„Ich wurde früher eher für das „Beiwagerl“ gehalten. Mittlerweile hat sich das aber sehr geändert und ich werde ebenso als kompetente Ansprechpartnerin wahrgenommen“, erzählt Gertraud Kindermann, geschäftsführende Gesellschafterin bei intertechno Funk-Technik, über ihre Führungsposition in einer Männerdomäne.
Im Interview mit Leitbetriebe Austria spricht Gertraud Kindermann darüber, dass gute Führung vor allem von der Persönlichkeit abhängt und warum es für Frauen besonders wichtig ist, ihre Karriere aktiv in die Hand zu nehmen und auch einmal „Nein“ zu sagen.
Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen intertechno im ersten Schritt kurz vor?
Gertraud Kindermann: Die intertechno Funk-Technik wurde im Jahr 1970 von meinem Vater, Ing. Gerhard Kindermann, gegründet. Wir sind spezialisiert auf die Entwicklung und den Vertrieb von Steuerungen zur Hausautomation und Smart Home. Unsere Kunden sind in ganz Europa zuhause.
Sie sind Geschäftsführerin in einer Männerdomäne. Wie erleben Sie es als weibliche Führungskraft in dieser Branche?
Da unser Geschäftsfeld im technischen Bereich angesiedelt ist, habe ich fast nur mit Männern zu tun. In meinen ersten Jahren haben sich Gesprächspartner noch ausschließlich an meine männlichen Mitarbeiter, sofern einer bei einem Gespräch dabei war, gewandt. Ich wurde eher für das „Beiwagerl“ gehalten. Mittlerweile hat sich das aber sehr geändert und ich werde ebenso als kompetente Ansprechpartnerin wahrgenommen.
Was macht Ihrer Meinung nach eine weibliche Führung aus?
Vielleicht das bessere Zuhören und Analysieren. Empathie mit den Mitarbeitern und wohlüberlegte Entscheidungen nachdem wirkliche alle Fakten auf dem Tisch sind. Man kann seine Firma gut oder schlecht führen. Ich glaube, dass es da nicht wirklich sehr viele Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, sondern es vor allem von der jeweiligen Persönlichkeit abhängt.
Der Anteil an Frauen in Führungspositionen ist (noch) gering. Was muss sich ändern, damit der Anteil an Frauen in Führungspositionen weiter steigen kann?
Eine Führungsposition bedeutet viel Verantwortung und jede Menge Überstunden. Das kann sich schon abschreckend anhören. Vielleicht kann man das aber auch positiv besetzen: Ja, man trägt viel Verantwortung aber dafür kann man seine eigenen Entscheidungen treffen ohne, dass jemand dreinredet und muss nicht stur umsetzen, was vorgegeben wird. Ja, es ist jede Menge Zeit, die für die Arbeit drauf geht, dafür kann man sich die meistens frei einteilen. Und natürlich kann so ein gestalterisches Werken auch jede Menge Freude machen; wenn man sieht, dass z.B. ein Projekt erfolgreich umgesetzt wurde.
Welche Tipps können Sie Frauen in Hinblick auf ihre Karriere geben?
Sich einfach mehr zutrauen und sich ihrer Fähigkeiten und Stärken bewusst sein. Weniger auf das fokussieren, was man vielleicht nicht so gut kann. Die Karriere aktiv in die Hand nehmen. Und vor allem und ganz wichtig auch einmal „Nein“ sagen, wenn man etwas nicht möchte.
Abschließend: Was bedeutet für Sie die Teilnahme bei Leitbetriebe Austria? Was heißt es für Sie, ein Vorbildunternehmen zu sein?
Ein Leitbetrieb ist für mich ein Unternehmen, dass gegenüber Lieferanten und Kunden ehrlich ist, Handschlagqualität hat und einen respektvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt.
Leider ist das alles in der heutigen Geschäftswelt nicht mehr alltäglich, sodass Betriebe, die diese Kultur noch pflegen, zu Recht vor den Vorhang geholt werden.
Vielen Dank für das Interview!
Weiter zum Unternehmensprofil