©Wiener Linien

Wiener Linien schnüren 5-Punkte-Programm zur Stabilisierung der Intervalle und Bewältigung der angepassten Personalsituation

Rückkehr zu mehr Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit

  • Kollektivvertrags-Erhöhung, Prämie für Überstunden im Fahrdienst und langfristig Arbeitszeitverkürzungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Umsetzung.
  • Stabilisierung der Intervalle durch Fahrplananpassung bei Bim und Bus. U-Bahn-Plan sowie rund 97 Prozent des Fahrplans bleiben unverändert.
  • Optimiertes Ausbildungsprogramm, flexiblere Arbeitszeitmodelle & bessere Entlohnung sollen Attraktivität als Arbeitgeberin steigern.

Die Wiener Linien haben sich in den vergangenen Jahren umfassend auf den historisch größten Generationenwechsel der Unternehmensgeschichte vorbereitet. Die Ausbildungsplätze wurden zwischen 2020 und 2023 von 380 auf 680 fast verdoppelt, in eine neue Lehrwerkstätte werden 22 Mio. Euro investiert sowie zahlreiche neue Kooperationen mit Bildungseinrichtungen etabliert. Dennoch fehlen aktuell weiterhin rund 100 Straßenbahnfahrer*innen und 100 Buslenker*innen, um einen verlässlichen Fahrplan in den gewohnt dichten Intervallen anzubieten. Die äußerst starke Krankheitswelle diesen Winter erschwert die Personalplanung zusätzlich. Das spüren derzeit auch die Fahrgäste an längeren Wartezeiten, vor allem auf die Straßenbahn.

Um die bekannte Regelmäßigkeit sowie Verlässlichkeit zu gewährleisten, haben die Wiener Linien ein 5-Punkte-Programm zur kurzfristigen Stabilisierung der Intervalle und langfristigen Bewältigung der Situation zusammengestellt. Dieses beinhaltet neben einer Kollektivvertrags-Erhöhung für alle Mitarbeiter*innen, eine Adaption der Ausbildung, Anreizsysteme für Mehrleistungen sowie eine weitere Intervallanpassung, die den Fahrplan in den kommenden Monaten stabilisieren und damit auch die Mitarbeiter*innen entlasten wird.

„Das Jahr 2023 steht im Zeichen der Problemlösung. Die Wiener Linien sind ein starkes und zuverlässiges Unternehmen. Aber es gibt Bereiche, in denen wir deutlich besser werden müssen. Dazu gehören die Personalgewinnung und die Optimierung der Arbeitsbedingungen im Fahrdienst sowie die Stabilisierung der Intervalle. Diese Themen haben bei mir und meinem Team in diesem Jahr oberste Priorität “, erklärt Alexandra Reinagl, die neue Vorsitzende der Wiener Linien-Geschäftsführung. „Auch dem Eigentümervertreter Stadtrat Peter Hanke habe ich zugesichert, der aktuellen Situation mit einem umfassenden Maßnahmenpaket entgegenzutreten“, ergänzt sie.

5-Punkte-Programm soll wieder mehr Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bringen
Das 5-Punkte-Programm der Wiener Linien wird in den kommenden Monaten zu einer Stabilisierung der Intervalle führen, soll wieder mehr Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit zurückbringen und die angespannte Personalsituation durch umfassende Maßnahmen verbessern.

Ausbildungsoffensive: Die gesamte Fahrdienstausbildung dauert je nach Vorqualifikation zwischen einem und drei Monaten. Eine Sprachförderung zur Unterstützung bei der Ausbildung wird seit kurzem angeboten und die Schulen wurden – um mehr Lernzeit zu schaffen – um fünf Tage verlängert. Bewerber*innen, deren Deutschkenntnisse für die Absolvierung der Ausbildung nicht ausreichen, können bereits vorab einen Deutschkurs besuchen. Dieser dauert zehn Wochen und wird in der Arbeitszeit durchgeführt. Derzeit werden auch die Lernunterlagen sprachlich und in der Darstellung vereinfacht. Bei entsprechendem Interesse bieten die Wiener Linien zusätzliche Bim-Schulen nur für Frauen an.

Attraktivierung Fahrdienst: Ergebnis der aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen ist eine Erhöhung der Fahrdienstgehälter seit 1. Jänner 2023 um brutto 210 Euro pro Monat. Auch die Zulagen wurden zum Teil wesentlich erhöht. Für jede geleistete Überstunde erhalten die Mitarbeiter*innen im Fahrdienst eine Prämie in der Höhe von 3 Euro zusätzlich zu allen gesetzlichen Zuschlägen. Im Straßenbahnbetrieb setzen die Wiener Linien verstärkt auf Teilzeitkräfte. Langfristig wurde eine Arbeitszeitreduktion von 37,5 auf 35 Wochenstunden bei gleichbleibender Bezahlung vereinbart. Aktuell prüft das Verkehrsunternehmen weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Diensteinteilung. Dabei stehen vor allem die Unterbrecherdienste, welche zuletzt auch Teil der Medienberichterstattung waren, im Fokus. Außerdem wird geprüft, inwiefern es Verbesserungen bei den Orten für Dienststart und Dienstende geben kann.

Recruiting-Push: Der verstärkte Kommunikationsauftritt der Wiener Linien zeigt erste Erfolge und wird 2023 noch weiter intensiviert. Die Straßenbahn-Schulen sind für die kommenden Monate bereits recht gut gefüllt. Im Busbetrieb gibt es in der ersten Jahreshälfte hingegen noch einige freie Ausbildungsplätze. Die Wiener Linien haben außerdem ein „Mitarbeiter*innen werben Mitarbeiter*innen“-Programm eingeführt, über das erfolgreiche Anwerbungen mit je 1.000 Euro belohnt werden.

Stabilisierung der Intervalle: Eine weitere Ausdehnung der Intervalle bei Bim und Bus soll eine bestmögliche Rückkehr zu mehr Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bringen und das Personal entlasten. Dabei werden die Abfahrten außerhalb der Morgenspitze gestreckt. Das passiert auf weniger frequentierten Strecken und innerhalb schlechter ausgelasteter Zeiträume. Rund 97 Prozent des Fahrplans werden weiterhin unverändert angeboten. Die U-Bahn ist von der Anpassung nicht betroffen.

Alle Details dazu:
Die Stabilisierung der Intervalle bei Straßenbahn und Bus wird ab 9. Jänner umgesetzt. Auf 19 der 28 Straßenbahnlinien und 16 der 131 Buslinien gilt dann bis auf Widerruf ein angepasster Fahrplan. Alle 164 Linien und über 5.600 Haltestellen werden auch weiterhin zuverlässig angefahren.
Zum 1. November wurde der Fahrplan der Wiener Linien bereits um 0,4 Prozent reduziert. In einem zweiten Schritt soll nun noch einmal um 2,3 Prozent verringert werden. Die Fahrplananpassung betrifft die Intervalle außerhalb der Morgenspitze unter der Woche ab 9:00 Uhr, an Samstagen ab 7:00 Uhr und an Sonntagen ab 10:00 Uhr. Der Schüler*innen- und Berufsverkehr bleibt davon unberührt. Durch die Anpassung ergeben sich Intervalldehnungen von 40 Sekunden (6‘ auf 6‘40‘‘) bis maximal 2,5 Minuten (7‘30‘‘ auf 10‘) bei Straßenbahn und Bus. Die durchschnittliche Dehnung beträgt rund 2 Minuten. An Wochenenden sowie in der Ferienzeit verlängern die Wiener Linien dadurch bei einigen Straßenbahnlinien das Intervall von 10 auf 12 Minuten.

Externer Partner: Die Wiener Linien haben eine umfassende Evaluierung der internen Abläufe gestartet. Außerdem wird ein externer Partner die Prozesse im Fahrdienst analysieren. Durch internationales Know-How aus der Unternehmensberatung sollen in den kommenden Monaten die Kapazitäts- und Dienstplanung sowie die Arbeitsbedingungen des Unternehmens überprüft und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Aus derzeitiger Sicht gehen die Wiener Linien von einer Verbesserung der Personalsituation bis zum Herbst 2023 aus und werden zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich auch den Fahrplan wieder in vollem Umfang bedienen können. Die Wiener Linien werden in den kommenden Wochen und Monaten regelmäßig über die Wirksamkeit des 5-Punkte-Programms informieren und transparent kommunizieren.

Weiter zum Unternehmensprofil
teilen