Copyright: APG

APG Geschäftsbericht 2022: Sichere Stromversorgung

Sicherheit gewinnt – auch oder gerade – in Krisenzeiten an Bedeutung. Die sichere Stromversorgung ist eine wesentliche Grundlage für unsere Gesellschaft. Wichtige Prozesse des Zusammenlebens sowie der Wirtschaft und Industrie sind bereits heute elektrifiziert und der Bedarf an Strom wird auch in Zukunft weiter steigen. Um die Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem versorgungssicher zu managen, braucht es in allen Bereichen des Stromsystems – Strominfrastruktur/Netze, Erneuerbare, Reserven, Speicher, digitale Plattformen – größere Kapazitäten.

Der aktuelle Geschäftsbericht liefert Ihnen eine gute Übersicht darüber, wo die Herausforderungen liegen und einen Einblick in den aktuellen Stand unserer zahlreichen Projekte, die wir bis 2032 mit unseren Investitionen in Höhe 3,5 Mrd. Euro umsetzen werden.

Sichere Stromversorgung – Gerade in Krisenzeiten besonders wichtig!
Die Wichtigkeit der versorgungssicheren Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem

Die sichere Stromversorgung ist eine wesentliche Grundlage für unsere Gesellschaft. Wichtige Prozesse des Zusammenlebens sowie der Wirtschaft und Industrie sind bereits heute elektrifiziert, und der Bedarf an Strom wird auch in Zukunft deutlich steigen. Beschlüsse auf globaler, europäischer sowie österreichischer Ebene sehen eine Umstellung der Energieversorgung vor: raus aus Kohle, Öl und Gas, hin 
zu nachhaltigen Energiequellen. Doch die Umsetzung dieser Prozesse läuft unkoordiniert:

  • Der Ausstieg aus thermischen Kraftwerken bzw. der Atomkraft wurde in einigen Staaten Europas mit unterschiedlicher Geschwindigkeit eingeleitet.
  • Zugleich erfolgte der Ausbau erneuerbarer Energien (u. a. Wasser, PV, Wind, Speicher) sowie der dafür elementar wichtigen Strominfra-struktur (u. a. Stromleitungen, Um-spannwerke) viel zu langsam bzw. ohne Gesamtsystemplanung.

Die energiewirtschaftliche Gesamtlage spitzt sich weiter zu
Der unkoordinierte Transformationsprozess sowie die allgemeine Verknappung von Rohstoffen bzw. der Produktion von Strom führten bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu steigenden Strom- und Energiepreisen. Die geopolitischen Entwicklungen rund um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine haben diese angespannte Lage weiter verschärft. Noch nie da gewesene Preissteigerungen bzw. reale Rohstoff engpässe waren die Folge. Polen kündigte beispielsweise Limitierungen der Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken bzw. Exportstopps für den Winter 2022/23 an.

Die Klimakrise als weiterer verschärfender Faktor
Zusätzlich war der Sommer 2022 europaweit extrem trocken: Niedrige Wasser stände in vielen Flüssen waren die Folge. Diese führten u. a. zur Reduktion von Strom aus Laufwasserkraft (u. a. Österreich August 2022: minus 37 %), zu eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten des Laufwassers für die Kühlung der Atomkraft (v. a. in Frankreich) sowie zu allgemeinen Logistikproblemen (u. a. bei Kohletransporten per Schiff) in Europa (siehe Infografik 1).

Österreich im Zentrum
Österreich ist aufgrund der zentralen Lage von all diesen Entwicklungen betroffen. Insbesondere auch deswegen, weil Österreich vor allem in den Wintermonaten Strom aus anderen Ländern importieren muss.

Winterausblick der ENTSO-E
Die oben angeführten außergewöhnlichen Rahmenbedingungen machten besondere Analysen bzw. Prognosen den kommenden Winter betreffend auf eurpäischer und nationaler Ebene notwendig.
Der am 1.12.2022 veröffentlichte Bericht „Winter Outlook Report 2022/23“ der ENTSO-E (Dachorganisation aller europäischen Übertragungsnetzbetreiber:innen), an dem APG intensiv mitarbeitete, sah für gewisse Regionen in Europa wie etwa Frankreich, Irland und Teile der nordischen Länder verschärfte Risiken voraus. Für die Region Österreich fiel der Bericht jedoch unauffällig aus.

Stresstest: sichere Stromversorgung für Österreich
Das definierte Ziel des Stresstests
„Sichere Stromversorgung für Österreich im Winter 2022/23“ von APG war es, kritische Situationen, die zu stundenweisen Strommangellagen führen können, zu identifizieren. Damit wurde es möglich, im Falle drohender Versorgungslücken weiteren Eskalationen frühzeitig entgegensteuern zu können. In Szenarien bzw. in deren Kombination bestehend aus einer Vielzahl an Einzelfaktoren wurden u. a. unterschiedliche Verfügbarkeiten von Kraftwerksleistungen, Laststeigerungen aufgrund eines erhöhten Verbrauchs sowie die Verknappung von Kohle und Gas an-genommen (siehe Infografik 2).

Der am 4.11.2022 gemeinsam mit dem BMK präsentierte Stresstest wies eine besonders herausfordernde, aber beherrschbare energiewirtschaftliche Gesamtsituation für die kommenden Monate aus. Aufgrund der bereits getroffenen Präventivmaßnahmen (u. a. gefüllte Gasspeicher, gesetzliche Netzreserve) war Österreich aber auf diese Herausforderungen bestmöglich vorbereitet. Unerwartete neue Rahmen bedingungen (extreme Kalt- und Trockenperiode) bzw. gleichzeitig eintretende kritische Ereignisse können aber zu einer Verschärfung der bereits  angespannten Gesamtsituation füh-ren. Festzuhalten ist jedoch explizit: Aktuell und im Zusammenhang mit  den Szenarien besteht jedenfalls kein erhöhtes Blackout risiko.

Strom sparen: Gebot der Stunde
In dieser herausfordernden Zeit ist es ganz besonders wichtig, dass wir alle – jede:r im eigenen Verantwortungsbereich – alles tun, um Verbrauchsspitzen zu verringern, Last zu verschieben
(Demand Side Response) bzw. die Verfügbarkeit von Produktions-, Speicher- und Netzkapazitäten hochzuhalten bzw. sukzessive auszubauen.

APG-Prognosetool für Stromsparen zu Spitzenzeiten
In den Herbstmonaten hat die EU als Reaktion auf die hohen Energie- und Strompreise sowie der angespannten Versorgungssituation mit Strom und Gas in Europa die Stromnotfallmaßnahmenverordnung erlassen, die mit 1.12.2022 in Kraft trat. Diese verfolgt u. a. die Senkung des Stromverbrauchs zu Spitzenzeiten um durchschnittlich 5 %.

In Österreich wurde diese Verordnung mit dem Stromverbrauchsreduktionsgesetz (SVRG) umgesetzt. Im Auftrag des BMK haben die Expert:innen von APG innerhalb weniger Wochen ein Prognosetool entwickelt, das die relevanten Stunden in den Spitzenzeiten als sogenannte „Stromspar stunden“ ausweist. Diese treten abhängig von der möglichen Verbrauchsdeckung durch heimische Erneuerbare werktags am Vormittag (von 8 bis 12 Uhr) und am frühen Abend (von 17 bis 19 Uhr) auf (siehe Infografik 3).

Mit der nun verfügbaren täglichen Prognose für den kommenden Tag wird den Verbraucher:innen angezeigt, wann Stromsparen im Sinne der CO2-Reduktion, einer ökonomischen Entlastung aber auch energiewirtschaftlich am sinnvollsten ist.

APG wurde durch SVRG Abwicklungs-stelle für Demand-Side-Response-Produkt
Mit dem beschlossenen Stromverbrauchsreduktionsgesetz (SVRG) wurde neben freiwilligen Maßnahmen zum Stromverbrauch auch ein Anreizmodell für Verbraucher:innen (u. a. gewerbliche Wirtschaft, Industrie) geschaffen, um in den ausgewiesenen Spitzenzeiten (siehe oben) ihren Stromverbrauch zu reduzieren oder aber aus diesen Zeiten zu verlagern. Dafür wurde APG die technische Abwicklungsstelle.

Mit diesem neuen Demand-Side- Response-Stromsparprodukt wird es möglich, die Flexibilität von Verbraucher:innen mittels einer Reduktion des Stromverbrauchs oder dessen Verschiebung außerhalb der Hauptverbrauchszeiten preisdämpfend und systemdienlich nutzbar zu machen. Die ersten Ausschreibungen waren Anfang 2023 vorgesehen. Dieses Produkt passt in die bereits vor Jahren begonnene Strategie von APG, vorhandene Flexibilitäten von Marktteilnehmer:innen mittels digitaler Plattformtechnologien für Systemdienstleistungen nutzbar zu machen.

Webplattform APG-Powermonitor
Sowohl das APG-Stromspar-Prognosetool, der „Stresstest zur sicheren Stromversorgung für Österreich im Winter 2022/23“ als auch weitere Zahlen, Daten, Fakten und Analysen zur Versorgungssituation in Österreich werden seit Mitte Dezember 2022 im tagesaktuellen APG-Powermonitor zusammengefasst.

Weiter zum Unternehmensprofil
teilen