Elke Berger; © Doris Kucera

Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien: Beruflicher & privater Einklang im Fokus (Leitbetriebe Austria Interview)

„Gemeinsam mit anderen führenden Leitbetrieben Wesentliches zu ändern, Fehlinterpretationen sowie Schubladen-Denken geradezurücken und eine öffentliche Diskussion über die wertvolle Lebenszeit „Arbeit“ zu führen, macht für uns ganz viel Sinn,“ betont Elke Berger, Bereichsleiterin Human Resources Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien).

Im Interview mit Leitbetriebe Austria spricht Elke Berger darüber, warum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der RLB NÖ-Wien einen so großen Stellenwert hat, welche umfangreichen Maßnahmen bereits gesetzt werden und wie mit profunden Ergebnissen der Initiative Neue Welt der Arbeit die „richtigen“ Akzente gesetzt werden können.

Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen RLB NÖ-Wien im ersten Schritt kurz vor.
Elke Berger: Unser Fokus ist absolute Kundenzentrierung, das heißt all unser Handeln ist auf unsere Kund:innen ausgerichtet, das leben wir von der Zentrale am Wiener Donaukanal bis in die Filialen in ganz Wien. Mit rund 1.200 Mitarbeiter:innen sind wir ein bedeutender Arbeitgeber in der Region, wir wurden mehrfach ausgezeichnet in puncto top Ausbildungsstandort für junge Menschen und wir tragen seit fast 15 Jahren das staatliche Gütesiegel „Audit berufundfamilie“. Wir sind offen für Neues, dazu gehört die Entwicklung innovativer Finanzprodukte genauso wie die Kooperation mit regionalen Unternehmen. An Jobs bieten wir eine sehr breite Palette – auch wenn „Bank“ aufs erste nicht so bunt klingt, vom Junior-Produktentwickler über die ESG-zertifizierte Beraterin bis hin zum Führungsjob in der Bezirksbank ist alles dabei. Vom Spirit her ist die RLB NÖ-Wien open minded und bodenständig zugleich. Wir sehen uns als Raiffeisen NÖ-Wien-Familie, die gemeinsam „mehr bewegen, mehr erleben und mehr bewirken“ will, oder um es mit den Worten unserer geschärften Arbeitgebermarke auf den Punkt zu bringen: „Gemeinsam giebeln wir mehr.“

Sie gehen in Ihrer Fokusgruppe der Frage nach, wie beruflicher und privater Einklang möglich ist. Warum hat sich die RLB NÖ-Wien gerade dieses Thema ausgesucht?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – insbesondere dem Familienleben – hat bei uns einen großen Stellenwert. Für unsere erfolgreichen Bemühungen sind wir seit 2010 mit dem staatlichen Gütesiegel „Audit berufundfamilie“ ausgezeichnet, die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Eigentümerin der RLB NÖ-Wien, sogar seit 2004. Dennoch wollen wir uns stets weiter verbessern sowie neue und vor allem „richtige“ Akzente setzen.

Wie wird beruflicher und privater Einklang in Ihrem Unternehmen gelebt?
Wir haben ein breites Maßnahmenbündel, das die erfolgreiche Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben unterstützt. Ein wesentlicher Grundbaustein dessen ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeiten im Büro und dem Arbeiten von Zuhause. Wir möchten, dass sich unsere Teams regelmäßig Face-to-Face sehen. Denn wir sind davon überzeugt, dass persönlicher Austausch wichtig ist – auch über berufliche Themen hinaus – und wesentlich zu einer gelebten Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem beiträgt.

Um beim Thema Vereinbarkeit alle Generationen gut abzuholen, bieten wir für unsere Führungskräfte einen Workshop zum Thema „lebensphasenorientiertes Führen“ an, bei dem die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen im Fokus stehen.

Neben flexiblen Arbeitszeiten bieten wir für die Eltern durch den Betriebskindergarten mit insgesamt 80 Plätzen und erweiterten Öffnungszeiten von 7:00 bis 18:00 Uhr ein Angebot, ihre Kinder nahe bei sich und gut versorgt zu wissen. Darüber hinaus finden unsere Raiffeisen-Kidscamps in den Sommer- und Herbstferien als zusätzliches Kinderbetreuungsangebot statt. An kindergarten- bzw. schulfreien Tagen gibt es eine Betreuung durch den Anbieter „Flying Nannys“ direkt im Raiffeisenhaus.

In unserem „Life Balance Center“ bieten wir Gesundheitsmanagement, sprich unterschiedliche Angebote rund um das gesamtheitliche Wohlergehen unserer Kolleg:innen. Das umfangreiche Angebot reicht von Fachvorträgen bis hin zu zahlreichen Sport- und Bewegungsangeboten, die sich im Berufsalltag einbauen lassen und somit danach Zeit für die privaten Agenden freispielen.

Sehr wichtig sind uns auch Maßnahmen, die wir durch die Kooperation mit externen Partnern anbieten. Wie beispielsweise ein „Employee Assistance Service“, bei dem in Akutsituationen eine Einzelberatung oder auch rechtliche bzw. sozialarbeiterische Beratung gebucht werden kann. Eltern können hier außerdem Rat und Unterstützung in Erziehungsfragen einholen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil stellt unsere Kooperation mit dem Verein „Rainbows“ dar, der Familien in herausfordernden Zeiten wie Trennung oder Trauer eine Hilfestellung bietet.

Können Sie uns über die Arbeit in der Fokusgruppe bitte ein paar Eindrücke schildern? Wie wird hier gearbeitet?
Offen und konstruktiv. Die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) als Partner an Bord zu haben, hilft uns, unsere Maßnahmen nicht rein aus dem Bauch heraus zu entscheiden, sondern dabei auf profunde Ergebnisse aus wissenschaftlicher Arbeit und Insights aus der Fokusgruppe zu bauen.

In enger Kooperation mit Universitätsprofessor Jonas Puck und seinem Team haben wir die Ausgangssituation und die Fragestellungen besprochen und somit einen besonders erfolgreichen Tag mit der Fokusgruppe ermöglicht.

Was erwarten Sie sich von den Ergebnissen?
Wir freuen uns darauf, zu lernen und zu erfahren, was wir in unseren Bestrebungen beibehalten sollen, aber auch was wir verbessern, anders machen, neu einführen oder vielleicht sogar weglassen sollten.

Was Menschen unter Einklang von Beruf- und Privatleben verstehen, hat – je nach Generation – ja viele Facetten. Als Unternehmen ist es oft nicht einfach, nur richtige Entscheidungen gibt es nicht. Wir freuen uns daher sehr auf die Ergebnisse und werden davon in umfangreichen Diskussionen die passenden Maßnahmen für unsere Kolleg:innen ableiten.

Warum ist die Initiative „Neue Welt der Arbeit“ Ihrer Meinung nach wichtig?
Das so genannte „Neue Arbeiten“ ist in Wahrheit auch oft Interpretationssache. Ob etwas falsch oder richtig ist, ist oftmals auch im unternehmerischen Kontext schwer zu unterscheiden bzw. zu entscheiden. Den Generationen werden Attribute und Verlangen zugeschrieben, die sie so dann aber gar nicht haben und auch nicht haben möchten. Darin liegt die Chance und zugleich die Gefahr, als Unternehmen in bester Absicht vieles gut oder eben unzureichend zu machen.

Trotz des laufenden Wandels bleibt uns eines besonders wichtig: Arbeit darf, ja muss sogar, Spaß machen! Und unsere Kund:innen sowie ihre Bedürfnisse müssen für uns dabei immer im absoluten Vordergrund stehen. Unternehmerischer Erfolg bleibt weiterhin die Basis für sichere, „gute“ Arbeitsplätze. Oft geht dieser Fokus in der öffentlichen Diskussion verloren und wird auf Arbeitszeit und Entgelt verknappt. All diese Gedanken in einer Initiative von Leitbetriebe Austria zu bündeln, begrüßen wir sehr.

Gemeinsam mit anderen führenden Leitbetrieben Wesentliches zu ändern, Fehlinterpretationen sowie Schubladen-Denken geradezurücken und eine öffentliche Diskussion über die wertvolle Lebenszeit „Arbeit“ zu führen, macht für uns ganz viel Sinn. Wir freuen uns, hier nicht nur dabei zu sein, sondern nützliche Inputs und einen wichtigen Beitrag zu leisten – nicht nur für uns, sondern weit darüber hinaus.

Vielen Dank für das Interview!

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