Austrian Power Grid (APG): Temperatur bestimmt Stromverbrauch – Produktion durch Erneuerbare nimmt Fahrt auf

Milde Temperaturen im Februar lösen Lockdown als Verbrauchsdämpfer ab

Ende Februar lag der wöchentliche Stromverbrauch in Österreich bei 1.225 Gigawattstunden. Im Vergleich zum Durchschnittswert aus den Jahren 2017 bis 2019 – also den Jahren vor der Covid-Pandemie – sind das zehn Prozent weniger. Klar ist: Die geltenden Corona-Maßnahmen – aktueller Lockdown inklusive regionaler Spezifika – haben nach wie vor leichte Auswirkungen auf die Reduktion der heimischen Stromlast. Im Gegensatz zum ersten Lockdown vor einem Jahr sind diese aber eher gering einzuschätzen.  „Der ausschlaggebende Faktor für die aktuelle Entwicklung des österreichischen Stromverbrauchs ist die Temperatur. Das milde Wetter im Februar und die Tatsache, dass es wieder länger Tageslicht gibt, dämpfen zum Beispiel den Heizbedarf sowie das längere Einschalten diverser Beleuchtungen“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

Eine Reduktion des Stromverbrauchs zeigt sich auch in anderen europäischen Ländern, auch wenn es hier eine gewisse Breite gibt. Ungarn (minus ein Prozent), Spanien und Tschechen (beide minus vier Prozent) liegen nur knapp unter dem Niveau aus dem Durchschnittswert von 2017-2019. Deutlicher sieht es in Italien (minus 11 Prozent) und Frankreich (minus 14 Prozent) aus, wobei auch hier das mildere Wetter einen großen Anteil an dem momentanen Rückgang der Stromlast hat.

Produktion durch Erneuerbare nimmt Fahrt auf
Traditionell ist in der Kernwinterzeit (Dez/Jän/Feb) mit verhältnismäßig weniger Anteil Erneuerbarer in der Stromproduktion Österreichs zu rechnen. Richtung Frühjahr und Sommer nimmt jedoch vor allem die Produktion aus Laufwasserkraft und Photovoltaikanlagen wieder Fahrt auf. Das führt dazu, dass im Februar die Differenz zwischen dem durchschnittlichen heimischen Stromverbrauch und dem erzeugten Strom aus Erneuerbaren zumindest in ein paar Wochen geringer war als Anfang des Jahres. In der zweiten Februarwoche konnten bereits 70% des Verbrauchs durch grünen Strom gedeckt werden. Im letzten Jahr konnte der heimische Verbrauch aufgrund guter Erzeugung durch erneuerbare Energiequellen gepaart mit einer günstigen energiewirtschaftlichen Situation sogar insgesamt 11 Wochen durch Erneuerbare gedeckt werden.

Österreich weiter Importland
Österreich galt im Februar – genau wie im Jänner – fast ausschließlich als Stromimporteur. Die importierten Strommengen sind diesmal jedoch schon etwas geringer ausgefallen. Der Höchstwert lag Mitte Februar bei 67 Gigawattstunden. Eine Ausnahme gab es am 11. Februar, hier konnten 11 Gigawattstunden exportiert werden.

Konventionelle Stromerzeugung treibt Strompreis nach oben
Der Strompreis ist von mehreren Faktoren abhängig: Einerseits vom aktuellen Stromverbrauch, den Strommärkten umliegender Länder und der Menge an konventionell produzierten Strom, wie zum Beispiel durch Gas. Der monatliche Durchschnittspreis im Februar weist gegenüber dem Vergleichszeitraum aus dem Vorjahr eine Steigerung um 73 Prozent auf und betrug 50,4 Euro pro Megawattstunde. „Ursache dafür ist unter anderem, dass im Jänner und Februar deutlich weniger Strom aus Wind- und Sonnenkraft produziert werden konnte als Anfang 2020. Dadurch musste Strom vermehrt konventionell, zum Beispiel durch Gas produziert werden und das treibt den Preis automatisch nach oben. Zusätzlich befindet sich der Gaspreis aktuell auf einem hohen Niveau“, erklärt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. Die Situation betrifft aber nicht nur Österreich, sondern auch unser Nachbarland Deutschland und andere Zentraleuropäische Länder.

Investitionen sind Voraussetzung für nachhaltig sichere Stromzukunft
APG investiert 2021 rund 357 Millionen Euro in die Strominfrastruktur. Neben den energiewirtschaftlichen Aspekten bedeutet das auch einen Boost für die heimische Wirtschaft. „Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nützt uns nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist. Ohne ein sicheres und starkes Stromnetz bleibt die Energiewende ein Wunschtraum“, stellt Christiner klar.

Nach wie vor führen fehlende Netzkapazitäten zu fast täglich notwendigen Systemeingriffen zur Stabilisierung der sicheren Stromversorgung.  Bis Ende Februar mussten bereits an 44 Tagen Redispatch-Maßnahmen durchgeführt werden. „In Zahlen gesprochen bedeutet das für die Stromkunden bereits heuer Gesamtkosten von rund 13 Millionen Euro. Das zeigt wie unerlässlich und dringend notwendig die Investitionen in ein modernisiertes und leistungsstarkes Stromnetz für die sichere Stromversorgung des Landes und das Erreichen der Energiewende sind“, sagt Karall.

Bis 2030 soll der gesamte Strombedarf Österreichs durch Erneuerbare gedeckt werden können, in Europa bis 2050. Für Österreich ist daher ein Ökostrom-Ausbau von 27 TWh vorgesehen, davon sollen 11 TWh (11.000 MW Leistung) auf Photovoltaik (PV) entfallen, 10 TWh (5.000 MW) auf Windkraft, 5 TWh (1.250 MW) auf Wasserkraft und 1 TWh (200 MW) auf feste Biomasse. „Damit der gewaltige Zuwachs an Energie genutzt und verteilt werden kann, braucht es dringendst einen beschleunigten Ausbau der Strominfrastruktur, gesamtsystemische Planungsansätze sowie die Nutzung neuer Flexibilitätsoptionen in Sektoren wie Gewerbe und Industrie. Mit der Schaffung intelligenter digitaler Plattformtechnologien ermöglichen wir die Einbindung dezentraler Flexibilitäten in das Stromsystem“, betont Christiner abschließend.

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