AGATHA KALANDRA - Partnerin und Leiterin Management Consulting bei PwC Österreich / ©PwC

PwC-Studie: Investor:innen legen Wert auf Klimaschutz – trotz Verdacht auf Greenwashing

  • Gefahren in 2023: Investor:innen halten Inflation (67 %), wirtschaftliche Volatilität (62 %) und geopolitische Konflikte (37 %) für die größten Bedrohungen
  • Hohe Bedeutung von Klimaschutz: 44 % der Investor:innen zählen Klimaschutzmaßnahmen zu den fünf Top-Prioritäten von Unternehmen
  • Geschwächtes Vertrauen in ESG-Reportings: 87 % der Investor:innen weltweit glauben, dass Unternehmen Greenwashing betreiben
  • ESG-Investitionen wirtschaftlich vorteilhaft: Fast zwei Drittel (64 %) der globalen Investor:innen sehen Chance auf höhere Renditen
  • Diversity & Inclusion: Nur für 25 % der Investor:innen stellen Diversität, Inklusion & Gleichstellung eine Priorität dar

    Weltweit stufen Investor:innen die Inflation (67 %), wirtschaftliche Volatilität (62 %) und geopolitischen Konflikt (37 %) als die größten Gefahren für Unternehmen in den kommenden 12 Monaten ein – gefolgt von Cybersecurity-Risiken (36 %) und dem Klimawandel (22 %). Das zeigen die Ergebnisse der Global Investors Survey 2022 von PwC. Dennoch erwarten sie von Manager:innen, einen Schwerpunkt auf den Schutz des Klimas zu legen: 44 % der befragten Investor:innen sind der Meinung, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel zu den fünf Top-Prioritäten von Unternehmen zählen sollten. Daneben haben die Innovationsfähigkeit (83 %), die Profitabilität (69 %) sowie Datenschutz & -sicherheit (51 %) oberste Priorität. 

Im Gegensatz dazu werden Aspekte wie Arbeitnehmer:innen-Schutz und -Sicherheit (27 %) als weniger wichtig erachtet. Die Verbesserung von Diversität, Inklusion und Gleichstellung in der Belegschaft von Unternehmen stellt für lediglich 25 % der Investor:innen eine Priorität dar.

Vertrauensprobleme: 87 % der Investor:innen befürchten Greenwashing
Allerdings sind Investor:innen einem schwierigen Informationsumfeld ausgesetzt und haben wenig Vertrauen in die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen: 87 % der Investor:innen glauben, dass Unternehmen zumindest in einem gewissen Ausmaß Greenwashing betreiben. Davon vermuten drei Viertel (78 %), dass „unbestätigte Behauptungen“ sogar in hohem Maße im Reporting vorkommen. Nur 2 % der Befragten sind der Meinung, dass die Berichterstattung von Unternehmen ausschließlich bestätigte Angaben zu Nachhaltigkeit enthält. Angaben von ESG-Ratingagenturen lösen das Vertrauensproblem nicht, da nur 22 % der Investor:innen angeben, diese in einem hohem oder sehr hohem Ausmaß zu nutzen. 

„Wenn weltweit betrachtet fast neun von zehn Investor:innen angeben, dass sie Greenwashing in der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen vermuten, sollte dies Unternehmen und Aufsichtsbehörden aufhorchen lassen. Der Mangel an Vertrauen ist beunruhigend, da Nachhaltigkeitsangaben ständig an Bedeutung gewinnen, sowohl für Entscheidungen von Investor:innen als auch anderer Stakeholder“, erläutert Agatha Kalandra, Vorstandsmitglied und Head of ESG bei PwC Österreich. „Es ist notwendig, dass Unternehmen ihre Daten, Systeme und Governance verbessern – und dass Aufsichtsbehörden sich weiter für global ausgerichtete und kompatible Standards für Berichterstattung und Prüfung einsetzen.“

Fokus auf den Klimawandel als wirtschaftliche Priorität
Investor:innen sehen Klimaschutzmaßnahmen als wirtschaftlich vorteilhaft. Die Gründe für ESG-Investitionen sind vielfältig: Rund zwei Drittel (64 %) der Investor:innen sehen darin das Potenzial, die Anlagerenditen zu erhöhen. 68 % geben den Schutz von Investitionsrenditen ebenfalls als ausschlaggebend an. Die Mehrheit – beachtliche 82 % – tätigt ESG-Investitionen, um den Anforderungen ihrer Kund:innen nachzukommen.

Dieses Muster zeigt ein steigendes Bewusstsein dafür, dass der Klimawandel zu einem wesentlichen Geschäftsrisiko werden könnte. 22 % der Investor:innen geht davon aus, dass Unternehmen allein in den kommenden 12 Monaten hohen oder sehr hohen Klimarisiken ausgesetzt sein werden. 37 % glaubt sogar, dass der Klimawandel auch in den nächsten fünf Jahren eine Bedrohung darstellen wird – ebenso 37 % sehen im selben Zeitraum auch geopolitische Herausforderungen weiterhin als Gefahr an.

Wunsch nach mehr Transparenz
Zwei Drittel der befragten globalen Investor:innen geben an, dass Unternehmen den Geldwert der „Auswirkung, die ihre unternehmerische Tätigkeit oder andere Tätigkeiten auf die Umwelt oder Gesellschaft haben“ offenlegen sollen, um die wirtschaftliche Tragweite ihrer Geschäftsentscheidungen zu verstehen. Zudem möchten fast drei Viertel (73 %) der Investor:innen, dass Unternehmen über die Kosten zur Erreichung ihrer gesetzten Nachhaltigkeitsziele berichten.  

„Sogar in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld sehen 44 % der Investor:innen Klimaschutzmaßnahmen als eine der fünf Top-Prioritäten für den Geschäftsbetrieb. Die erfolgreiche Umsetzung des Wandels hin zu Netto-Null ist daher auch ein wichtiger Schritt, um Kapital anzuziehen“, schließt Agatha Kalandra.

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