35 Jahre Berufskundliche Mittelschule – Erfolgreiche Maßnahme gegen Jugendarbeitslosigkeit
Die Tiroler Jugendarbeitslosigkeit ist niedriger als in den meisten EU-Ländern. Die positiven Zahlen sind kein Zufall, sondern werden in vielen Einzelmaßnahmen des AMS Tirol mit Bildungsinstituten wie dem BFI Tirol erarbeitet.
Eine der erfolgreichsten und nach wie vor hoch aktuellen Maßnahmen zur nachhaltigen Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit ist die Durchführung von Mittelschulexternistenkursen zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses. Diese Berufskundliche Mittelschule bietet seit bereits 35 Jahren Jugendlichen die Möglichkeit, wieder Anschluss im Bildungs- und Ausbildungssystem zu finden.
Viele Eltern machen sich derzeit zurecht Sorgen, dass die Bildung ihrer Kinder durch das Distance-Learning beeinträchtigt wird. Gerade für Familien, die über wenig digitale Medien verfügen, ist es besonders schwierig. Oft können sie ob der eigenen Arbeitsbelastung weder Vorbild für Interessensbildung noch Unterstützung beim digitalen Lernen sein. Aber auch sozial sensible Kinder und Jugendliche, die die Lerngruppe in der Schule als Ansporn brauchen, laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Hier bieten AMS Tirol und BFI Tirol seit vielen Jahren Jugendlichen die Möglichkeit, Versäumtes aufzuholen.
Die Durchführung im Auftrag des AMS Tirol obliegt dem BFI Tirol. In rund 17.000 Einzelprüfungen haben sich in diesen 35 Jahren mehr als 1.400 Jugendliche nachträglich den Mittelschulabschluss erarbeitet und damit ihre Chancen auf einen gelungenen Berufseinstieg entscheidend verbessert. Unterstützt durch SozialpädagogInnen und modernste Lehr-Lernsettings schaffen jährlich rund 75 % der TeilnehmerInnen den Abschluss, rund 10 % davon mit gutem oder sogar ausgezeichnetem Erfolg.
Jede Ausbildung setzt in unserer Wissensgesellschaft ein solides Basiswissen voraus, der Arbeitsmarkt erfordert eine höhere Bildung. Generell ist das Ausbildungsniveau im Steigen, wer hier aber im ersten Anlauf nicht mithalten kann, ist bezüglich seiner Zukunftschancen umso schlechter dran und wird sehr leicht zum Notstandshilfeempfänger. Bildungsferne wird in Österreich in hohem Maße „vererbt“, fast ein Fünftel der Jugendlichen, deren Eltern selbst nur niedrig qualifiziert sind, bricht die Schule oder Lehre ab. Aber nicht nur Bildungsferne sondern Jugendliche aus allen sozialen Schichten haben Lern- oder Lebenskrisen, soziale oder medizinische Probleme, die es aufzuarbeiten gilt, um eine Abwärtsspirale zu durchbrechen.
Die BFI Mittelschule setzte auf das Motto „Erfolg macht erfolgreich“. In unterschiedlichsten schulischen und außerschulischen Tätigkeiten wird es den Jugendlichen ermöglicht, Erfolge zu haben. Die verschiedensten Talente im kreativen, handwerklichen, sozialen, administrativ-organisatorischen Bereich auszuloten macht es möglich, dass sich die darin erfolgreichen Jugendlichen auch an schwierigere Aufgaben heranwagen.
Aufbauprogramm statt Schonhaltung hat sich bewährt und führte zu sehr nachhaltigen Berufswegen: Unternehmer finden sich ebenso unter den AbgängerInnen wie eine bunte Vielfalt handwerklicher Berufe, Handels- und Büroberufe, Krankenpfleger, ChemielabortechnikerInnen und erfolgreiche StudentInnen und Akademiker.
Höherqualifizierung als wirksamste Maßnahme gegen Arbeitslosigkeit fängt mit dem Mittelschulabschluss an. Er ist der vielleicht wichtigste Schritt in ein erfolgreiches Berufsleben.