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Austrian Power Grid (APG): Milder Dezember bringt Laufwasserkraft zurück in Spur

Milder Dezember verbessert Laufwasserkraft – Heimischer Stromverbrauch auf Vergleichsniveau – Österreich glänzt in Rolle als Stromimporteur – Redispatching an 241 Tagen mit Kosten von rd. 100 Mio.€ notwendig

Milder Dezember verbessert Laufwasserkraft
Das erneuerbare Energien über das Jahr hinweg nicht in konstanter Form für die Stromerzeugung zur Verfügung stehen ist Tatsache. „In den kalten Monaten ist die Erzeugung durch nachhaltige Energiequellen, allen voran jene durch Laufwasserkraft, deutlich geringer als das beispielsweise im Frühjahr der Fall ist. Das ist eine saisonal bedingt typische Entwicklung“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

Von der Norm abweichende Wetterverhältnisse können sowohl positive als auch negative Einflüsse auf die Produktion der Erneuerbaren haben. So sorgten zum Beispiel die relativ trockenen Herbstmonate, aufgrund geringen Niederschlages, zu einer vergleichsweise überdurchschnittlichen Reduktion der Laufwasserkraft. „Die Laufwasserkraft befand sich in den Monaten September bis November unter dem langjährigen Durchschnitt“, so Christiner weiter. Der im Jahresvergleich eher milde Dezember konnte die Erzeugung durch Laufwasserkraft dafür, unter anderem durch eine für diesen Monat überdurchschnittliche Niederschlagsmenge in Kombination mit Effekten der Schneeschmelze, verbessern und auf ein saisontypisches Niveau anheben. Der gesamte Anteil von nachhaltig produziertem Strom an der heimischen Verbrauchsdeckung lag im Dezember bei rund 50 Prozent.

Heimischer Stromverbrauch auf Vergleichsniveau
Die Aufzeichnungen zeigen, dass der Stromverbrauch im Dezember, verglichen mit dem durchschnittlichen Vergleichswert aus 2017 bis 2019, fast exakt auf demselben Niveau lag. 2020 ist pandemiebedingt nicht vergleichbar, da es aufgrund Lockdowns zu historischen Einbrüchen im Stromverbrauch kam. Im Schnitt gab es nur einen Unterschied von rund minus 0,4 Prozent. Insgesamt lag der österreichische Strombedarf im Dezember (KW48-KW52) bei etwa 6.700 Gigawattstunden (GWh).

Österreich glänzt in Rolle als Stromimporteur
Durch den Mix aus weniger verfügbaren Strom aus Erneuerbaren und der kalten Jahreszeit – in der der Strombedarf traditionell höher ist – steigt der Bedarf an kalorisch produziertem und importiertem Strom im Land. „Neben der Tatsache, dass im Dezember in Wien die Gaskraftwerke in Betrieb sind, war Österreich im letzten Monat des Jahres wieder ausschließlich in der Rolle des Stromimporteurs. Insgesamt wurde im Dezember eine Energiemenge von 1.568 GWh importiert “, sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Die höchste Tagesmenge wurde am 24. Dezember mit 80,8 GWh registriert. Nach dem 24. Oktober 2021 (84,5 GWh) und dem 11. Jänner 2021 (84,0 GWh), war das der dritthöchste Tagesimport des Jahres.

Energieaustausch auch innerhalb Österreichs notwendig
Das APG-Netz ist das starke Rückgrat der heimischen Stromversorgung. Es ermöglicht den Austausch von Strom von der überregionalen Ebene der APG zu den Verteilernetzbetreibern und umgekehrt. Je nach Verhältnis von zu Verfügung stehender Produktionskapazität zu Strombedarf, im jeweiligen Bundesland, müssen die einzelnen Länder mal mehr oder weniger Strom aus dem überregionalen Netz der APG beziehen bzw. können überschüssigen Strom für die österreichweite Nutzung rückspeisen.

Die Dezemberdaten machen den Bedarf des wechselseitigen Energieaustausches bzw. eines kapazitätsstarken Übertragungsnetzes innerhalb Österreichs deutlich: Die meisten Bundesländer mussten überwiegend Strom aus dem Netz der APG entnehmen, um den Strombedarf im Bundesland decken zu können. Die Ausnahme war das Burgenland: Hier konnte mit 140 GWh – unter anderem durch eine gute Produktion aus Windkraft – fast dreimal so viel Strom in das überregionale Netz rückgespeist werden als entnommen werden musste.

Redispatching an 241 Tagen notwendig – Redispatchkosten rund 100 Millionen Euro
Die Energiezukunft ist komplex und erfordert künftig ein noch leistungsstärkeres Stromnetz. Die Daten zeigen das ganz klar: Aufgrund österreichweit fehlender oder noch in Bau befindlichen Stromleitungen musste 2021 an insgesamt 241 Tagen in das Stromsystem eingegriffen werden, um Engpässe zu managen. „Wir liegen damit rund 31 Tage über dem langjährigen Durchschnitt aus den Jahren 2013 bis 2020. Im Klartext bedeutet das jedoch, dass der zu langsame Netzausbau dem Stromkunden 2021rund 100 Millionen Euro bzw. rund 8 Millionen Euro pro Monat gekostet hat“, sagt Christiner. Rund alle eineinhalb Tage waren solche kostenintensive Redispatch-Maßnahmen notwendig. Darunter versteht man die gezielte Veränderung der Fahrweise von Kraftwerken, um das Übertragungsnetz vor Überlastungen zu schützen. Im Jahr 2021 wurden 87 Prozent der Eingriffe durch unter Vertrag stehenden thermischen Kraftwerken (Bsp. Gaskraftwerke) und 13 Prozent über hydraulische Kraftwerke, wie zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke abgewickelt. Der finanzielle Aufwand von rund 100 Millionen Euro für derartige Eingriffe entspricht einem Neuwert von rund 3.300 E-Autos (2021 wurden in Österreich insgesamt rund 33.400 reine Elektrofahrzeuge neu zugelassen).

„Die Sachlage macht deutlich, wie dringlich die unmittelbare Modernisierung der heimischen Strominfrastruktur ist, damit die sichere Stromversorgung auch in Zukunft gewährleistet und die Energiewende sowie die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie, Mobilität und Gesellschaft überhaupt möglich ist. Dazu braucht es aber alle Akteure im Stromsystem und vor allem wesentlich kürzere Genehmigungsverfahren“, sagt Karall.

Um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden und für die sichere Stromversorgung Österreichs, investiert APG in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro in den Aus – und Umbau der heimischen Strominfrastruktur.

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