Bernardo Calzadilla-Sarmiento (Managing Director, Directorate of Digitalization, Technology and Agri-Business UNIDO), Gerhard Hrebicek (President European Brand Institute), Andrea Scheichl (Vice-President …sterreichisches Patentamt), Sonja Kato (Moderation), Philipp Bodzenta (Director Public Affairs & Communications Coca Cola), Herbert Kovar (Partner Deloitte Österreich) / Copyright: Ludwig Schedl

Sustainable Brand Talk

Am 26. April 2021 lud das European Brand Institute anlässlich des Welttags des geistigen Eigentums zum Sustainable Brand Talk, der aufgrund der aktuellen Situation via live-stream aus dem APA Pressezentrum übertragen wurde.

Jedes Jahr am 26. April wird der Welttag des geistigen Eigentums (#WorldIPDay) begangen, um auf die Bedeutung der Rechte an geistigem Eigentum hinzuweisen und aufzuzeigen, welche Rolle die Rechte an geistigem Eigentum (IP) bei der Förderung von Innovation und Kreativität spielen. Dem diesjährigen Motto “IP & SMEs: Taking your ideas to market“ folgend, wurde beim Sustainable Brand Talk der Frage nachgegangen, welche Rolle die Rechte an geistigem Eigentum (IP) bei der Förderung von Innovation und Nachhaltigkeit spielen.

“Eine zunehmend digitale Wirtschaft wird dominiert von geistigem Eigentum und immateriellen Vermögenswerten, insbesondere starken und wertvollen Marken“ erklärte Gerhard Hrebicek, Präsident European Brand Institute in seinem Eröffnungsstatement. „Marken und IP-Rechte sind heutzutage die wertvollsten und immer noch am wenigsten verstandenen Vermögenswerte. Viele Unternehmen aber auch die Politik sind sich des immensen wirtschaftlichen Potenzials, welches durch Marken und IP-Rechte freigesetzt werden kann, noch nicht bewusst“, gab er zu bedenken.

Die Keynote hielt Bernardo Calzadilla-Sarmiento, Managing Director, Directorate of Digitalization, Technology and Agri-Business UNIDO zum Thema „Creating Sustainable Brands“. „Heutzutage spiegelt sich der Wunsch, Gutes in der Welt zu schaffen, auch in Unternehmen und ihren Marken wider. Marken sind ein integraler Bestandteil für Innovationen, die Unternehmen dabei helfen, „4IR“-Technologien zu adaptieren, die Digitalisierung zu umklammern und uns dabei helfen, die Agenda 2030 zu erreichen, und können daher der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum sein, mit leuchtenden Beispielen für die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze, Exporte, Wertschöpfung und schnellem Return-on-Investment“, veranschaulichte er anhand von Erfolgsstories aus Tajikistan, Montenegro und Armenien.  

Im anschließenden Expertentalk unter der Leitung von Sonja Kato mit Philipp Bodzenta, Coca-Cola, Christoph Schuh, APG, Andrea Scheichl, Österreichisches Patentamt, Herbert Kovar, Deloitte Österreich und Gerhard Hrebicek, European Brand Institute zum Thema „Democratizing and Promoting IP leading to Sustainable Brands“ wurde der Bedeutung von geistigem Eigentumsrechten zur Förderung von Innovation und Schaffung nachhaltiger Marken diskutiert.

„Die Bedeutung von geistigen Eigentumsrechten für die Gesellschaft und die Wirtschaft ist in den letzten Jahren immer deutlicher geworden. Sie unterstützen z.B. in der EU direkt oder indirekt 35% der Arbeitsplätze, fast 39% des BIP der EU und 90% des Außenhandels. Jüngsten Studien in der EU zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass große Unternehmen Rechte an geistigem Eigentum besitzen, viermal höher als bei kleineren Unternehmen – 40% der größeren Firmen verfügen über eingetragene Rechte. 91% der KMU in der EU und geschätzt 94% weltweit besitzen keine registrierten Marken, Patente und Designs. Aufgabe ist es daher, dieses System demokratischer zu gestalten und einen breiteren Zugang für eine größere Zahl von Unternehmen zu ermöglichen“, erklärte Gerhard Hrebicek.  

Andrea Scheichl, Vizepräsidentin Österreichisches Patentamt sah noch enormen Aufholbedarf und ließ mit trüben Fakten aufhorchen: „Internationale Studien zeigen: Nur 9 % aller Klein- und Mittelbetriebe in der EU besitzen eigene Marken, Patente und Designs. Wenn man alleine die Patente betrachtet, dann sind es nur noch 0,8 % aller Klein- und Mittelbetriebe in der EU. Viel zu wenig!“ und verweist gleichzeitig auf die Angebote des Österreichischen Patentamts für Gründer und KMUs: „Mit kostenlosen Trainings in unserer IP Academy und speziellen Angeboten für Startups und KMU, wie dem Patent Scheck oder der Fast Track Marke, erleichtern wir ihnen den Zugang zum Schutz ihrer Innovationen.“

„Die Corona-Pandemie zeigt: Unternehmen mit starken und gut etablierten Marken sind in der Krise widerstandsfähiger. Grund dafür ist die Fähigkeit von starken Marken, langfristige und nachhaltige Cash-Flows zu erwirtschaften. Daher können diese Unternehmen kurzfristige, krisenbedingte Cash-Flow-Ausfälle besser ausgleichen“, ist Herbert Kovar, Partner Deloitte Tax Austria überzeugt. „Österreich sollte immaterielle Wirtschaftsgüter wie Marken fördern. Die Geschäftsmodelle von modernen Unternehmen, die fit für das 21. Jahrhundert sind, beruhen oft auf Marken. Besonders Klein- und Mittelunternehmen zeigen, dass Digitalisierung Marken braucht und Marken Digitalisierung brauchen.“

Christoph Schuh, Unternehmenssprecher APG zeigte eindrucksvoll auf, welche bedeutende Verantwortung gemeinwirtschaftlichen Unternehmen gerade in Krisenzeiten zukommt: „Nachhaltigkeit und Sicherheit sind zentrale Werte bzw. wichtige Bedürfnisse unserer Gesellschaft gerade in der Gegenwart. Unternehmen oder Institutionen der Gemeinwirtschaft sind verlässliche Eckpfeiler bei der Bewältigung vergangener und aktueller Krisen. Ihre IP’s zählen über Generationen und schaffen Vertrauen. Deshalb sind bzw. agieren diese Marken naturgemäß nachhaltig und im Dienst der Gesellschaft.“

Philipp Bodzenta, Public Affairs Director Coca-Cola, ist davon überzeugt, dass nachhaltige Marken eine Verantwortung für die Gesellschaft haben. „Jede Innovation hat ihren Ursprung in der Vergangenheit. Das heißt: Für eine Marke, die sich immer wieder erfinden muss, braucht es eine nachhaltige, authentische Historie, um innovativ agieren zu können“, so Bodzenta. Erst kürzlich wurde unter seiner Federführung die von Coca-Cola initiierte „RecycleMich“-App gelauncht, die Digitalisierung und Zusammenarbeit erfolgreich verknüpft.

„Unsere Analysen zeigen sehr deutlich, dass Investitionen in Marken die wirtschaftliche Erholung von den pandemiebedingten Einbrüchen unterstützen, Wachstum schaffen und Wohlstand sichern. Nachhaltig orientierte Marken fördern Investitionen, liefern langfristig höhere Renditen, reduzieren das Verlustrisiko, sind weniger volatil und entwickeln sich generell am Kapitalmarkt besser, was sie auch zu einer guten Wahl für langfristig orientierte Investoren und Kapitalgeber macht“, so Gerhard Hrebicek abschließend.

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