unternehmen sind, werden wir weder die aktuellen Krisen noch den danach wieder folgenden Aufschwung meistern können.

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