- Christliche Soziallehre und wirtschaftlicher Erfolg sind kein Widerspruch
- Ethisch handeln bedeutet, langfristig zu denken
- Werte geben Halt in Zeiten des Umbruchs
Die Tugenden der christlichen Soziallehre und wirtschaftlicher Erfolg werden nach wie vor oft als Widerspruch gesehen. Dass dies keineswegs der Fall ist und sich werteorientierte Unternehmensführung langfristig sowohl monetär, beispielsweise in höherem Ertrag, als auch nicht-monetär, beispielsweise in höherer Mitarbeiterzufriedenheit, niederschlägt, war die Kernaussage eines von Leitbetriebe Austria organisierten Hintergrundgesprächs in der Apostolischen Nuntiatur Österreich. Der päpstliche Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen betonte die Bedeutung ethischer Fragen für die betriebliche Praxis. Es sei erfreulich, dass diese in den Räumlichkeiten der katholischen Kirche von Spitzenvertretern der österreichischen Wirtschaft erörtert würden.
Familienbetriebe leben Wirtschaftsethik vor
„Wirtschaft bedeutet im wörtlichen Sinn ,Werte schaffen‘“, erklärte Leitbetriebe Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher. „Schon das zeigt, dass Geschäft und Ethik nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. Die Erfolgsorientierung der Wirtschaft und die ethisch / moralischen Ansprüche der christlichen Soziallehre sind durchaus vereinbar.“ Das werde gerade in Leibetrieben praktisch vorgelebt. „Besonders viele Familienunternehmen agieren hier vorbildhaft“, so Rintersbacher. „Wer privat bestimmten Wertvorstellungen folgt, wird sich auch in seinem wirtschaftlichen Handeln bestmöglich an diesen orientieren. Die Tatsache, dass diese Unternehmen stabiler und langfristig erfolgreicher sind als die Wirtschaft im Durchschnitt, zeigt, dass sie damit jedenfalls nicht schlecht fahren.“
Christliche Soziallehre und „moralischer Grundwasserspiegel“
Auch Anton Burger, Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und jeweils promovierter Ökonom, Theologe und Jurist, betont die Gemeinsamkeiten zwischen Ethik und Wirtschaft, war doch schon der Gründer der klassischen Nationalökonomie, Adam Smith, eigentlich Moralphilosoph. „Heute herrscht auch Konsens, dass bei einer entsprechenden Rahmenordnung Kooperation individuell und gesellschaftlich vorteilhafter ist als ein rein egoistisches Konkurrenzstreben. Dazu bedarf es aber auch eines ,moralischen Grundwasserspiegels‘ in einer Gesellschaft im Sinne von gemeinsamen Grundwerten, eines gemeinsamen Ethos. Dieses speist sich in Europa zu einem Gutteil aus der christlichen Sozialethik.“ Daher sei es die Verantwortung der Kirche als Institution und des einzelnen Christen, sich in den gesellschaftlichen Diskurs aktiv einzubringen.
Ethisch handeln bedeutet langfristig denken
Günter Bergauer, Direktor des kirchennahen Bankhaus Schelhammer & Schattera, betont die Verantwortung des Einzelnen. „Die Ausrichtung unternehmerischen Handelns an kurzfristigen Zielen hat sich spätestens in der noch keine zehn Jahre zurückliegenden Finanzkrise als große Schwäche unserer Wirtschaftsordnung erwiesen. Die Grundvoraussetzungen für ethisches Handeln sind Vertrauen und Verantwortung. Die Beachtung ethischer Werte führt fast zwangsläufig zu einer Orientierung an langfristigen Zielen und ist daher in Zeiten befristeter Managementverträge und kurzfristig zu erreichender Benchmarks eine wichtige Leitlinie für das eigene Tun.“
Werte bleiben aktuell
Andreas Gnesda, Geschäftsführer von teamgnesda, das sich mit der Gestaltung von sinnvollen Arbeitswelten beschäftigt, betont, dass Werte auch im 21. Jahrhundert nichts von Ihrer Aktualität verloren haben. „Werte sind alles andere als altbacken. Gerade in Zeiten des Umbruchs in der Arbeitswelt – Stichworte: Digitalisierung oder Innovation – haben Werte wie Verantwortung, Eigeninitiative und Wertschätzung Hochkonjunktur, da sie dem Einzelnen Halt und Orientierung geben. Eine ansprechende Arbeitsumgebung kann Ausdruck dieser Wertschätzung sein, aber auch hier gilt: Die Neugestaltung von Büroräumlichkeiten hat nur dann wirklichen Wert, wenn sie auch gelebte Unternehmenskultur abbildet.“
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