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Coronakrise: Marketing- und Kommunikationsexperten von wirtschaftlicher Entwicklung „positiv überrascht“

Sechs Monate nach dem Ausbruch der Coronakrise haben Marketagent und Currycom Communications eine zweite Umfrage zu Learnings, Erfahrungen und Erwartungen gestartet – mit teils deutlichen Veränderungen.

Im April 2020, kurz nach dem Ausbruch der Coronakrise, hatte das Online-Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent in Kooperation mit der Wiener Kommunikationsagentur Currycom Communications eine Umfrage zum Thema „Marketing und Kommunikation im Zeichen der Corona-Krise“ gemacht, die ein sehr ernüchterndes Bild der mittelfristigen Zukunftserwartungen ergeben hat. Jetzt, ein halbes Jahr später, wurden abermals Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kommunikation, Medien, PR und Werbung zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen befragt. 

Auswirkungen weniger schlimm als befürchtet
„Auch wenn die Pandemie und ihre Einschränkungen für die Wirtschaft nun doch schon deutlich länger andauern, als das wohl die Mehrheit im April erwartet hätte, so hat Corona, zumindest wirtschaftlich gesehen, doch an Bedrohlichkeit verloren. Waren es im April noch 63 Prozent, so sehen nun 53 Prozent der Befragten die aktuelle Lage als sehr große  Bedrohung für die jeweilige Branche“, berichtet Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl.

Noch deutlich stärker verbessert hat sich der Blick auf das eigene Unternehmen. Sahen im Frühjahr noch 41,2 Prozent eine große oder sehr große Bedrohung, so sind es nun 28,4 Prozent. Umgekehrt gehen heute mehr als 70 Prozent davon aus, dass keine Gefahr für die eigene Firma besteht. Begründet mag diese Verbesserung auch darin liegen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen bislang weniger negativ waren als zu Beginn befürchtet: 60,8 Prozent sagen, es sei besser gelaufen als erwartet, 12,3 Prozent sprechen sogar von „deutlich besser“. Interessant dabei ist auch, dass die Vertreter aus den Unternehmen mit 15,7 Prozent deutlich über jenen von Agenturen mit 6,5 Prozent lagen. Dass sich die wirtschaftlichen Entwicklungen schlechter als erwartet entwickelt hätten, meinte jedenfalls nur generell jeder achte Befragte.

Längst nötige Veränderungen werden angegangen
Spannend lesen sich die Ergebnisse zur Frage nach den Chancen und neuen Möglichkeiten, welche die Krise eröffnen könnte. Verstärkt hat sich hier die „Umsetzung längst nötiger Veränderungen“ mit einem Plus von zuletzt 44,9 Prozent auf aktuell 58,8 Prozent. Auch die räumliche und zeitliche Autonomie wird von mehr Befragten als Potenzial gesehen: 78,4 Prozent gegenüber 68,7 Prozent im April.

Dem Teamgeist wird mittlerweile hingegen ein eher bescheidenes Zeugnis ausgestellt. Hatten im April noch 59,2 Prozent gemeint, die Krise schweiße die Kollegenschaft zusammen, so sind es nun nur mehr 34,3 Prozent. Auch was die Motivation angeht, war die Meinung schon besser: Im April bezeichneten noch knapp 80 Prozent die Kolleginnen und Kollegen als motiviert oder sehr motiviert, jetzt sind es noch 73 Prozent. Vor allem für die Antwort „sehr motiviert“, konnten sich nun deutlich weniger Befragte erwärmen: Im April sagte dies noch fast jeder dritte Befragte, aktuell nur noch gut jeder fünfte (22,1 Prozent).

„Die digitale Kommunikation und auch Kollaboration hat in den Monaten der Krise quer durch alle Branchen eine ganz wichtige Rolle übernommen, hat dafür gesorgt, dass die Agenden weiterhin zügig abgearbeitet und die strategische Planung vorangetrieben werden konnte. Und es ist ein sehr gutes Zeugnis für unsere Wirtschaft, wenn der
Glaube an die Fitness und Potenziale des eigenen Unternehmens bei den Menschen steigt“, so currycom-CEO Christian Krpoun. „Es ist umgekehrt aber auch nachvollziehbar, dass sich die Euphorie für den Teamgeists ein wenig abgeschwächt hat: Im Home Office ist das Miteinander auch für viele nicht so spürbar, und die Kollaboration muss wirklich gut gemanagt und immer wieder aufs Neue angefacht werden, um auch wirklich alle ins Boot zu holen.“

Von der Realität eingeholt
Rückläufig ist auch die Erwartung an mögliche Allianzen mit anderen Unternehmen: Im April hatten noch 34 Prozent gehofft, es könne zu einem „Zusammenwachsen von Unternehmen kommen, die einander unterstützen“, so sind es nun nur mehr 24 Prozent. Von der Realität eingeholt wurde für viele auch die Aussicht darauf, dass „bisher aus Zeitgründen vernachlässigte Tasks in Angriff genommen werden“ könnten. Das meinten im April nämlich noch 37,4 Prozent, also deutlich mehr als ein Drittel, aktuell sieht das gerade noch ein Fünftel (20,6 Prozent) der Befragten so. Die Frage nach der „Erschließung neuer Geschäftsfelder“ bringt hingegen einen Anstieg von 22,4 auf 36,3 Prozent mit sich.

Während der Blick auf das Team und die Entwicklungspotenziale also ein wenig kritischer ausfällt, so gibt es durchaus gute Noten für das Corona-Management im eigenen Unternehmen: 83,8 Prozent erklärten, sie seien mit den getroffenen Maßnahmen zufrieden, jede/r zweite Befragte zeigte sich sogar „sehr zufrieden“.

„In Punkto Krisenmanagement hatten die befragten Experten im April der Bundesregierung noch eine absolute Top-Performance attestiert: 95,6 Prozent hatten damals erklärt, sie würden deren Arbeit in Bezug auf die Coronakrise als (eher) kompetent einstufen. Heute sind allerdings nur noch gut zwei Drittel (67,6 Prozent) von deren Kompetenz überzeugt“, erläutert Thomas Schwabl von Marketagent die Ergebnisse. Der Blick zurück auf die getroffenen Maßnahmen zeichnet ein ähnliches Bild: Exakt zwei Drittel waren mit diesen eher oder sehr zufrieden, nur 4,4 Prozent waren „überhaupt nicht zufrieden“.

Kommunikation hat sich verändert
Jedenfalls aber hat sich die noch im April spürbare Hoffnung auf ein schnelles Ende der coronabedingten wirtschaftlichen Auswirkungen teilweise verflüchtigt. Im April hatten die Befragten noch (im Durchschnitt) mit 9,5 Monaten bis zur Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität gerechnet, jetzt mit mehr als doppelt so viel Zeit, nämlich 22,7 Monaten. Die Höhe der Einbußen für das Bruttoinlandsprodukt wird aber ähnlich eingeschätzt wie im April, nach zwölf Prozent sind es nun 11,3 Prozent.

Kommunikation ist in wirtschaftlich herausforderenden Zeiten generell sehr wichtig, die Gewichtung der Kanäle hat sich aber teils deutlich verändert. Ganz vorne etwa rangiert die Digitalisierung der internen Kommunikation, der gut 80 Prozent steigende Bedeutung beimessen. Ähnlich wurde auch die Nutzung der eigenen Social Media Kanäle bewertet, deren Bedeutung 65,7 Prozent gestärkt sehen. Krisenkommunikationsberatung und Public Relations & Medienarbeit ist nach Ansicht jedes zweiten Befragten wichtiger geworden. Blogger und Influencer hingegen sahen nur knapp 20 Prozent mit steigender Bedeutung, und das Schlusslicht der Kommunikationskanäle ist wenig überraschend der Bereich „Events & Live Communications“, dem fast 80 Prozent gesunkende Bedeutung zuschreiben.

Die Learnings für die Kommunikation sieht auch Currycom-CEO Christian Krpoun als einen ganz wichtigen Punkt: „Wir durften über die vergangenen Monate alle erleben, wie gut die Tools zur digitalen Kommunikation bereits funktionieren und wie schnell sie in unterschiedlichsten Strukturen und Kulturen implementiert werden können. Und es liegt in der Natur der Sache, dass Krisenberatung und PR und Medienarbeit für viele an Bedeutung gewonnen haben. Wenngleich ich überzeugt bin: Den Bedarf gibt es überall, doch nur die Hälfte der Befragten hat das schon erkannt.“

www.marketagent.com

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