Interview mit Wolfgang Theiner (Cosmo Consult) – Das Zusammenspiel von Mensch und Digitalisierung

Wolfgang Theiner, Geschäftsführer der COSMO CONSULT GmbH, im Gespräch mit Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher über einen Wandel in der Sicht auf IT-Sicherheit, die Nachfrage nach Cloudlösungen und die Notwendigkeit gut ausgebildeter Mitarbeiter.

Monica Rintersbacher: Lieber Herr Theiner, bevor wir in medias res gehen, bitte ich Sie, Ihr Unternehmen kurz vorzustellen.

Wolfgang Theiner: Mein Name ist Wolfgang Theiner und ich bin Geschäftsführer der COSMO CONSULT GmbH, einem IT-Unternehmen, das im B2B-Umfeld agiert. Wir haben Kunden aus unterschiedlichen Industrien – von Produktion über Dienstleistung bis zum Handel. Wir sind weltweit einer der größten Microsoft-Partner und führen für und mit unseren Kunden diverse Digitalisierungsprojekte durch. Unsere Stärke liegt mitunter darin, dass wir End-to-End-Projekte umsetzen können. Wenn heute ein Kunde zu uns kommt und sagt, dass er sein Unternehmen und die Prozesse digitalisieren möchte, dann können wir vieles anbieten – von Microsoft Office über Teams, ERP, CRM, Business Intelligence, Data Analytics, Künstliche Intelligenz sowie Internet of Things bis hin zur klassischen Unternehmensberatung und Change Management. Gerade der letzte Punkt gewinnt immer mehr an Bedeutung und darf bei keinem Projekt vernachlässigt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Mitarbeiter sagen: Naja, das neue System ist ja super, aber ich arbeite trotzdem mit Excel weiter.

Monica Rintersbacher: Die Digitalisierung hat durch die Pandemie einen gewaltigen Schub erfahren, gerade auch für KMUs, die Arbeitsweisen haben sich verändert und oftmals wurden Sicherheitslücken sichtbar. Haben Kunden die Awareness, dass Digitalisierung und Sicherheit Hand in Hand gehen müssen?

Wolfgang Theiner: Absolut. Unsere Kunden stammen zu 70% aus dem klassischen österreichischen Mittelstand. Dort ist die Herausforderung sehr präsent und wird auch immer größer. Durch die voranschreitende Digitalisierung ist das Thema Sicherheit nicht mehr so einfach abzuhaken, wie es früher oftmals der Fall war. Damals war es häufig so, dass jemand folgender Meinung war: Der Neffe meiner Großnichte hat beim WIFI einen Kurs zum Thema Sicherheit im Internet absolviert, der macht das schon. Das hat vor zehn Jahren vielleicht noch funktioniert, aber jetzt nicht mehr, denn heutzutage ist selbst ein KMU, das irgendwo im linken Seitental sitzt, für einen Hacker genau so interessant wie ein Großkonzern in Wien. Nur ist der Großkonzern nicht so einfach zu attackieren wie der kleine Betrieb von nebenan. Viele unserer Kunden nehmen daher einige ihrer Unternehmensanwendungen und transferieren diese in die berühmt(e) (berüchtigte) Cloud – dies ist der einzig wahre und richtige Weg.

Microsoft verfügt über ein riesiges Team an Fachleuten, welches sich rund um die Uhr rein mit dem Thema Sicherheit beschäftigt. Es werden derzeit enorme Summen und Ressourcen in den Ausbau von Rechenzentren und entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gesteckt – ein österreichisches oder auch deutsches Unternehmen kann bei solchen Investitionen nicht mithalten – es fehlt hier sowohl an entsprechender Kompetenz als auch an den Mitarbeitern. Sie sehen, es gibt also zahlreiche Komponenten und Punkte, die für die Cloud sprechen. Langsam merken wir auch, dass dies zu unseren Kunden durchdringt – vor zwei Jahren war dies noch nicht der Fall. Da hieß es noch: Na bitte, lassen Sie uns damit in Frieden, unser Keller bietet mehr Sicherheit als jede Cloudlösung.

Monica Rintersbacher: Wenn wir über Digitalisierung sprechen, über welche Themen reden wir da konkret?

Wolfgang Theiner: Digitalisierung ist zu einem (zu) oft benutzten Schlagwort geworden. Es geht grundsätzlich darum, sich hinzusetzen, die eigenen Prozesse einmal durchzudenken und sich zu fragen, ob man so weiterarbeiten möchte, wie man es in den letzten 20 Jahren getan hat. Manche Unternehmen müssen sich auch neue Geschäftsfelder erarbeiten, die man mittels Digitalisierung besser adressieren kann. In einzelnen Geschäftsbereichen sind auch ganz neue Wege möglich, etwa im Vertrieb – für Unternehmen ist das ein spannender Prozess. Digitalisierung bedeutet aber nicht nur neue Software. Es gibt da einen sehr berühmten Spruch des Telefónica-CEOs: Die Digitalisierung schlechter analoger Prozesse führt zu schlechten digitalen Prozessen.

Monica Rintersbacher: Die Vorteile liegen also darin, neue Geschäftsmodelle und neue Produkte zu entwickeln oder auch effiziente Arbeitsweisen im Unternehmen?

Wolfgang Theiner: Genau, das heißt aber nicht, dass Arbeitsplätze vernichtet werden, sondern, dass Unternehmen die Chance haben, wirklich hochbegabte sowie hochbezahlte Arbeitskräfte zu finden bzw. zu behalten, die sie besser einsetzen können als bisher. Das schlimmste Beispiel ist hier für mich die Rechnungserstellung: es gibt immer noch genug Unternehmen, die Rechnungen abtippen, anstatt diesen Bereich zu automatisieren. Das ist zwar nur ein einfacher Prozess, aber genau das ist schon Sinn und Zweck der Digitalisierung. Man muss gut bezahlte Arbeitskräfte wesentlich besser einsetzen und sich von 0815-Prozessen verabschieden.

Monica Rintersbacher: Wo braucht es noch die Kontrolle und den Eingriff von Menschen bei digital optimierten Prozessen?

Wolfgang Theiner: Bei Prozessen wie dem Einscannen von Dokumenten, da braucht man niemanden mehr. Natürlich kann man noch einen Kontrollmechanismus hinzuziehen, indem man etwa sagt, dass ein Buchhalter sich das nochmals ansehen oder es freigeben soll. Aber eigentlich sind Software-Lösungen heute in der Lage, Fehler auszuweisen und dem Menschen zu sagen: Schau, das ist falsch. Da sind weiterhin Menschen gefordert. Aber sonst ist es – technologisch gesehen – bereits so, dass vieles ohne Menschen ablaufen kann.

Monica Rintersbacher: Dennoch werden Unternehmen künftig ausreichend gut ausgebildete Mitarbeiter brauchen, oder?

Wolfgang Theiner: Die Ausbildung wird weiterhin wichtig sein; vor allem Menschen mit speziellen Qualifikationen werden gefragt sein.

Monica Rintersbacher: Wie ist Österreich hier aufgestellt? Gibt es viele Spezialisten?

Wolfgang Theiner: Nein, daher sind Spezialisten weiterhin sehr gefragt und werden auch entsprechend umworben. Wenn man etwa den Standort Graz ansieht – da ist der Markt sehr umkämpft. Es gibt hier viele große Unternehmen wie Magna, Anton Paar und Knapp die ein und denselben Spezialisten möchten.

In Österreich sind wir Gott sei Dank in der Lage, sehr viele Arbeitsplätze vergeben zu können, dennoch finden viele Unternehmen nicht die passenden Leute am Markt. Natürlich haben wir Ausbildungsstätten wie HTLs, FHs und Universitäten, welche entsprechendes Personal hervorbringen – aber selbstverständlich dauert es eine Weile, bis junge Mitarbeiter in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten.

Monica Rintersbacher: Die haben alle ihre IT-Fachleute. Da gibt es wohl viel Wettbewerb.

Wolfgang Theiner: Selbstverständlich. Wir arbeiten eng mit entsprechenden FHs (z.B. FH Joanneum) und HTLs (z.B. HTL Kaindorf) zusammen um bereits früh auf uns aufmerksam zu machen und vorzeitig die jungen Fachkräfte für uns zu gewinnen. Alle Unternehmen sind hungrig und suchen guten Leute, es gibt also definitiv einen „war for talents“. Da muss man sich als Unternehmen überlegen: Wie unterscheide ich mich von anderen? Und vor allem: wie kommuniziere ich das an meine Zielgruppe?

Monica Rintersbacher: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrem Unternehmen? Warum entscheiden sich Mitarbeiter für COSMO CONSULT?

Wolfgang Theiner: Wir sind einfach super (lacht). Wir bekommen demnächst auch wieder das Zertifikat für „Betriebliche Gesundheitsförderung“ verliehen. Zudem bieten wir Gutscheine, etwa für Weiterbildungen und Gesundheitsmaßnahmen. Wir haben einen Besprechungsraum mit einem Tischtennis-Tisch ausgestattet, den können unsere Mitarbeiter nutzen, um mal „den Kopf freizubekommen“ und Probleme anschließend besser zu lösen. Zudem haben wir ein Programm entwickelt, das unseren Mitarbeitern ermöglicht, in anderen Niederlassungen im Ausland zu arbeiten und dies auch mit privaten Aufenthalten zu verbinden. Da wir als Unternehmen international agieren und verschiedene Standorte haben, gibt es genug Möglichkeiten. Menschen haben bei uns gute Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.

Monica Rintersbacher: Sie denken hier als Unternehmen weiter. Die Menschen kommen dann mit einem anderen Know-how zurück, das sie gut einsetzen können?

Wolfgang Theiner: Unsere Kunden leben von unserem Wissen, daher sind wir stark gefordert, das Wissen aktuell zu halten. Wir machen solche Projekte jeden Tag, unsere Kunden nur ein- oder zweimal in ihrem Berufsleben. Daher sind wir gefordert: Wir müssen Wissen einbringen und Erfahrung. Deswegen finde ich unser Programm auch spannend, da so sehr viel Wissensaustausch stattfindet kann.

Monica Rintersbacher: Was sind die absoluten Kernfaktoren, warum sich Menschen für Ihr Unternehmen entscheiden?

Wolfgang Theiner: Ich denke, der Tischtennis-Tisch wird es nicht sein, der ist nur ein nettes Goodie. Das ist eine sehr vielschichtige Fragestellung – für mich ist das Gesamtpaket wichtig und ausschlaggebend (monetäre sowie nicht-monetäre Anreize). Die IT-Branche ist einer der zukunftsträchtigsten die es überhaupt gibt. Gerade unser Unternehmen legt momentan ein enormes Wachstum hin, den wir natürlich unseren Mitarbeitern zu verdanken haben. Es entstehen dadurch auch neue Positionen sowie Arbeitsplätze – es stehen einem bei uns daher auch alle Entwicklungsmöglichkeiten offen. Wer also einen zukunftssicheren Job in einem einzigartigen Team mit viel Flexibilität (Stichwort Homeoffice) sucht, ist bei uns genau richtig aufgehoben.

Die Bezahlung ist natürlich ein wichtiger Faktor, aber schon lange nicht mehr alleine entscheidend.

Monica Rintersbacher: Die ist schon Grundvoraussetzung.

Wolfgang Theiner: Ich glaube nicht, dass man Mitarbeiter zwingend mit Benefits erschlagen muss – wir diskutieren das auch intern regelmäßig. Das allerwichtigste ist Sicherheit zu vermitteln – das ist für mich wertvoller als zu versuchen „super fancy“ zu sein. Wir brauchen nicht – wie es bei US-Firmen oft der Fall ist – Rutschen, mit denen man vom 1. Stock ins Erdgeschoss kommt. Das entspricht auch nicht unserer Unternehmens DNA. Bei uns kommt auch ohne Rutschen der Spaß nie zu kurz – ich denke hier auch an diverse Teamausflüge und Firmenevents. Zusätzlich gibt es bei uns ja auch zahlreiche internationale Kunden und Projekte – wenn also jemand im Ausland arbeiten möchte, steht ihm auch diese Möglichkeit offen.

Monica Rintersbacher: Finden Sie aktuell genug Mitarbeiter?

Wolfgang Theiner: Wir suchen zurzeit massiv Personen, die B2B-Erfahrung, am besten auf Microsoft-Plattformen, haben. Wir haben gerne Juniors, aber brauchen ebenso Seniors, damit sich die Juniors bei diesen anlehnen können. Ich tue einem jungen Menschen keinen Gefallen, wenn ich ihn in ein Unternehmen hole, wo er niemanden hat, der ihn an der Hand nimmt und führt, weil alle mit Arbeit eingedeckt sind.

Monica Rintersbacher: Sie haben viele langjährige Mitarbeiter. Wie sieht hier die Verweildauer aus?

Wolfgang Theiner: Wir sind stolz darauf, dass wir Mitarbeiter haben, die schon 20 oder 25 Jahre bei uns sind – das ist in der IT nicht selbstverständlich. Wir machen wohl das eine oder andere richtig… Langjährige Mitarbeiter sind für uns natürlich von hoher Bedeutung – diese Expertise und Erfahrung ist unser höchstes Gut. Wir arbeiten mit modernen Technologien, aber es ist ein auf Vertrauen basiertes Business.

Monica Rintersbacher: Welchen Wunsch haben Sie für Ihre Firma?

Wolfgang Theiner: Ich wünsche mir, dass österreichische Unternehmen keine Handstände mehr machen und jeden Stein umdrehen müssen, um neue Mitarbeiter zu finden. Es wäre schön, wenn hier die Politik mehr Initiativen und Schwerpunkte setzen würde. Ich halte auch nichts davon, dass man jetzt beginnt sich gegenseitig Leute abwirbt – das löst das Problem nur kurzfristig. Ich denke, Politik und Wirtschaft müssen Hand in Hand gehen und Ideen entwickeln, wie man dem entgegenwirkt. Ich habe keine Patentlösung, aber das wäre mein Wunsch. Es wäre super, wenn wir in einem Jahr zusammensitzen und sagen können: Wir haben unzählige gute Bewerber.

Monica Rintersbacher: Bleiben wir zuversichtlich. Die Auftragsbücher sind voll und Ihr persönliches Engagement ist vorhanden. Sie haben den Wunsch angesprochen, dass Politik und Wirtschaft mehr zusammenarbeiten und Sie schauen darauf, dass Sie gute Mitarbeiter im Haus haben und Ihre Kunden zufrieden sind. Vielen Dank für das Gespräch!

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