Glück & Zufriedenheit – was macht uns wirklich glücklich?

Der zweite Tag der Performance Tage stand im Zeichen des Glücks. Dieses wurde aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Was brauchen Menschen, was braucht die Gesellschaft, um glücklich zu sein? Wie wichtig ist Glück, um für Herausforderungen aller Art gerüstet zu sein und welche Rolle spielen Visionen und Sinn im Streben nach Glück?

Glück, Zufriedenheit und die Bedeutung von Visionen

Das Thema Glück kann aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden (philosophisch, psychologisch, sozialwissenschaftlich und naturwissenschaftlich).

Aristoteles beispielsweise hat sich dem Thema angenommen. Ihm zufolge strebt alles Handeln nach einem Gut und ist zielgerichtet. Jedem Ziel geht dabei ein anderes Ziel voraus. Er unterscheidet zwischen drei Zielen: Das erste Ziel ist das hedonistische Leben. Dabei geht es um Bedürfnisbefriedigung, Spaß, Freude, Erfüllung und Triebe. Dieses Ziel wird von der breiten Masse verfolgt. Das zweite Ziel ist die politische Lebensform. Es ist getrieben von der Wahrnehmung der Anderen, der Suche nach Anerkennung. Dieses Ziel findet sich z.B. bei Prominenten. Das dritte Ziel ist das philosophische Leben. Dabei geht es um die Aneignung von Wissen und um Vernunft. Nach Aristoteles ist dies das höchste Ziel, welches dem „Göttlichen“ am nächsten kommt.

Ein Blick in die Gegenwart zeigt, das Glück sehr subjektiv ist. Die Forschung hat herausgefunden, dass 50% des Glücks genetisch vorbestimmt ist, 10% machen äußere Umstände aus (Reichtum, Schönheit, Gesundheit) und 40% sind durch bewusstes Handeln steuerbar.  (Sonja Lyubomirsky, Glücksforscherin)

Physiologisch betrachtet ist Glück auch mit chemischen Prozessen im Körper verbunden. Verschiedene Botenstoffe produzieren sogenannte „Glückshormone“, die gemessen werden können – diese basieren primär auf dem Belohnungsprinzip. Werden sie zu sehr ausgereizt, kann es allerdings in ein Suchtverhalten kippen. Bei dieser Form von Glück handelt es sich allerdings immer nur um kurze Glücksmomente und damit kein langfristiges Glück.

Auch das Glück aus z.B. einem Lottogewinn hält nicht langfristig an. Die Set-Point-Theorie besagt, dass sich das Glückslevel nach ca. zwei Jahren wieder auf seinen Ausgangswert einpendelt.

Gibt es nun eine Formel für Glück aus der Wissenschaft?  Die Antwort ist JEIN –weit verbreitet ist allerdings folgende Definition:  

Haben –  Lieben  – Sein
Haben – bedeutet finanzielle Absicherung  
Lieben – Soziale Beziehungen
Sein – Suche nach dem Sinn

Wenn man es ganz genau nimmt – ist Haben die geringst relevante.

Glück ist einfach kein Ziel, dass man erreichen kann. Glück ist eine Art Feststellung von einem aktuellen Standpunkt im Leben, welchen man (wie er ist) anerkennen darf – vor allem in unserer aktuellen Gesellschaft, geht es um die Anerkennung von dem was man hat, was/wer man ist, wo man ist.

Was können wir tun, um zufrieden zu sein? Das Streben nach ständiger Verbesserung / Optimierung beispielsweise macht nicht glücklich, auch Sport oder Kinder machen statistisch gesehen nicht glücklich. Äußere Umstände (z.B. eine schöne Wohnung, Auto) machen nicht glücklich, da wir stets nach dem Nächsten streben.

Conclusio: Was macht nun glücklich? Soziale Beziehung, Suche nach Sinn, finanzielle Absicherung, eigene Lebensziele verfolgen, die über sich selbst hinausgehen. Eine Vision ist etwa ein langfristiger Treiber, der glücklich machen kann. 

(Fachlicher Input von Mag. Sam Ajayi, International Development & Relationship Manager, Wings for Life – Spinal Cord Research Foundation)

Verschiedene Aspekte des Glücks
Wie kann Glück definiert werden? Jeder versteht etwas anderes darunter, es kommt auf die Betrachtungsweise an. Beispielsweise verstehen junge Menschen etwas anderes unter Glück, etwa mehr Freizeit.

Was kann man selbst tun, um glücklich zu sein?

  • Zufriedenheit: Was macht mich glücklich, was tut mir gut, wann war ich stolz auf mich, wann war ich zuletzt glücklich?  
  • Gesundheit: Bewegung, Essen, Trinken tragen zu einem guten Körpergefühl bei. Dies kann ich selbst steuern.
  • Ziele: sich Ziele zu setzen und diese zu verfolgen kann glücklich machen.
  • Glücksboten: Jeder hat individuelle Glücksboten, die z.B. bei Entscheidungen zu Rate gezogen werden. Man kann auch selbst Glücksbote für andere sein. Wer sind meine Glücksboten und für wen kann ich selbst Glücksbote sein?

Glück ist der größte gemeinsame Nenner – jeder möchte glücklich sein. Wir müssen aber auch lernen anzunehmen, was wir haben. Oft sehen wir das nicht und stehen unserem Glück damit selbst im Wege.
(Fachlicher Input von Paul Leitenmüller, CEO, Opinion Leaders Network GmbH)

Gibt es eine Formel für Glück?
Im Deutschen gibt es nur ein Wort für Glück. Dieses stammt ursprünglich vom mittelhochdeutschen Wort „Gelücke“, was so viel bedeutet wie „gelingen“. Glück ist damit das Gelungene, das Erreichte. Im Englischen gibt es mehrere unterschiedliche Wörter für Glück: luck, glad, happiness, fortune. Jedes Wort hat eine etwas andere Bedeutung.

Zum Thema Glück findet man eine Vielzahl an Theorien:
Die Flow-Theorie beispielsweise beschreibt das vollkommene Aufgehen in einer Tätigkeit.

Die Bedürfnispyramide von Maslow beinhaltet physiologische Bedürfnisse, Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und die Selbstverwirklichung.

Drei Wege zum Sinn nach Viktor Frankl:

  • Schöpferische Werte (hier geht es darum, ein Ziel zu verfolgen und zu erreichen)
  • Beziehungswerte (Sinn liegt in der Beziehung zu Menschen, Natur, aber auch zu Dingen)
  • Einstellungswerte (z.B. wie gehe ich mit Schicksalsschlägen um)

Unterschied zwischen Zweck und Sinn:
Wer den Zweck (Geld, Macht, Ruhm, Ansehen) anstrebt wird nicht glücklich, sondern steckt in einem „Hamsterrad“. Konsum macht nicht glücklich, er ist nur eine Ersatzbefriedigung. Sinn (etwas verwirklichen, Vision, Beziehung) macht glücklich.

Sterbende Menschen bereuen am meisten, Gelegenheiten des Lebens nicht genutzt zu haben, dass sie nicht mutig genug waren, ihre Träume zu verfolgen.
(Fachlicher Input von Andreas Gnesda, Beiratsvorsitzender Leitbetriebe Austria)

Glück im oder aus dem Unglück
Durch einen Schwimmunfall mit 17 Jahren verlor Andreas Ernhofer fast sein Leben. Bei einem Sprung ins Wasser brach er sich die Halswirbelsäule. Er kämpfte sich zurück ins Leben und hält heute den Weltrekord im 200 Meter Brust-Schwimmen. Im Leben ist nichts selbstverständlich, oft übersehen die Menschen was sie bereits haben. Pech und Glück können sehr nahe beieinander liegen. Man kann auch in Schicksalsschlägen und tragischen Situationen eine Chance und Möglichkeit sehen. Wichtig ist es, einen positiven Spirit zu behalten und nicht in Verzweiflung zu verfallen. Man muss sich selbst fragen, was man aus seinem Leben machen kann, welche Ziele man sich steckt und manchmal sich auch seinen Ängsten stellen und Gelegenheiten nutzen. Wichtig ist es zudem, auch die Situation anzunehmen und in ihr eine Chance zu sehen.
(Andreas Ernhofer, österreichischer Paraschwimmer, Weltrekordhalter 200 Meter Brust, Beirat Leitbetriebe Austria)

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